€URO AM SONNTAG: Nach wiederholten Vorwürfen über Bilanzmanipulationen wollen Sie mit einer "Taskforce" künftig finanzielle Unregelmäßigkeiten bei Wirecard verhindern. Müssten Sie nicht die ganze Organisation neu aufstellen?
ALEXANDER VON KNOOP: Die gesamte Organisationsstruktur müssen wir sicher nicht verändern. Aber wir wollen mit dieser Task Force im Unternehmen aufräumen, und zwar zeitlich unbegrenzt und über alle Unternehmensbereiche und Regionen. Wir wollen damit nicht nur einzelne Prozesse verbessern, sondern auch unsere Aufbau- und Ablauforganisation gründlich auf den Prüfstand stellen. Wir wollen sicherstellen, dass so etwas nicht mehr vorkommt.

Sie haben eine Kooperation mit mit dem japanischen Konzern Softbank angekündigt, der 900 Millionen Euro in eine Wandelanleihe investiert. Ist das ein erster Schritt in Richtung einer Übernahme durch die Japaner?
Nein, das sehen wir nicht so. Unser Interesse war in erster Linie eine strategische Partnerschaft, auch um im asiatischen Raum stärker Fuß zu fassen. Softbank wollte dies mit einem 900-Millionen-Investment in eine Wandelanleihe unterlegen, die in eine Beteiligung von 5,6 Prozent umgewandelt werden kann.

Welche Rolle spielen umgekehrt Zukäufe für Ihre eigene Wachstumsstrategie?
Zukäufe sind für uns opportunistisch, um neue Märkte oder Kundenportfolios zu erschließen.

Und welche Mittel haben Sie dafür zur Verfügung?
Wir haben aus dem laufenden Cashflow, aus freien Kreditlinien und potenziell aus dem geplanten Softbank-Investment freie Mittel von rund 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro zur Verfügung, die auch in Zukäufe fließen könnten.

Welche Investments könnten das sein?


Als Blaupause für die Verknüpfung von Zahlungsabwicklung und klassischen Bankdiensten, einem wichtigen Wachstumsfeld, sehen wir unsere 2018 gestartete Kooperation für digitalen Zahlungsverkehr mit der französischen Bank Crédit Agricole.