Durch die vorgezogenen Neuwahlen in Griechenland ist das Wort Euro-Krise wieder in aller Munde. Anleger fürchten, dass ein Wahlsieg der reformkritischen Oppositionspartei Syriza am 25. Januar die Märkte ordentlich durchschütteln könnte. In jüngsten Umfragen liegt sie 5,3 Prozentpunkte vor den Konservativen von Ministerpräsident Antonis Samaras. Syriza-Chef Alexis Tsipras hat mehrfach angekündigt, den bisherigen Sparkurs zu lockern und mit den internationalen Geldgebern über einen weitreichenden Schuldenerlass verhandeln zu wollen. Mit einer Rekordverschuldung von über 170 Prozent der Wirtschaftsleistung läuft Griechenland daher Gefahr, wieder ins Taumeln zu geraten. Auch ein Ausscheiden aus der Währungsunion ("Grexit") wurde zuletzt wieder diskutiert.
Es folgt ein Überblick über die wahrscheinlichen Markt-Reaktionen auf verschiedene Szenarien zum Ausgang der Wahl:
Auf Seite 2: SYRIZA GEWINNT DIE GRIECHENLAND-WAHL
SYRIZA GEWINNT DIE GRIECHENLAND-WAHL
Sollte Syriza bei der Wahl am Sonntag tatsächlich stärkste Kraft werden, dürfte das an den Märkten zunächst einmal für deutliche Abschläge sorgen. In diesem Fall wäre es unklar, wie es mit Griechenland weitergehe, erläutern Börsianer. Einen Kurssturz beim Dax oder Euro erwarten die meisten Experten aber nicht, weil sie davon ausgehen, dass die Syriza-Partei nicht dauerhaft auf Konfrontationskurs mit den internationalen Geldgebern gehen wird. "Syriza bräuchte vermutlich einen Koalitionspartner, der dann mäßigend eingreifen dürfte", sagt Kapitalmarkt-Experte Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser.
Die Analysten der Commerzbank gehen davon aus, dass Athen kein Interesse daran hat, die Unterstützung der EU zu verlieren und ein Ausscheiden aus der Euro-Zone somit unwahrscheinlich sei. Auch die Geberländer sollten sich den Experten zufolge kompromissbereit zeigen, "weil sie ihren Wählern nicht erklären wollen, dass die Hilfskredite an Griechenland im Fall eines Austritts aus der Währungsunion verloren sind". Athen wird seit 2010 mit Rettungsprogrammen in Höhe von 240 Milliarden Euro von den EU-Staaten und dem Internationalen Währungsfonds über Wasser gehalten.
Auf Seite 3: SAMARAS GEWINNT DIE GRIECHENLAND-WAHL
SAMARAS GEWINNT DIE GRIECHENLAND-WAHL
Im Falle eines Wahlsiegs von Ministerpräsident Antonis Samaras dürfte es nach Einschätzung von FXCM-Analyst Jens Klatt zu Kursgewinnen am Aktienmarkt kommen, weil die Gefahr eines Ausscheidens Griechenlands aus der Euro-Zone erst einmal gebannt schiene. Seit Neujahr verbuchen Dax und EuroStoxx50 ein Plus von 6,4 beziehungsweise 5,6 Prozent. Vor allem die Ankündigung eines umfangreichen Anleihenkaufprogramms durch die EZB trieb die Aktienmärkte zuletzt nach oben. Der Euro, der unter der ultralockeren Geldpolitik leidet, könnte bei einem Wahlsieg von Samaras zu einer leichten Erholung ansetzen. Die Gemeinschaftswährung fiel mit 1,1251 Dollar zuletzt auf den tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren. Die EZB hat angekündigt, in den nächsten Monaten Staatsanleihen sowie andere Wertpapiere im Volumen von insgesamt 1,14 Billionen Euro erwerben zu wollen. Das entspricht etwa elf Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts der Euro-Zone.
Auf Seite 4: PATT UND BALDIGE NEUWAHLEN
PATT UND BALDIGE NEUWAHLEN
Ein Patt und die Aussicht auf baldige Neuwahlen dürfte unter Anlegern laut nicht gerade für Freudensprünge sorgen - insofern würde ein solches Ergebnis des Urnengangs den Dax- und Eurokurs eher drücken. "Börsen hassen nichts mehr als Unsicherheit", sagt Helmer von Hauck & Aufhäuser. Beobachter befürchten zudem, dass dem griechischen Staat bei einer langwierigen Regierungsbildung oder Neuwahlen das Geld ausgeht. Solange keine handlungsfähige Regierung im Amt ist, wird es wohl keine frischen Hilfsgelder geben, prognostiziert die Commerzbank. Kurzfristig pleitegehen dürfte der griechische Staat aber dennoch nicht. In den ersten drei Monaten des Jahres seien die Ausgaben in etwa durch die laufenden Einnahmen gedeckt. Geld für die im ersten Quartal zu leistenden Zinszahlungen und Tilgungen dürfte der griechische Finanzminister zusammenkratzen können. "Die dann noch fehlenden Mittel kann er sich sicherlich am Geldmarkt und bei den griechischen Banken leihen. Im Notfall wird er die Begleichung von laufenden Rechnungen hinauszögern."
Reuters