Erstmals seit dem DAX-Aufstieg im Herbst 2018 lädt Wirecard morgen zur Hauptversammlung (Messe München). Kamen früher nur ein paar Hundert Aktionäre, werden morgen mehr als 2500 erwartet. Was hat sich durch den DAX-Aufstieg verändert?
Für unsere Geschäftsentwicklung war der DAX-Aufstieg hilfreich. In der Tech- und Innovationsbranche waren wir immer schon gut vernetzt, seitdem sind wir aber tatsächlich auch auf dem Radar einer breiten Öffentlichkeit. Das erleichtert einiges, zum Beispiel im Vertrieb oder bei der Suche nach Fachpersonal.
Als Folge von Betrugsvorwürfen gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Kursturbulenzen. Aktionärsvertreter werfen Ihnen vor, dass Wirecard auch wegen fehlender Compliance und Kontrollsysteme im DAX nichts verloren hat.
Wir haben bereits gute Compliance-Strukturen, durch die wir intern selbständig auf die zuletzt veröffentlichten Themen aufmerksam geworden sind und diese vollständig aufgeklärt haben. Außerdem haben wir eine Weiterentwicklung der Compliance-Organisation beschlossen, bei denen die Compliance-Richtlinien vertikal noch besser gelebt werden - also lokal genauso wie global. Zudem werden wir die Kontrollfunktionen noch stärker von den operativen Geschäftsfunktionen trennen.
Im ersten Quartal stieg der Umsatz um 35 Prozent auf 567 Millionen Euro, der Betriebsgewinn um 41 Prozent auf 158 Millionen Euro. Hat sich das im zweiten Quartal fortgesetzt?
Genaue Zahlen gibt es am 7. August. Was ich heute schon sagen kann: Besonders die Kunden-Neuabschlüsse auf unserer digitalen Financial Commerce Plattform wachsen überproportional. Wir rechnen mit einem sehr guten ersten Halbjahr.
Und im Gesamtjahr?
Vor allem durch die sehr starken Kunden-Neuabschlüsse erwarten wir eine anhaltend gute Entwicklung von Wirecard. Auf dieser Basis konnten wir auch kürzlich unsere Prognose für den Vorsteuergewinn (Ebitda) für das laufende Jahr auf 760 bis 810 Millionen Euro anheben.
Der japanische Technologiekonzern Softbank hat sich vor Kurzem mit einer Wandelschuldverschreibung die Möglichkeit gesichert, als Großaktionär bei Wirecard einzusteigen. Wie entwickelt sich Ihre neue strategische Partnerschaft?
Die Partnerschaft beginnt vielversprechend. Wir sind bereits in Gesprächen mit einigen Portfoliounternehmen von Softbank zu möglichen Kooperationen. Zudem arbeiten wir die konkreten Pläne für den Marktzugang in Japan und Südkorea aus. Beide Länder bieten große Potentiale, sowohl im Mobile Payment- auch im E-Commerce-Bereich.
Streben Sie - neben Softbank - weitere strategische Partner im Aktionärskreis an?
Aktuell nicht.
Sie haben vor Kurzem ein mögliches Aktienrückkaufprogramm in Aussicht gestellt. Können Sie dazu bereits Details nennen?
Dazu gibt es derzeit noch keine zu kommunizierenden Details. Wir halten uns diese Option aber selbstverständlich immer offen.
Haben Sie derzeit mögliche Ziele für Zukäufe im Auge?
Strategische Akquisitionen haben wir nicht geplant - das haben wir mit den Akquisitionen von Teilbereichen der Citi-Group in den USA und Asien abgeschlossen. Wir sind dadurch nun global auf allen Kontinenten vertreten und möchten organisch weiterwachsen. Sollte sich aber eine interessante Option ergeben, schauen wir sie uns natürlich an.
Angesichts der milliardenschweren Übernahmen bei US-Zahlungsabwicklern und der fortschreitenden Marktkonsolidierung: Sehen Sie Wirecard auch als potenzielles Übernahmeziel?
Nein, wir sind eigenständig bestens aufgestellt und können schneller als der Markt zu wachsen.