Nach dem Medienbericht brach die Wirecard-Aktie ein. Im weiteren Handelsverlauf holte das Papier mehr als die Hälfte des maximalen Tagesverlustes wieder auf. Zuletzt notierte der Kurs rund 11 Prozent im Minus.
Gegen den Zahlungsdienstleister Wirecard waren bereits mehrfach derartige Anschuldigungen erhoben worden, zuletzt vor etwa einem Jahr. Allerdings wurden die Vorwürfe in diesen Fällen nicht von einer renommierten Tageszeitung verbereitet, sondern von eher unbekannten Börsendiensten.
Auch vor einem Jahr hatte das Unternehmen die Vorwürfe zurückgewiesen. Damals hatte eine Quelle namens Southern Investigative Reporting Foundation (SIRF) Anschuldigungen gegen Wirecard erhoben. Dem Unternehmen wurden Unregelmäßigkeiten bei einer Übernahme in Indien vorgeworfen. Nach dem Bericht war es vorübergehend zu einem Kursverfall von über zehn Prozent gekommen.
Wirecard war bereits auch mehrfach Ziel sogenannter Short-Attacken. Dabei werden Anschuldigungen über verschiedene Kanäle gestreut. Eingeweihte Investoren profitieren dann von fallenden Kursen.
So hatte vor drei Jahren ein bis dahin unbekannter Analysedienst namens Zatarra mit Betrugs- und Geldwäschevorwürfen ebenfalls einen rasanten Kurssturz ausgelöst. Zatarra ist danach nie wieder in Erscheinung getreten. SIRF wiederum ist ein 2012 gegründeter investigativer US- Online-Nachrichtendienst, der Branchenkennern als vertrauenswürdig gilt.
Die Attacken haben im vergangenen Jahr auch die Staatsanwaltschaft München auf den Plan gerufen. Die Behörde hatte im Dezember 2018 einen Strafbefehl beim Amtsgericht München gegen den Herausgeber des unter "Zatarra" veröffentlichten Börsenreports beantragt. Nach den Vorwürfen war der Aktienkurs eingebrochen, 1,3 Milliarden Euro Börsenwert wurden vernichte. Das einstige Tec-DAX-Mitglied Wirecard ist im September anstelle der Commerzbank in Leitindex DAX aufgestiegen. Die Aktionärsvereinigung DSW zeigte sich zuversichtlich, dass Anleger Schadensersatzforderungen gegen den Zatarra-Herausgeber stellen können.
"Wir gehen davon aus, dass Anleger Schadenersatzforderungen in zweistelliger Millionenhöhe gegen den Herausgeber des Börsenreports stellen könnten", sagte DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt im Dezember. "Wir wissen, dass viele Anleger damals erhebliche Verluste davongetragen haben." Mit dem festgestellten Straftatbestand der Marktmanipulation könnten geschädigte Investoren relativ einfach Schadenersatzansprüche geltend machen, glaubt Bergdolt. "Erforderlich ist dazu lediglich ein deutscher Gerichtsstand."
Wirecard ist ein Dienstleister für den bargeldlosen Online- Zahlungsverkehr. Zu den Kunden zählen Internethändler, klassische Läden sowie Telekomfirmen. Partnerunternehmen sind Mastercard und Deutsche Telekom. Das Geschäftsmodell gilt als intransparent und bietet Kritikern zufolge deshalb auch entsprechend Angriffsflächen.