Nach der starken Goldhausse seit Jahresanfang hat die Nachfrage nach Edelmetallen zuletzt deutlich nachgelassen. Das dürfte noch eine Weile so bleiben. Mittelfristig sollte sich die Rally in diesem Segment aber fortsetzen, weil die Ursachen für eine weiterhin hohe Nachfrage nach Gold und Silber nicht verschwinden werden.

Dazu zählt etwa der drohende No-Deal-Brexit. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat noch einmal bekräftigt, dass sein Land am 31. Oktober aus der EU ausscheiden werde. Sollte das, wie es derzeit aussieht, ohne Abkommen der Fall sein, dürfte dies zu wirtschaftlichen Verwerfungen in Europa führen.

Hinzu kommt die unsichere politische Lage in den USA. Präsident Donald Trump droht ein Amtsenthebungsverfahren wegen der Ukraine-Affäre. Neben politischen Ursachen sprechen für einen starken Goldpreis vor allem Minuszinsen in Europa und bevorstehende US-Zinssenkungen. Sollten die kommen, könnten die Realzinsen, also die Nominalzinsen minus Inflationsrate, in den USA negativ werden. In Europa sind sie es schon. Negative Realzinsen machen Gold für Käufer attraktiv.

Ein weiterer Treiber für den Goldpreis waren 2019 die Notenbanken. Auch das dürfte sich fortsetzen. Im September hat die chinesische Zentralbank 5,9 Tonnen Gold erworben und damit den Aufbau ihrer Goldreserven fortgesetzt. Seit Dezember hat sie gut 100 Tonnen Feinunzen gekauft, nachdem sie die beiden Jahre vorher untätig geblieben war. Da Chinas Goldbestände in Relation zu den Währungsreserven im Westen noch gering sind, dürfte die Zentralbank weiter Gold kaufen. "Wegen der angespannten Beziehungen mit den USA braucht China eine Absicherung für seine großen Dollarreserven. Gold hat diese Funktion", erklärt Howie Lee, Volkswirt bei der Oversea Chinese ­Banking Corporation, dieses Phänomen gegenüber Bloomberg.

Neuer Rekord in Sicht


Auch andere Notenbanken haben 2019 das Edelmetall kräftig aufgestockt, besonders Russland und die Türkei. Global haben die Notenbanken insgesamt bis Ende August 450 Tonnen gekauft, berichtet das World Gold Council, ein Lobbyverband der Goldindustrie. Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte am Jahresende der Rekord von 2017 mit 514 Tonnen übertroffen werden.

Das ist ein Faktor, der den Goldpreis treibt. Die UBS rechnet daher und ­wegen anderer Ursachen mit höheren ­Preisen: "Das gelbe Metall dürfte durch Rückgänge der US-Realzinsen, enttäuschende Wirtschaftsdaten und die Aussichten auf mehr Volatilität an den globalen Börsen gestützt werden", so die Rohstoffexperten der Bank.

Ähnlich wie Notenbanken handeln auch viele Privatanleger. Sie kaufen das Metall, um sich gegen Währungsrisiken und geopolitische Unwägbarkeiten abzusichern. Gold gilt vielen als wert­beständig und krisensicher - vor allem den Deutschen. 38 Prozent von ihnen besitzen Gold, ermittelte die Reisebank, mehr als in jedem anderen Land. Begründet ist das in mehreren Währungsreformen in der deutschen Geschichte.

Der Kauf von Gold über Wertpapiere wie ETCs oder Zertifikate birgt das Risiko, dass im Fall der Insolvenz des Anbieters bei vielen dieser Produkte der Totalverlust droht oder Anleger im Ernstfall nicht an ihr Gold kommen. Daher bevorzugen sicherheitsbewusste Kunden physisches Gold, das sie als Krisenreserve vorhalten. Das Edelmetall muss gelagert werden, entweder im Tresor oder in einem Bankschließfach, das je nach Größe 60 bis 500 Euro pro Jahr kostet. Zudem ist der Abschluss einer Versicherung gegen Raub anzuraten.

Münzen haben gegenüber Barren den Vorteil, dass sie sich im Ernstfall leichter als Zahlungsmittel nutzen lassen. Dafür sind sie teurer als Barren. Denn bei der Anschaffung gilt die Regel: je größer, desto günstiger. Händler lassen sich kleinere Stückelungen durch Preis­aufschläge bezahlen. Wer also Gold als Vermögensschutz horten möchte, sollte Barren bevorzugen. Allerdings sind sie, falls sie nach einem weltweiten Crash wirklich als Zahlungsmittel eingesetzt werden sollten, schlechter stückelbar.

Licht ins Dunkel bringen


Erleichtert wird der Erwerb von physischem Gold durch eine zunehmende Zahl von Goldhändlern, stationär wie online. Das World Gold Council gibt an, dass es allein mehr als 200 Onlineshops gibt, über die das Edelmetall erworben werden kann. Da tut Orientierung not. Daher hat €uro am Sonntag eine Auswahl an Edelmetallhändlern durch das Deutsche Kundeninstitut (DKI) untersuchen lassen. Der Test erscheint bereits zum siebten Mal, 14 Firmen haben ihn in diesem Jahr durchlaufen. Geprüft wurden wie in den Vorjahren die Kategorien Preise & Konditionen, Sicherheit & Transparenz, Handel, Kundenservice und außer Konkurrenz zusätzlich der Altgoldankauf (Erklärung siehe unten).

Das Ergebnis zeigt, dass der Goldhandel im Großen und Ganzen ein hohes ­Niveau aufweist. Vier Anbieter erhielten die Note "sehr gut", vier die Bewertung "gut" und vier "befriedigend". Nur Chassalla Edelmetalle und BM Edelmetalle konnten mit den Bewertungen "ausreichend" und "mangelhaft" nicht überzeugen. Verglichen mit den Vorjahren wurde das Klassement durcheinandergewirbelt. Der Sieger von 2018, Gold SilberShop.de, fiel auf Rang 8 zurück, während Anlagegold24, der 2018 nicht vertreten war, erstmals Gesamtsieger wurde. Der Vorjahreszweite Degussa Gold nahm dieses Jahr wegen personeller Engpässe nicht teil. Auf den Top-Plätzen mit "sehr gut" landeten zudem ESG Edelmetall-Service, philoro Edelmetalle und pro aurum.

Die Analyse stand dieses Jahr unter dem Eindruck des Skandals um die PIM Gold GmbH. Der Händler soll rund 10.000 Kunden betrogen haben. Es besteht der Verdacht, dass die Firma Gold verkaufte, das sie nicht besaß. Kunden hatten 150 Millionen Euro in dem Glauben gezahlt, dafür 3,38 Tonnen des ­gelben Metalls zu bekommen. Dass die Barren wohl gar nicht existierten, fiel nicht auf, da die Firma den Käufern eine ­Zuschlagsrendite versprach, falls das Gold bei PIM eingelagert blieb. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt wegen gewerbsmäßigen Betrugs. Der Geschäfts­führer sitzt in Untersuchungshaft. Über die PIM Gold GmbH wurde ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Änderungen wegen PIM-Skandal


Für das DKI war der Skandal ursächlich dafür, Änderungen in der Kategorie Sicherheit & Transparenz vorzunehmen. PIM Gold hatte seit Jahren keine Bilanzzahlen mehr veröffentlicht, um die ökonomische Lage zu verschleiern. Nur wer seinen Jahresabschluss nun im Bundesanzeiger publiziert und positive Zahlen vorweisen kann, erfüllt jetzt noch die Kriterien der Kategorie Sicherheit & Transparenz. Zu den Kennziffern zählen die Höhe des Eigenkapitals (EK), die EK-Rentabilität, die Fremdkapital- (FK-)Quote und die Änderung des Anlagevermögens.

Gesamtsieger Anlagegold24 überzeugte in dieser Kategorie mit der höchsten Punktzahl. Die Firma legt ihre Bilanzzahlen offen und zeichnet sich durch hohes EK, eine hohe EK-Rentabilität und eine niedrige FK-Quote aus. "Die vier Händler Chassalla Edelmetalle, BM Edelmetalle, GranValora und Kettner-Edelmetalle.de erhielten dagegen in der Sparte Sicherheit & Transparenz alle ein ,ungenügend‘, da sie ihre Bilanzzahlen nicht publizierten", kritisiert Philipp Roth, Verantwortlicher für den Test beim DKI.

Das tat GoldSilberShop.de zwar. Die finanziellen Kennzahlen waren aber so mäßig, dass das Unternehmen in der Sparte Sicherheit & Transparenz nur auf Rang 9 landete. Das und der 9. Platz im Kundenservice führten zum Absturz von Rang 1 auf 8.

Der diesjährige Gesamtsieger Anlagegold24 überzeugte dagegen auch bei Kundenservice und Preise & Konditionen jeweils mit "gut" sowie beim Handel mit "sehr gut".

Was den Handel betrifft, offerieren alle Anbieter neben dem Verkauf auch den Ankauf von Edelmetallen. Sechs haben Edelmetalle mit Fair-Trade-Siegel im Sortiment. Neun Händler haben Lagermöglichkeiten für Kunden im Angebot. Die Sortimentsbreite ist umfassend. Bis auf S + R Edelmetalle führen alle Händler die gängigsten Goldbarren­größen. Bei Silberbarren ist die Auswahl geringer, aber zufriedenstellend. Fast alle Anbieter bieten Barren und Münzen aller vier Edelmetalle an.

Preislich existieren aber große Unterschiede. Die Preise für den Kauf eines Goldbarrens mit 31,1 Gramm variierten je nach Händler um 2,1 Prozent, für eine Krügerrand-Goldmünze um 2,2 Prozent und für eine Silbermünze Maple Leaf ­sogar um 4,2 Prozent. Negativ fällt auf, dass bis auf vier Anbieter alle ihren Kunden die Lieferkosten prinzipiell in Rechnung stellen. Im Schnitt werden für den Versand eines Goldbarrens mit 31,1 Gramm 12,30 Euro berechnet. Am günstigsten ist es bei philoro Edelmetalle mit 6,90 Euro.

BM Edelmetalle verlangt 35 Euro, wenn online bestellte Ware mit einem Wert unter 7.500 Euro in der Filiale abgeholt wird, GoldSilberShop.de 49,95 Euro. Anlagegold24 erhebt als einziger Anbieter drei Prozent Preisaufschlag für Barzahlung bei Abholung.

Kundenservice überzeugt


Dafür bietet der Testsieger als einer von drei Anbietern den Service an, per Nachnahme bezahlen zu können. Gängig ist Vorkasse, was alle 14 Händler offerieren. Bei sonstigen Zahlungsarten wie Paypal und Kreditkarte besteht aber noch erheblicher Nachholbedarf. "Zufriedenstellend ist hingegen der Kundenservice", sagt Roth. Auf alle per Hotline und E-Mail gestellten Fragen bekamen die Tester eine Antwort. "Insgesamt war der Kundenservice neben Preise & Konditionen die Kategorie, in der über alle Anbieter hinweg im Schnitt die besten Ergebnisse erzielt wurden", lobt Roth die Kundenfreundlichkeit.

€uro am Sonntag Goldhändlertest:


Das Deutsche Kundeninstitut hat für €uro am Sonntag zum siebten Mal die Qualität von Edelmetallhändlern umfassend getestet. 14 Anbieter wurden in rund 360 Kundenkontakten nach 265 Einzelkriterien bewertet. Im Fokus waren vier Kategorien. Eine Zusatzkategorie (Altgoldhandel) wurde beurteilt, ohne in die Gesamtnote einzufließen.

Preise/Konditionen (Gewichtung 30 Prozent): Verglichen wurden die Preise beim Verkauf und Ankauf eines Goldbarrens und einer Krügerrand-Goldmünze sowie einer Silbermünze Maple Leaf mit einem Gewicht von jeweils einer Unze. Zudem wurden zusätzliche Gebühren wie Versandkosten bewertet.

Sicherheit/Transparenz (30 Prozent): Analysiert wurde, ob Informationen transparent bereitgestellt werden, und wie vertrauenswürdig und sicher der Handel über Anbieter ist. Erstmals wurden Finanzkennziffern und Bilanzzahlen geprüft, um die wirtschaftliche Lage der Anbieter zu beurteilen.

Handel (20 Prozent): Bewertet wurden der Leistungs- und Produktumfang. Entscheidend waren vor allem die ­Sortimentsbreite (Umfang angebotener Edelmetalle) und -tiefe (Anzahl der Produkte je Edelmetallart).

Kundenservice (20 Prozent): Beurteilt wurden Ausmaß und Qualität des Kundenservice, den die Händler per Telefon, E-Mail und Facebook sowie in ihren Onlineshops bieten.

Altgoldankauf: In welcher Form Altgold und Altsilber angekauft und welche ­Methoden genutzt werden, um Wert und Echtheit zu bestimmen, wurde bewertet.