Wirecard-Aktie: Zahlungsdienstleister will Geschäft mit Versicherern forcieren - Allianz als Schlüsselpartner
· Börse Online RedaktionBei Allianz Prime erhalten Allianz-Kunden in Italien via App eine aufladbare Kreditkarte von Visa auf ihr Smartphone. Dazu kommen verschiedene Zusatzdienstleistungen wie eine Versicherung bei Versandschäden oder Schutz vor Kreditkarten-Missbrauch durch Dritte. Die virtuelle Kreditkarten-Ausgabe auf dem Smartphone sowie die Abwicklung der Bezahlvorgänge übernimmt Wirecard. Diese Angebote wolle man weiter forcieren, sagte von Knoop.
Denkbar sei künftig etwa die Integration von Reiserücktrittskosten-Versicherungen bei der Buchung auf einem Online-Portal oder eine Versicherung beim Versand empfindlicher Güter wie Smartphones oder TV-Geräte. Zudem könne man auch so genannte Loyality- oder Couponing-Programme integrieren. Dabei können treue Nutzer via App Rabatt-Punkte sammeln und einlösen oder erhalten spezielle Sonderangebote.
Neben dem Ausbau des Geschäfts mit Versicherern will Wirecard zudem den Verkauf von Zusatzdiensten wie Kreditvergaben an Online-Händler ausweiten. Der Bedarf sei groß. Dies komme auch den Margen zugute, erklärte von Knoop. Im zweiten Quartal 2018 habe Wirecard eine Transaktions-Umsatzquote von 1,62 Prozent erreicht. Bei einer abgewickelten Bezahlung über 100 Euro hat Wirecard also zuletzt 1,62 Euro erlöst. Zu Jahresbeginn lag die so genannte "Take-Rate" noch bei 1,57 Prozent bzw. 1,57 Euro.
Wettbewerber wie der Mitte Juni an der Börse gestartete niederländische Zahlungsdienstleister Adyen kommen kaum auf die Hälfte. Zur Begründung verweisen Branchenvertreter auf die Kundenstruktur. Danach macht Adyen gut die Hälfte seines Umsatzes mit wenigen Schwergewichten wie Ebay oder Spotify. Sie forderten erhebliche Preiszugeständnisse, heißt es aus der Branche. Diesem Preisdruck will sich Wirecard mit Zusatzdiensten entziehen.
Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung zeigte sich Wirecards Finanzchef zuversichtlich. Das Weihnachtsgeschäft gebe "immer einen großen Schub". Nach der unlängst angehobenen Prognose erwartet das Unternehmen aus Aschheim bei München für das laufende Jahr nun einen operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 530 bis 560 Millionen Euro, bis 2020 soll das Ebitda sogar auf 950 Millionen Euro steigen. Der Onlinehandel wachse mit "16 bis 17 Prozent pro Jahr", der Markt für mobile Bezahllösungen entstehe gerade erst. Diesen Rückenwind wolle man nutzen.
In Asien sind entsprechende Marketing-Aktionen bereits weit verbreitet. Der chinesische Marktführer Alipay bietet seinen App-Nutzern bei Ankunft am Münchner Flughafen bereits automatisch spezielle Rabatte auf besonders beliebte Waren, wie zum Beispiel Töpfe oder Besteck des Haushaltswaren-Herstellers WMF oder Drogerie-Produkte bei Rossmann. Die Abwicklung beim kontaktlosen Zahlen per Smartphone-App erfolgt über Wirecard.