Alipay betreibt ein chinesisches Online-Bezahlsystem. Der Mutterkonzern Alibaba von Gründer Jack Ma ist der führende Onlinehändler in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Bereits jetzt kooperieren Wirecard und Alipay bei einzelnen kleineren Projekten in Europa. Zugang zum immer wichtigeren chinesischen Markt hat Wirecard bislang aber nicht - das Unternehmen ist vor allem in Indien, Südostasien und Afrika vertreten, wo mobile Zahlungsdienstleistungen wegen des weniger stark ausgeprägten Finanzsektors gefragt sind.
Bereits vor einigen Wochen war am Markt über ein Einstiegsinteresse eines chinesischen Investors spekuliert worden. Aus Sicht von Analysten wäre ein Einstieg für beide Seiten sinnvoll. Analysten der Investmentbank Oddo Seydler verwiesen am Morgen darauf, dass der Einstieg auch über eine Kapitalerhöhung erfolgen könnte. Aktuell hat Wirecard einen Marktwert von rund 5,1 Milliarden Euro.
Zuletzt hatten auf Technologie ausgerichtete deutsche Firmen mehrfach das Interesse chinesischer Investoren geweckt: Der Chipausrüster Aixtron etwa, aber auch der Roboterbauer Kuka. Allzu große politische Hürden wie im Fall von Kuka seien bei Wirecard und Alipay nicht zu erwarten, schrieben die Experten von Oddo Seydler. Es gehe in den Medienberichten schließlich um einen Minderheitsanteil - und bei Wirecard würde man einen Ankeraktionär wohl ebenfalls begrüßen. Ein Händler sah das etwas skeptischer: Zahlungsabwickler hätten Zugang zu sehr sensiblen Informationen des Finanzsystems, Regulierer könnten Einsichten chinesischer Unternehmen daher durchaus für wenig wünschenswert halten.
Im Frühjahr sah sich das Wirecard-Management durch Vorwürfe in dubiosen Analystenstudien aus anonymen Quellen unter Druck gesetzt, der Kurs stürzte deutlich ab. Wirecard und Händler machten eine sogenannte "Shortseller"-Attacke dafür verantwortlich. Shortseller versuchten demnach, den Aktienkurs mit Beschuldigungen zu drücken, um mit fallenden Kursen Gewinne zu machen./men/tos/she/stb