Nebenwerte sind momentan wieder angesagt bei den Anlegern. Ganz besonders gilt dies für Deutschland, wie sich leicht an der Entwicklung der führenden Aktien-Leitindizes ablesen lässt. Denn während es der Dax bisher noch nicht geschafft hat, das alte Rekordhoch vom April 2015 zu verbessern, befinden sich die Nebenwerte-Indizes MDAX und SDAX längst wieder auf Rekordjagd.

Vor diesem Hintergrund haben die auch auf Nebenwerte spezialisierten Analysten der Berenberg Bank ihre Anlageuniversum nach den aussichtsreichsten europäischen Aktien aus der zweiten und dritten Reihe für 2017 durchforstet. Allgemein zur Ausgangslage heißt es dazu vorab in einer Studie, das Umfeld sei von volkswirtschaftlichen Chancen sowie von politischen und konjunkturellen Unsicherheiten geprägt.

Wie es weiter heißt, sollte das Aktien von Unternehmen mit einem starken Geschäftsmodell, einer fokussierten Ausrichtung, der Fähigkeiten Werte zu schaffen und mit intakten Wachstumsaussichten begünstigen. Wobei Gesellschaften mit solchen Charakteristiken häufig im Nebenwertebereich zu finden seien.

Unter den beobachteten Aktien mit einer Marktkapitalisierung von unter fünf Milliarden Euro sind am Ende 15 Aktien hängengeblieben, die auch deshalb als besonders aussichtsreich eingestuft werden, weil sich auch über kurzfristige Kurskatalysatoren verfügen. Börse Online hat aus diesen Empfehlungen jene fünf Favoriten herausgefiltert, die entweder aus Deutschland stammen oder bei denen das Hauptlising an einer deutschen Börse ist. Auf den nachfolgenden Seiten stellen wir diese Werte etwas nähre vor. Vorab sei schon mal erwähnt, dass sich die Kursziele der Berenberg Bank bei diesem Favoriten für 2017 bis zu 34 Prozent über den aktuellen Notierungen bewegen.

Auf Seite zwei: Hypoport





Hypoport (WKN: 549336)



Der erste deutsche Favorit der Berenberg Bank aus dem Nebenwertesegment heißt Hypoport. Es handelt sich auch um jenen Wert, der unter den hervorgehobenen deutschen Titeln über das geringste Aufwärtspotenzial verfügt. Die Kaufempfehlung ist hier mit einem Kursziel von 95,00 Euro verbunden. Eine Vorgabe, die der Notiz noch neun Prozent Luft nach oben lässt.

Der Finanzdienstleister hat aus Sicht des zuständigen Analysten Gerhard Orgonas Qualität, weil es dem Unternehmen mit der Hilfe von Netzwerkeffekten gelinge, signifikant Marktanteile zu erobern. So habe es die Tochter EUROPACE von 2009 bis 2015 geschafft, den eigenen Marktanteil von rund fünf Prozent auf rund 15 Prozent zu erhöhen. Bis 2019 könne dieser Anteil auf 22 Prozent zulegen, heißt es. Auch traut er dem Unternehmen als Ganzes weiterhin zu, überproportional von dem boomenden deutschen Immobilienmarkt zu profitieren.

Hypoport verfüge über ein hoch skalierbares Geschäftsmodell. Von 2016 bis 2019 hält Orgonas beim Umsatz eine durchschnittliche jährliche Zuwachsrate von 14,5 Prozent für möglich. Beim Gewinn vor Steuern und Zinsen seien im genannten Zeitraum gleichzeitig Steigerungsraten von im Schnitt 17 Prozent p.a. drin.

Die Gesellschaft sei schwer direkt mit anderen Aktien zu vergleichen, doch wenn man internet-basierte Geschäftsmodelle aus dem Immobilienbereich und aus dem Finanzberatungsbereich heranziehe, dann könne auf Basis von Unternehmenswert zum EBIT noch immer von einer leichten Unterbewertung gesprochen werden. Gemessen an den Wachstumsaussichten sei die Bewertung jedenfalls noch immer vertretbar, so das Urteil. Den Gewinn je Aktie sieht die Berenberg Bank für 2016 bei 2,82 Euro, für 2017 bei 3,30 Euro und für 2018 bei 3,86 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 22,6. Eine Dividende dürfte bis auf weiteres nicht ausgezahlt werden.

Charttechnik





Die Hypoport-Aktie hat von Anfang 2009 bis Mitte 2016 einen tollen Lauf hingelegt. Der Kurs stieg da von 4,33 Euro auf 97,00 Euro. Wer da als Anleger mit am Ball dürfte sich zu Recht die Hände reiben. Danach schloss sich eine Konsolidierung an, doch seit Mitte November ziehen die Notierungen wieder an. Von einer wirklich überzeugenden Wiederaufnahme des langfristigen Aufwärtstrends kann aber erst bei neuen Rekordkursen gesprochen werden.

Portrait



Der Hypoport-Konzern ist ein technologiebasierter Finanzdienstleister. Das Geschäftsmodell basiert auf den drei voneinander profitierenden Geschäftsbereichen Institutionelle Kunden, Privatkunden und Finanzdienstleister. In allen drei Geschäftsbereichen befasst sich der Hypoport-Konzern mit dem Vertrieb von Finanzdienstleistungen, ermöglicht oder unterstützt durch Finanz-Technologie (FinTech). Die Europace AG, ein 100-prozentiges Tochterunternehmen von Hypoport, entwickelt und betreibt mit dem internetbasierten Finanzmarktplatz EUROPACE die größte deutsche Plattform für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte und Ratenkredite. Ein voll integriertes System vernetzt mehr als 350 Partner aus den Bereichen Banken, Versicherungen und Finanzvertriebe.

Das Hypoport Tochterunternehmen Dr. Klein & Co. AG ist ein internetbasierter und ungebundener Finanzvertrieb. Die Dr. Klein Spezialisten beraten Privatkunden ganzheitlich in den Bereichen Immobilienfinanzierung, Versicherung und Vorsorge. Schon seit 1954 ist die Dr. Klein Firmenkunden AG wichtiger Finanzdienstleistungspartner der Wohnungswirtschaft und von gewerblichen Immobilieninvestoren.

Auf Seite drei: EDAG Engineering Group



EDAG Engineering Group (WKN: A143NB)



Nicht allzu bekannt ist der zweite Mitfavorit EDAG Engineering Group. Das hat zum einen mit einem noch kurzen Börsen-Dasein zu tun, zum anderen vermutlich damit, dass das mittelständische Unternehmen in der Vergangenheit noch gerade die Öffentlichkeit gesucht hat.

Der Sitz der Holding des Ingenieurdienstleisters für die globale Automobilindustrie befindet sich seit 2015 in der Schweiz. Gegründet wurde das Unternehmen aber 1969 in Deutschland und mit der Edag Engineering GmbH hat die wichtigste operative Gesellschaft ihren Sitz im hessischen Wiesbaden.

Als einer der größten unabhängigen Automobil-Ingenieurdienstleister ist die Gesellschaft aus Sicht der Berenberg Bank eine Wette auf die Forschungs- und Entwicklungs-Ausgaben der Branche. Insbesondere gelte das für die diesbezüglichen Aktivitäten der fünf großen deutschen Automobilhersteller, von denen 60 Prozent der Umsätze stammten. Das Wachstum der globalen Forschungs- und Entwicklungs-Ausgaben in der Automobilbranche wird für die nächsten Jahre auf vier bis fünf Prozent p.a. taxiert. Getrieben werde dieser Aufschwung dabei von einer steigenden Zahl an Fahrzeugmodellen, kürzeren Lebenszyklen, neuen Technologien, der Elektro-Mobilität und einer damit verbundenen wachsende Anzahl von elektrischen und elektronischen Komponenten.

Diese langfristigen Markttrends spielen EDAG laut Berenberg Bank in die Hände. Das Unternehmen sei aufgrund seines Engagements in den wachstumsstarken Geschäftsbereichen Antriebsstrang und Elektrik/Elektronik sowie seines starken Netzwerkes von 60 Standorten weltweit gut positioniert, um Marktanteile zu gewinnen. Dies schaffe wichtige Vorteile, weil die Projekte immer komplexer würden und die Autobauer zudem die Anzahl der Lieferanten verringern. Der Bereich E-Mobilität mache bereits 20-25 Prozent der EDAG-Geschäfte aus.

Bei EDAG stamme 21 Prozent des Umsatzes aus Geschäften mit der Marke VW. Das sei wegen Projektunterbrechungen zuletzt ein Problem gewesen, doch dank neuer Produkteinführungen dürfte es ab Mitte 2017 von dieser Seite wieder positive Impulse auf das Ergebnis geben. Zusammen mit einem intern vorgenommenen Kostensenkungsprogramm könnte sich bei der angepassten EBIT-Marge bis 2018 eine Verbesserung von 200 Basispunkten ergeben.

Der Aktienkurs von EDAG habe in den vergangenen zwölf Monaten stärker korrigiert als das bei den börsennotierten Konkurrenten im Schnitt der Fall gewesen sei. Bei einem achtfachen Verhältnis von Unternehmenswert zum EBIT für das Jahr und einem ebenfalls für das nächste Jahr geschätzten KGV von rund zehn ergebe sich ein Bewertungsabschlag von rund 30 Prozent, obwohl die Wachstumsaussichten für Umsatz und angepassten EBIT besser einzustufen seien. Gemessen daran sei der Titel günstig und das Kursziel bewegt sich mit 21,00 Euro um fast 34 Prozent über den aktuellen Notierungen. Bei der Dividende wird übrigens bis auf weiteres mit einer Zahlung von 0,75 Euro je Aktie gerechnet, woraus sich eine durchaus ansehnliche Rendite errechnet.

Charttechnik





EDAG ist noch nicht sehr lange an der Börse. Der Börsengang erfolgte erst im Dezember 2015 und bis jetzt ist daraus keine Erfolgsstory geworden. Der Ausgabepreis von 19,00 Euro je Aktie konnte zunächst zwar mit einem Anstieg bis auf 22,57 Euro übertroffen werden, doch nur wenig später entstand Abgabedruck, der den Aktienkurs bis auf 13,28 Euro nach unten drückte. Seit Dezember ist es zu einer Erholung gekommen, durch die der Abwärtstrend überwunden werden konnte. Wirklich überzeugend sieht das Chartbild deswegen aber noch immer nicht aus.

Portrait



Die in der Schweiz ansässige EDAG zählt sich zu den global führenden, unabhängigen Ingenieursdienstleistern für die internationale Automobilindustrie. In den Segmenten Fahrzeugentwicklung, Elektrik/Elektronik und Produktionslösungen bietet die Gesellschaft Dienstleistungen entlang des gesamten Entwicklungszyklus an - vom Design bis hin zur vollständigen Fahrzeugentwicklung. Ergänzt wird dies durch Expertise bei der Entwicklung und Optimierung von Produktionsanlagen und Produktionsprozessen. Es werden rund 7.600 Mitarbeiter in 19 Ländern beschäftigt.

Auf Seite vier: Grand City Properties





Grand City Properties (WKN: A1JXCV)



Beim Immobilien-Unternehmen Grand City Properties wittert die Berenberg-Bank erhebliches Wertsteigerungspotenzial. Im beobachteten Nebenwerte-Universum gibt es derzeit nur zwei Titel, bei denen man auf Bewertungsbasis sehr viel Value ausmacht. Einer dieser beiden Werte ist die in Luxemburg ansässige Grand City Properties, deren Aktien derzeit noch im sogenannten Entry Standard gelistet sind, die aber noch in diesem Jahr eine Notierung im regulierten Markt der Frankfurter Börse anstrebt.

Die Kaufempfehlung ist hier mit einem Kursziel von 24,00 Euro garniert. Das verspricht bei einer Zielerreichung ein Kursplus von immerhin gut 34 Prozent. 2016 habe sich die Aktie zwar vergleichsweise schlecht entwickelt, doch genau das mache den Wert inzwischen auch wieder attraktiv. Mit Blick auf Kriterien wie dem Nettoinventarwert sei der Titel unterbewertet. Beziffert wird dieser Nettoinventarwert übrigens für 2016 auf 17,57 Euro je Aktie, für 2017 auf 19,97 Euro und für 2018 auf 21,81 Euro. Bei einer aktuellen Notiz von 17,39 Euro ergibt sich gemessen an der Prognose für 2018 in der Tat ein nennenswerter Abschlag.

Wenn die Ausschüttungsquote für das Geschäftsjahr 2016 wie unterstellt erhöht werde und die Aktie in den Prime Standard der Deutschen Börse wechsele, dann dürften die Anleger im weiteren Jahresverlauf zunehmend auf die Aktie von Grand City aufmerksam werden, heißt es. Die Dividende je Aktie wird für 2016 konkret bei 0,45 Euro gesehen, für 2017 bei 0,56 Euro und für 2018 bei 0,64 Euro. Damit würde sich der Wert Schritt für Schritt zu einem respektablen Dividendenbringer mausern.

Das Portfolio von Grand City ist ausschließlich auf deutsche Wohnimmobilien fokussiert. Die Zahl der Einheiten dürfte von Dezember 2013 bis Dezember 2016 von 26.000 Einheiten auf rund 84.000 Einheiten gestiegen sein. Während sich das externe Wachstum im vergangenen Jahr verlangsamt habe, sei das Unternehmen sehr erfolgreich gewesen bei der Verbesserung der Portfolioqualität. Das habe dabei geholfen, die Leerstandsrate um rund 250 Basispunkte auf 8,1 Prozent zu verringern. Gleichzeitig habe sich das Mietpreiswachstum mit 2,5 Prozent als stabil erwiesen, ein Trend, den der zuständige Kai Klose Analyst auch weiterhin erwartet.

Dank der positiven Dynamik auf dem deutschen Wohnungsmarkt sei gemessen an der derzeitigen Durchschnittsmiete von 5,35 Euro pro Quadratmeter weiteres Erhöhungspotenzial vorhanden. Komme es dazu, dürfte sich das positiv auf den Gewinn und den Nettoinventarwert auswirken. Der Verschuldungsgrad wird als relativ niedrig bezeichnet. Auf Finanzierungsebene wird ansonsten die Chance auf eine weitere Verringerung der Kosten gesehen.

Charttechnik





Bei der erst seit Anfang 2013 börsennotierten Grand City Properties war bis Ende 2015 eine überzeugende Aufwärtsbewegung zu beobachten. Der Kurs kletterte in diesem Zeitraum von 4,10 Euro auf 21,39 Euro. Letztlich hat sich aber per Saldo seit dem ersten Quartal 2015 ein mittelfristiger Seitwärtstrend breit gemacht. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich im Bereich von 15 Euro aber ein anscheinend tragfähiger Boden ausgebildet. Zuletzt hat sich die Notiz von diesem Niveau jedenfalls wieder etwas gelöst und der Titel macht den Eindruck, als ob er jetzt einen Test der oberen Begrenzung des mittelfristigen Seitwärtstrends unternehmen möchte.

Portrait



Grand City Properties bezeichnet sich als ein führendes Immobilien-Unternehmen, das auf den Kauf, die Restrukturierung und die Optimierung von Immobilien spezialisiert ist. Mit einem eigens für das Geschäftsmodell entwickelten IT-System versucht sich das Unternehmen die positive Entwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt zunutze zu machen. Mit Fokus auf für das Geschäftsmodell geeignete Immobilien strebt Grand City Properties nennenswerte Aufwertungen der unterbewerteten Immobilien an sowie das Erwirtschaften von nachhaltigen Erträgen. Das Portfolio der Gruppe liegt in Ballungsgebieten, vorrangig in Nordrhein-Westfalen, in Berlin sowie weiteren bevölkerungsstarken Regionen.

Auf Seite fünf: Dürr





Dürr (WKN: 556520)



Dem mitfavorisierten Lackieranlagenhersteller Dürr billigt die Berenberg Bank in ihrer Kaufempfehlung für den Titel ein Kursziel von 91,00 Euro zu. Um diese Vorgabe zu erreichen, müsste die Notiz um 10,4 Prozent zulegen. Zu den großen Vorteilen des Unternehmens wird die erreichte Größe gezählt. Denn bei Marktanteilen von 25 Prozent bis 50 Prozent in den beackerten Bereichen verfüge die Gesellschaft über wichtige Pluspunkte, um sich gegenüber der Konkurrenz Wettbewerbsvorsprünge zu erarbeiten. Dank einer effizienten Organisation sei das Unternehmen in der Lage, auf EBIT-Basis ansehnliche Margen von acht bis zehn Prozent zu erwirtschaften und auch andere Ertragskennziffern wie die Rendite auf das eingesetzte Kapital könnten sich sehen lassen.

Allgemein rechnet der zuständige Analyst Philippe Lorrain in den kommenden Jahren mit einem soliden Automobilgeschäft. Gestützt wird diese Erwartungshaltung dabei von einer anhaltenden Modernisierung der installierten Basis, steigenden Dienstleistungsumsätzen sowie dem Ersatzzyklus bei Lackierrobotern. Hinzukommen dürften außerdem neue Projekte im Bereich Elektrofahrzeuge. Auf der Ergebnisseite sollte das starke Dienstleistungsgeschäft dabei helfen, die Margenqualität zu erhöhen, sind die Dienstleistungsmargen laut dem Management doch typischerweise doppelt so hoch wie die Neugeschäftsmargen und zudem fungiere dieser Bereich auch als Puffer bei möglichen zyklischen Geschäftsdellen.

Gut entwickeln soll sich auch der Geschäftsbereich Holzbearbeitungsmaschinen der Tochter Homag. Ein intern durchgeführtes Optimierungsprogramm sollte zusätzlich dabei helfen, in diesem Bereich die Margen zu verbessern und der Vorstand habe sich jüngst bei einer Präsentation auch sehr zuversichtlich zu den weiteren Aussichten dieses Segments geäußert. Da sei auch davon die Rede gewesen, dass Homag die bis 2020 gesetzten Ziele eines Umsatzes von 1,25 Milliarden Dollar und einer EBIT-Marge von acht bis zehn Prozent sogar übertreffen könnte.

Laut Analyst Lorrain wird der Titel auf Basis des Unternehmenswertes zum angepassten EBIT mit dem 9.3-fache gehandelt und die Rendite auf den freien Cash Flow bewege sich für 2017 bei 7,2 Prozent. Das sei jeweils besser als die Branchendurchschnittswerte, die mit dem 9,3-fachen und mit 5,5 Prozent angegeben werden. Auf dieser Basis sei die Bewertung noch immer attraktiv, wobei hinzukomme, dass die Gesellschaft auch noch über Optionen im Akquisitionsbereich verfüge. Die nächsten Geschäftszahlen stehen hier am 23. Februar an.

Charttechnik





Bei den Aktien von Dürr ist es von März 2009 bis April 2015 zu einer kompletten Neubewertung gekommen. Das spiegelt sich in einem Kursanstieg von 3,63 Euro auf 109,25 Euro wider. Nach dieser Explosion ist es zu einer Korrektur gekommen, was zum einen völlig normal ist, zum anderen mit aufgekommenen Zweifeln über die weiteren Wachstumsaussichten zu tun hat. Seit einigen Monaten läuft aber bereits ein Erholungsversuch, wobei es Mut macht, dass es immerhin schon gelungen ist, einen zwischenzeitlich seit Mitte April 2014 bestehenden Abwärtstrend wieder zu beenden.

Portrait



Dürr bezeichnet sich als einen weltweit führenden Maschinen- und Anlagenbauer mit ausgeprägter Automatisierungskompetenz. Produkte, Systeme und Services des Konzerns ermöglichen effiziente Fertigungsprozesse in unterschiedlichen Industrien. Neben der Automobilindustrie beliefert Dürr auch Branchen wie den Maschinenbau, die Chemie- und Pharmaindustrie und - seit der Übernahme der Homag Group AG im Oktober 2014 - die holzbearbeitende Industrie. Dürr verfügt über 92 Standorte in 28 Ländern.

Im Jahr 2015 erzielte der Konzern mit knapp 15.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 3,77 Mrd. EUR. Der Konzern agiert mit fünf Divisions am Markt: * Paint and Final Assembly Systems: Lackierereien und Endmontagewerke für die Automobilindustrie. * Application Technology: Robotertechnologien für den automatischen Auftrag von Lack sowie Dicht- und Klebstoffen, * Measuring and Process Systems: Auswucht- und Reinigungsanlagen sowie Montage-, Prüf- und Befülltechnik, * Clean Technology Systems: Abluftreinigungsanlagen und Energieeffizienztechnik, * Woodworking Machinery and Systems: Maschinen und Anlagen für die holzbearbeitende Industrie

Auf Seite sechs: Wirecard





Wirecard (WKN: 747206)



Der Zahlungsdienstleister Wirecard ist der fünfte deutsche Titel, den die Berenberg Bank für das Börsenjahr 2017 als besonders interessant herausstreicht. Das wäre in der Tat sicherlich auch gerechtfertigt, wenn die Kaufempfehlung aufgehen sollte. Denn diese ist mit einem Kursziel von 58,00 Euro verbunden. Das lässt der Notiz immerhin noch fast 26 Prozent Luft nach oben.

Der zuständige Analyst Jean Beaubois ist überzeugt davon, dass Wirecard durch die jüngst getätigte Übernahme des Pre-Paid-Kartengeschäfts der Citibank in den USA eine sehr wichtige Weichenstellung unternommen hat, die dabei hilft, die bereits bestehende internationale Präsenz weiter zu verstärken. Ein Wachstum des globalen Transaktionsvolumens sei unabhängig vom weiteren wirtschaftlichen Umfeld durch den sowohl in den entwickelten als auch in den unterentwickelten Ländern zu beobachtenden Wechsel von Bargeld zum digitalen Geld jedenfalls fast garantiert.

Gefördert werde diese Entwicklung noch durch die von Regulierungsbehörden unternommenen Anstrengungen, mit Hilfe der Zurückdrängung der Bargeldverwendung die Geldwäsche zu verringern und die Steuereintreibungsmöglichkeiten zu verbessern. Zu beachten sei in diesem Zusammenhang, dass alleine in der EU noch rund 70 Prozent der Transaktionen in bar abgewickelt würden, doch angesichts der für die kommenden Jahre prognostizierten Wachstumsraten für das globale B2C-E-Commerce-Geschäft habe der Markt für digitale Zahlungsdienstleister gute Aussichten.

Durch das bereits bestehende internationale Engagement von Wirecard (30 Prozent der Transaktionen stammen von außerhalb der EU) sei das Unternehmen in einer starken Position, um in schnell wachsende Regionen, in denen bis zu 90 Prozent der Zahlungen noch in Bar stattfinden, besonders zu profitieren. Außerdem seien Zahlungsabwickler mit einem breiten Produktportfolio mit einer großen und wachsenden Kundenbasis zu bevorzugen, worüber Wircard jeweils verfüge.

Beaubois hält die Aktie für zu günstig, wobei er das unter anderem an einem Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA von 11,9 festmacht, denn Konkurrenten Wordpay bekomme hier das 13,0-fache zugestanden, obwohl er nur halb so schnell wachse. Von 2016 bis 2019 hält der Berenberg-Analyst beim Umsatz eine durchschnittliche jährliche Zuwachsrate von 21,8 Prozent für erreichbar. Beim Gewinn vor Steuern und Zinsen seien in diesem Zeitraum Steigerungsraten von im Schnitt 24,7 Prozent p.a. realisierbar.

Charttechnik





Bei einem von 2003 bis 2015 verbuchten Kursanstieg von 0,77 Euro auf 47,38 Euro kann die Aktie von Wirecard getrost als eine der großen Erfolgsstorys auf dem deutschen Kurszettel bezeichnet werden. Zuletzt war aber etwas Sand in das Kursgetriebe gekommen, was neben normalen Konsolidierungsbedarf mit Spekulationen rund um das verfolgte Geschäftsmodell zu tun hatte. In den vergangenen beiden Jahren kam der Titel deshalb letztlich nicht mehr entscheidend voran. Doch langsam knabbert die Notiz wieder am bisherigen Rekordhoch und wenn die alte Bestmarke geknackt werden kann, wäre das gleichbedeutend mit einem nicht zu unterschätzenden prozyklischen Kaufsignal.

Portrait



Wirecard zählt sich selbst zu den weltweit führenden unabhängigen Anbietern von Outsourcing- und White-Label-Lösungen für den elektronischen Zahlungsverkehr. Wirecard unterstützt Unternehmen dabei, elektronische Zahlungen aus allen Vertriebskanälen anzunehmen. Über eine globale Multi-Channel-Plattform stehen internationale Zahlungsakzeptanzen und -verfahren mit ergänzenden Lösungen zur Betrugsprävention zur Auswahl. Für die Herausgabe eigener Zahlungsinstrumente in Form von Karten oder mobilen Zahlungslösungen stellt die Wirecard Gruppe Unternehmen die komplette Infrastruktur inklusive der notwendigen Lizenzen für Karten- und Kontoprodukte bereit.