Als der MDAX das erste Mal im Februar 2007 über die 10.000er-Marke kletterte, war das Medienecho nur gering. Kaum jemand interessierte sich für die Werte der zweiten Reihe, dabei notiert der Index nun schon bei knapp 17.000 Zählern und hat damit seinen "großen Bruder" deutlich hinter sich gelassen. Beim DAX hingegen wird für jede 1000er-Marke ein riesiger Aufstand veranstaltet, ähnlich wie beim Geburtstag eines über 100-jährigen, wenn jedes weitere Jahr dankbar gefeiert wird und sogar der Bürgermeister regelmäßig vorbei kommt. Doch steht der deutsche Leitindex ebenfalls bereits mit einem Bein im Grab, oder ist der neue Spitzenwert vielmehr der Startschuss für die nächste Jahrhundertrally?

Fakt ist, dass die charttechnischen Rahmenbedingungen derzeit überwiegend positiv sind, nur eine kurzfristige Korrektur muss über kurz oder lang kommen. Doch eine präzise Prognose für mehrere Monate oder Jahre ist unmöglich, das hat die Vergangenheit vielfach gezeigt. Alle Vorhersagen, die über wenige Tage hinaus gehen, sind reiner Voodoo.

Wie können Anleger nun trotzdem einen Erwartungswert für die künftige Marktentwicklung erhalten? Indem sie es wie die Profis machen, und die Statistik zu Rate ziehen. Voraussetzung dafür ist, dass der aktuelle langfristige Aufwärtstrend intakt bleibt. Solange dies der Fall ist (vor Veränderungen dieses Trends werden Sie in der täglichen DAX-Chartanalyse auf www.boerse-online.de rechtzeitig gewarnt), zeigt ein Blick auf die Abstände der vergangenen Hochs, wie sich der Markt verhält: Vom ersten Kontakt mit der 5000er-Marke bis zur heutigen 10.000 benötigte der DAX beispielsweise etwas mehr als 16 Jahre. Von 500 bis 1000 Punkte dagegen auf den Tag genau 25 Jahre.

Doch es geht auch schneller, nicht nur beim Outperformer MDAX. Auch der Deutsche Aktienindex selbst kann in einem guten Marktumfeld geradezu explodieren, so benötigte er von 3000 auf 6000 Punkte nur eineinhalb Jahre (von Januar 1997 bis Juli 1998). Auch von 4000 auf 8000 Punkte ging es schnell, hier reichten zwei und ein dreiviertel Jahr für ein Plus von 100 Prozent. Im Mittel - und dies ist für Technische Analysten der einzig wichtige Wert - benötigte der Index für eine Verdopplung von Rekord zu Rekord unabhängig von der jeweiligen Marktlage rund 5,3 Jahre. Damit wäre noch im Jahr 2019 mit einem Indexstand von 20.000 Punkten zu rechnen.

Selbst wenn die Renditen am Aktienmarkt nur moderate sieben bis zehn Prozent pro Jahr betragen ist die 20.000 noch in vertretbaren acht bis elf Jahren erreicht - größere Zwischenkorrekturen und kleinere Crashs schon mit eingerechnet. Diese Steigerungsraten gelangen dem Deutschen Aktienindex (rückberechnet) sogar schon seit dem Ende des zweiten Weltkriegs, sind also nicht unwahrscheinlich. Sogar die heute noch völlig unvorstellbare 100.000 können viele Anleger bei diesem Tempo noch erleben, sie wäre in 25 (10 Prozent) bis 35 Jahren (7 Prozent) erreicht. So schwierig sind langfristige Prognosen also gar nicht, wenn man ein wenig rechnen kann - und sehr, sehr viel Zeit hat.