Die geplante 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter durch Tesla-Chef Elon Musk lässt nicht nur viele Fragen zur künftigen Ausrichtung der Social-Media-Plattform offen. Mit der Transaktion könnte der 50jährige vielmehr auch sein Kernunternehmen aufs Spiel setzen. Wie sehr die Tesla-Anteilseigner besorgt sind, zeigt der Kursrutsch um über 20 Prozent seit Bekanntwerden der Pläne. Aber auch der Multimilliardär selbst sieht bei der Finanzierung des Deals offenbar Nachbesserungsbedarf. Medienberichten zu Folge führt Musk inzwischen Gespräche über eine geänderte Finanzierungsstrategie. Demnach will er große Investmentfirmen und Privatpersonen wie den früheren Twitter-Chef Jack Dorsey als Kapitalgeber mit ins Boot holen.

Bislang war bekannt, dass Musk die Übernahme unter anderem mit Bankdarlehen finanzieren will, für die er Sicherheiten leisten muss. So ist ein Darlehen über 13 Milliarden Dollar mit Twitter-Anteilen besichert, für ein weiteres über 12,5 Milliarden hat Musk Tesla-Aktien im Wert von 62 Milliarden Dollar hinterlegt, auf die die Banken bei größeren Kursverlusten Zugriff bekommen. Zudem verkaufte er Tesla-Aktien im Wert von 8,5 Milliarden Dollar.

Immense finanzielle Risiken


Unterdessen läuft zwar der Absatz beim Elektroautopionier auf Hochtouren - bei beeindruckend hoher Marge. Dennoch ist auch der Weltmarktführer mit dem Marktstart mehrerer neuer Modelle in einer entscheidenden Phase seines Produktzyklus. Viele Aktionäre befürchten, dass sich der ohnehin eng durchgetaktete Musk zu sehr um sein Twitter-Abenteuer kümmern könnte und Tesla darunter leidet. Schließlich leistet sich der Milliardär auch noch weitere zeitraubende Aktivitäten - vom Weltraumunternehmen SpaceX über das Satellitennetzwerk Starlink bis zum Infrastrukturkonzern Boring Company. Doch nicht zuletzt geht Musk mit dem 44 Milliarden Dollar schweren Twitter-Deal auch immense finanzielle Risiken zu Lasten von Tesla ein. Musk hatte Anfang April bekannt gegeben, dass er neun Prozent an Twitter hält, die Firma komplett übernehmen und anschließend von der Börse nehmen will. Doch auch bei Twitter stellt sich die Frage, was Musk eigentlich will: Mehr Rendite, mehr Macht, mehr Meinung? Der Tesla-Gründer geht jedenfalls mit dem Twitter-Deal beträchtliche finanzielle und unternehmerische Risiken ein.

Einschätzung zur Aktie: Nach Bekanntwerden der Twitter-Pläne ist die Tesla-Aktie über 20 Prozent eingebrochen. Zwar läuft bei Tesla das Geschäft. Doch der Autobauer befindet sich in einer kritischen Marktphase mit mehreren Produktanläufen, die volle Konzentration erfordern. Das Twitter-Abenteuer bindet nicht nur Managementressourcen. Auch die Finanzierung über aktienbesicherte Bankkredite könnte noch zum Bumerang für die Tesla-Aktie werden. Vielleicht gelingt es Musk noch, ein paar kapitalkräftige Investoren ins Boot zu holen. Sonst droht ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Beobachten.

ehr/rtr