HSBC-Analyst Antonin Baudry hält die jüngsten Kursverluste der Wirecard-Aktie für übertrieben und bekräftigte sein Kaufvotum. Das Kursziel hob er von 100 auf 115 Euro an, womit er den Aktien mittelfristig ein Rekordhoch zutraut. Die niedrige Bewertung passe nicht zum starken Unternehmenswachstum, erklärte Baudry. So war der Umsatz allein 2017 um rund 45 Prozent auf 1,49 Milliarden Euro nach oben geschnellt, wie Wirecard Ende Januar auf Basis vorläufiger Zahlen mitgeteilt hatte. Baudry rechnet mit weiteren kräftigen Anstiegen.
Dem Analysten zufolge dürfte Wirecard von der Tendenz europäischer Banken profitieren, bestimmte Zahlungsaktivitäten auszulagern. Er verwies auf die Anfang Dezember angekündigten Verhandlungen mit der französischen Credit Agricole über den Abschluss einer strategischen Partnerschaft. In deren Rahmen wollen die beiden Unternehmen den Handelskunden der Credit Agricole in Frankreich und Europa elektronische Zahlungsdienste anbieten. "Mehr Details zum Umfang der Partnerschaft sollten zum Kurstreiber werden", glaubt Baudry. Er rechnet mit einem möglichen Umsatzwachstum um 3 bis 10 Prozent durch die Zusammenarbeit.
Erst Mitte Januar hatten die Papiere des TecDax -Konzerns bei 111 Euro ihren bislang höchsten Stand erreicht. Bis Anfang Februar waren sie dann im Zuge des Angriffs eines Leerverkäufers - also eines Spekulanten, der auf fallende Kurse wettet - sowie der Kurskapriolen an den globalen Börsen auf 85,38 Euro abgesackt, bevor sie sich etwas stabilisierten.
Dabei hatte in der vergangenen Woche auch das Bekanntwerden von Aktienkäufen durch Wirecard-Chef Braun die Laune der Anleger ein wenig aufgehellt. In der aktuellen Woche legte Braun nun nach, wie aus einer Stimmrechtsmitteilung von diesem Mittwoch hervorging. Er erwarb 25 000 weitere Papiere zu einem durchschnittlichen Preis von 90,5169 Euro. Damit dürfte der Anteil von Braun auf Basis der verfügbaren Informationen auf 7,04 Prozent gestiegen sein.
Braun hatte bereits in der Vergangenheit bei Kursrückgängen zugegriffen. Etwa im Frühjahr 2016, nachdem Wirecard schon einmal unter Beschuss eines Leerverkäufers geraten war. Wie bei dem kürzlich erfolgten Angriff war auch damals das Geschäftsmodell von Wirecard in Frage gestellt worden. Seit dem damaligen Zwischentief unter 30 Euro summiert sich das Plus der Aktien trotz des jüngsten Rückschlags immer noch auf rund 220 Prozent.
dpa-AFx