Nach der gerade erst abgeschlossenen Übernahme der Citi Prepaid Card Services in den USA kauft Wirecard von der Citigroup nun das Kreditkartenakzeptanz-Geschäft in elf asiatisch-pazifischen Märkten. "Die Transaktion umfasst sämtliche Kundenportfolien im Bereich Kreditkartenakzeptanz in Singapur, Hong Kong, Macau, Malaysia, Taiwan, Indonesien, Philippinen, Thailand, Indien, Australien und Neuseeland", meldet Wirecard. Zu Kaufpreis und Integrationskosten machte der Konzern allerdings keine Angaben.
Mit dem Abschluss des Deals rechnet der TecDAX-notierte Konzern bis Juni des kommenden Jahres. Der übernommene Kundenstamm bestehe aus "mehr als 20.000 Händlern, insbesondere aus der Reise- und Transportbranche, dem Finanzdienstleistungssektor, Luxusgüter, Handel sowie Technologie und Telekommunikation", so Wirecard weiter. Ab dem Jahr 2019 solle der Zukauf jährlich 20 Millionen Euro Beitrag zum operativen Gewinn auf EBITDA-Basis bringen, heißt es von Seiten der Gesellschaft weiter.
Zuvor war dem Unternehmen mit der Alipay-Kooperation ein weiterer Coup gelungen. Dabei handelt es sich um eine App, mit der Chinesen außerhalb ihres Heimatlandes mit dem Smartphone bezahlen können. Händler die ihrer asiatischen Kundschaft diese Zahloption bieten wollen, machen dazu ihre Kasse mit Scanner- und Connector-Hardware fit. So kann der Käufer an der Ladentheke sein Smartphone zücken und mittels QR-Code über sein heimisches Alipay-Konto bezahlen. Abgewickelt wird die Transaktion im Hintergrund von Wirecard. Wie viel Potential in dieser Zusammenarbeit steckt, zeigt ein Blick auf die Shoppinglaune der Chinesen im Ausland. Im Urlaub geben die Touristen aus Fernost weltweit gut 261 Milliarden Euro aus. Gleichzeitig ist Alipay in China die wichtigste mobile Bezahllösung des Landes und lässt sich dank der Wirecard-Zusammenarbeit nun komfortabel auf Reisen benutzen.
Ein weiteres Beispiel für den Expansionsdrang der Münchner ist die Türkei. Hier verwaltet das Unternehmen den Zahlungsverkehr des Online-Reisebüro Otlez. Kauft ein Urlauber auf der größten Buchungsplattform des Landes seine nächsten Ferien, wickelt Wirecard die Kreditkartenzahlung ab. Die Zahlmeister sind Partner aller namenhafter Kreditkartenanbieter. Die Liste fängt bei Visa an und setzt sich über Mastercard, American Express oder Union Pay lange fort.
Der jüngste Zukauf ist damit ein weiterer Schritt von Wircard immer mehr Zahlunsgvolumen über die eigene Plattform abzuwickeln. Insbesondere Schwellenländer bieten dabei viel Potential. In den aufstrebenden Industrienationen wächst die Mittelschicht und erfreut sich am Konsum. Weil gleichzeitig die technische Entwicklung immer mehr bargeldloses Zahlen ermöglicht, hat Wirecard auf diesen Märkten gleich eine doppelte Wachstumschance. So plant etwa Indien nach der Abschaffung der 500er und 1000er Rupienscheine mit seiner "Digital India" Agenda, das Bargeld ab 2024 gar keine Rolle mehr spielen soll.
Auf Seite zwei: Einschätzung der Redaktion
Einschätzung der Redaktion
Mit dem Zukauf in Asien setzt Wirecard seine Expansion auf den Auslandsmärkten fort. Dabei zeigt bereits der Schritt in die USA, welches Wachstumspotential die Internationalisierung bietet. Laut dem Marktforscher Datamonitor soll der Internethandel in Amerika bis 2019 im Schnitt um 11 Prozent auf dann 550 Milliarden Dollar wachsen. Das steigende Handelsvolumen sorgt auch dafür, dass immer mehr Produkte bargeldlos bezahlt werden. An dieser Entwicklung verdient Wirdecard als Zahlungsabwickler mit. Weiteres Wachstum generieren die Bayern durch ihre Zusatzangebote. Bei diesen Dienstleistungen handelt es sich beispielsweise um die Möglichkeit mit Wirecard digitale Gutscheine oder Treuepunkte zu verteilen.
Durch die fortwährenden Eintritte auf neue Märkte sollte der Konzern sein hohes Wachstumstempo halten können. Gleichzeitig zerstreut jedes Land in dem Wirecard seine Geschäfte aufnimmt die Vorwürfe von Leerverkäufern. Diese hatten das Unternehmen in der Vergangenheit wiederholt mit teils dubiosen Verdächtigungen wie etwa Geldwäsche angegriffen und den Kurs damit abstürzen lassen. Doch Wirecard unterliegt in jedem neuen Markt der Finanzaufsicht und muss von dieser zugelassen werden. Jede neue Betriebserlaubnis ist damit ein Beleg für die korrekt ausgeführten Geschäfte.
Angesichts der guten Perspektiven will Wirecard sein Ebitda in diesem Jahr mit 382 bis 400 Millionen Euro in der Spitze um bis zu 30 Prozent steigern. Auch die mittelfristige Prognose bestätigte der Konzern bei der Vorlage seine vorläufigen Jahreszahlen für 2016. Demnach soll der Umsatz bis 2020 auf 2,1 Milliarden Euro zulegen und die operative Marge 30 bis 35 Prozent erreichen. Das entspräche einen Ebitda von 640 bis 735 Millionen Euro und damit einem maximalen Anstieg binnen drei Jahren um weitere 83 Prozent.
Auch wenn der Kurs derzeit mit dem starken und mehrfach getesteten Wiederstand bei 48,96 Euro kämpft, ist die Aktie unverändert ein Kauf.
Kursziel: 64,00 Euro
Stoppkurs: 39,00 Euro