Als Reaktion auf die Interessenbekundungen sprang die Worldpay-Aktie knapp 30 Prozent an und zog damit auch andere Zahlungsabwickler nach oben. Nich ist die Wachstumsbranche mit ihren zahlreichen Anbietern stark zersplittert und gilt daher als reif für eine Konsolidierung. "Die Branche der Bezahldienstleister ist derzeit eine der interessantesten in der Finanzwelt", sagte Chefanalyst Angelo Meda vom Investmenthaus Banor Capital. "Es tummeln sich zahlreiche Firmen am Markt und wir werden künftig nur einen bis zwei große Marktführer im Payment-Sektor haben." Am Wochenende hatte der dänische Zahlungsabwicklungs-Spezialist Nets mitgeteilt, mehrere Interessensbekundungen erhalten zu haben. Die Nets-Aktien kletterten daraufhin um knapp 14 Prozent, am Dienstag legten sie um weitere 4,7 Prozent zu.
Nach den Geboten von Vantiv und JP Morgan Chase schließen Beobachter nicht aus, dass weitere Firmen wie Google, Amazon, Apple oder andere Zahlungsdienstleister wie Global Collect, First Data oder PayPal in das Bieterrennen einsteigen. Auch Wirecard wurde in der Vergangenheit immer wieder als Übernahmekandidat gehandelt. Vor allem chinesische Firmen zählten zu den potenziellen Käufern. Und das gilt heute umso mehr. In China tobt nämlich ein Machtkampf zwischen den Unternehmen Alipay, der dem Internetriesen Alibaba zuzurechnen ist, und dem schnell aufholenden Tenpay, der zu Tencent gehört. Wichtig für die beiden Internetgiganten ist es, international vertreten zu sein, um chinesischen Touristen im Ausland Abwicklungsplattformen zu bieten. Aus diesem Grund will die Alipay- Mutter Ant Financial den US-Geldtransferanbieter Moneygram übernehmen. Nicht überraschend wäre es deshalb, so hören wird aus Investorenkreisen, wenn auch Wirecard stärker ins Visier geraten würde.
Die Fusionsfantasie scheint damit mehr und mehr zum wichtigsten Treiber des Wirecard-Kurs zu werden, doch das Unternehmen kann auch operativ überzeugen. Sébastien Sztabowicz von der Investmentbank Kepler Cheuvreux traut den Wirecard-Papieren zu auf 80 Euro zu steigen. Sein Kursziel hebt der Investmentbanker damit um 12 Euro an, es die derzeit höchste Analystenschätzung für den TecDax-Wert. Für Sztabowicz ist Wirecard "eine fantastische Wachstumsstory". Zudem dürften die Gewinnmargen weiter steigen. Bis 2020 könnten sie schließlich Richtung 31 Prozent gehen, schätzt er. Bis dahin könnte sich der Aktienkurs auch verdoppeln, sollte das Management die gesteckten Ziele erreichen. Pos
Auch Goldman Sachs hat seine Sicht auf Wirecard deutlich verbessert. Die Amerikaner hoben das Kursziel für Wirecard von 67 auf 78 Euro an und beließen den Titel auf ihrer "Conviction Buy List". Die Aktie des Zahlungsabwicklers bleibe eine strategische Anlage innerhalb der sich konsolidierenden Branche, schrieb Analyst Mohammed Moawalla in einer Studie vom Mittwoch. Er lobte die gute technologische Plattform, die starke Onlinepräsenz und das Engagement in Asien - dies alles sollte es Wirecard ermöglichen, bis 2021 den Umsatz aus eigener Kraft weiter jährlich um durchschnittlich rund 22 Prozent zu steigern. Gut möglich also, dass die Wirecard-Aktie ihr Potenzial noch nicht ausgeschöpft hat.
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Einschätzung der Redaktion
Wirecard kann auch ohne Funsionsfantasie überzeugen. Gleichzeitig erweisen sich die in der Vergangenheit öfter vorgebrachten Vorwürfe der Geldwäsche als immer haltloser. Mit derartigen Vermutungen hatten Leerverkäufer das Unternehmen wiederholt attackiert und den Kurs damit stark belastet. Bisher waren solche Short-Angriffe jedoch stets Kaufgelegenheiten. Die anrollende Übernahmewelle treibt die Kursentwicklung zusätzlich an.Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 78,00 Euro
Stoppkurs: 53,00 Euro