Liquiditätssicherung und Kostenkontrolle: Anleiheinvestoren messen diesen Managementleistungen hohe Bedeutung bei. Davon hängt schließlich die Zahlungsfähigkeit eines Schuldners beziehungsweise die Belastbarkeit eines Konzerns in konjunkturell angespannten Zeiten entscheidend ab. Wienerberger hat die Investoren zuletzt nicht enttäuscht. Der weltweit größte Ziegelhersteller meistert die aus der Pandemie resultierenden Herausforderungen bislang gut. Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres erhöhte Wienerberger die Cashposition auf 440 Millionen Euro. Ende 2019 waren es 129 Millionen Euro. Und der Umsatz fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um fünf Prozent auf 1,6 Milliarden Euro.
Das gute Abschneiden führt Vorstandschef Heimo Scheuch nicht zuletzt auf das steigende Angebot an nachhaltigen Lösungen für die Bau- und Infrastrukturbranche zurück. Unter anderem bieten die Österreicher energetische Sanierungen an. Der hohe Digitalisierungsgrad habe dafür gesorgt, dass trotz Lockdown die Lieferketten nie unterbrochen waren. Bleiben behördlich angeordnete Schließungen weiterhin aus, hält Scheuch fürs Gesamtjahr ein Vorsteuerergebnis von 480 bis 500 Millionen Euro für möglich.
Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der an 201 Produktionsstandorten in 30 Ländern tätige Konzern noch 587 Millionen Euro. Auch die mittelfristigen Aussichten stimmen Scheuch optimistisch. Der Konzern werde von den Stimulierungsprogrammen zur Überwindung der Covid-Krise profitieren. Die EU und die USA wollen viel Geld in die Modernisierung der Infrastruktur investieren.
Negativer Ausblick
Scheuch sieht zudem die Chance, eine aktive Rolle bei der Konsolidierung der Branche zu übernehmen. Allerdings weist der Konzern bereits eine Nettoverschuldung von 928 Millionen Euro auf. Die Ratingagentur Moody’s beurteilt die Bonität der bis 2026 laufenden Anleihe (siehe Kasten) mit Non-Investment-Grade. Der Ausblick ist negativ. Eine weitere Verschlechterung der Kreditqualität ist daher nicht ausgeschlossen.