ZINSSKANDAL:

Wegen der Manipulation wichtiger Referenzzinssätze wie Euribor und Libor steht die Bank an mehreren Fronten unter Druck. Die EU-Kommission verhängte Ende 2013 eine Strafe von 1,7 Milliarden Euro gegen sechs Großbanken, davon entfiel mit 725 Millionen Euro der Löwenanteil auf das Frankfurter Geldhaus. Eine Strafe der angelsächsischen Aufseher steht noch aus. Finanzkreisen zufolge sind die Verhandlungen mit ihnen aber in die heiße Phase eingetreten, die Bank will sich mit den diversen Behörden gleichzeitig einigen und einen Schlussstrich ziehen.

Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat die seit dem Sommer 2012 laufende Libor-Sonderprüfung bei der Deutschen Bank 2013 noch einmal intensiviert. In einem Zwischenbericht, aus dem der "Spiegel" zitierte, wirft die BaFin der Bank vor, aus dem Skandal bisher nicht die nötigen Konsequenzen gezogen zu haben - auch personeller Art. Ergebnisse werden nun bis spätestens zum Jahresende erwartet.

Im eigenen Haus ist der Streit über die Verantwortung für die Manipulationen ebenfalls noch nicht geklärt. Im September 2013 verdonnerte ein Gericht die Bank dazu, vier Händler wieder einzustellen, die wegen mutmaßlicher Tricksereien bei den Zinssätzen entlassen worden waren. Das Geldhaus selbst habe den Interessenkonflikt heraufbeschworen, der zu den Entlassungen geführt habe, urteilte das Frankfurter Arbeitsgericht. Vergleichsverhandlungen blieben bislang ohne Ergebnis, der Fall landete vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht.



US-SANKTIONEN:



Die USA verdächtigen etliche Finanzinstitute, gegen Sanktionen verstoßen zu haben, die gegen Länder wie den Iran verhängt wurden. Einige Vergleiche gibt es bereits. Am tiefsten musste dabei die französische BNP Paribas in die Tasche greifen: Sie zahlte eine Rekordstrafe von knapp neun Milliarden Dollar. Die Deutsche Bank wird von den US-Behörden ebenfalls verdächtigt, dürfte Analysten zufolge aber mit deutlich weniger davonkommen - sie rechnen mit mindestens 300 Millionen Euro Strafe. Die Gespräche über einen Vergleich laufen, wie Insider berichten. Die Bank selbst hat betont, sich bereits 2007 aus dem Iran-Geschäft zurückgezogen zu haben.



US-HYPOTHEKEN:



Ende 2013 zahlte die Bank 1,4 Milliarden Euro für die Beilegung ihres größten Rechtsstreits im Zusammenhang mit fragwürdigen Hypothekengeschäften in den USA. Das Institut soll vor der Finanzkrise beim Verkauf von Wertpapieren, die mit Hypotheken unterlegt sind, falsche Angaben gemacht haben. Andere Verfahren, die die amerikanischen Federal Housing Finance Agency (FHFA) gegen die Deutsche Bank und weitere Häuser angestrengt hatte, sind aus dem Vergleich jedoch ausgeklammert. Auch andere Klagen liegen noch auf dem Tisch.

Zudem prüfen die US-Behörden laut "Wall Street Journal", ob die Deutsche Bank und andere Institute auch nach dem Höhepunkt der Finanzkrise fragwürdige Hypothekengeschäfte gemacht haben. Die Banken sollen Wertpapiere von 2009 bis 2011 zu künstlich überhöhten oder niedrig gehaltenen Preisen verkauft oder gekauft und Kunden damit übervorteilt haben.



KIRCH:



Die Bank ist nach Ansicht des Oberlandesgerichts München mitverantwortlich für die Pleite des Medienkonzerns im Jahr 2002. Grund ist ein Interview des damaligen Bankchefs Rolf Breuer, in dem dieser Zweifel an Kirchs Kreditwürdigkeit gesät hatte. Anfang 2014 einigten sich die Streitparteien in einem Vergleich zwar auf Schadenersatz von 925 Millionen Euro. Doch die strafrechtlichen Ermittlungen gegen einzelne Spitzenmanager der Bank wegen versuchten Prozessbetrugs laufen weiter. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft München Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen angeklagt, daneben auch die früheren Spitzenmanager Josef Ackermann, Rolf Breuer und Clemens Börsig. Das Gericht hat noch nicht entschieden, ob es tatsächlich zu einem Prozess kommt. Zuletzt wurden die Ermittlungen auch auf den heutigen Rechtsvorstand Stephan Leithner und die Anwälte der Bank ausgeweitet.



CO2:



Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Bank wegen des Verdachts der Umsatzsteuerhinterziehung im Zusammenhang mit dem Betrug mit CO2-Verschmutzungsrechten. Rund 500 bewaffnete Polizisten und Steuerfahnder hatten deshalb Ende 2012 den Hauptsitz der Bank in Frankfurt und andere Büros durchsucht. Co-Chef Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause gehören zu den 25 Mitarbeitern der Bank, gegen die in der Affäre wegen schwerer Steuerhinterziehung ermittelt wird. Das Verfahren zieht sich allerdings. Im Sommer dieses Jahres verlautete aus Justizkreisen, nach bisherigen Erkenntnissen habe die Bank bei den Steuer-Betrügereien eher eine untergeordnete Rolle gespielt. Im Fokus stünden die einzelnen Drahtzieher, die die Bank für ihr Kartell missbraucht hätten.



DEVISEN UND DERIVATE:



Aufseher, darunter auch die BaFin, gehen dem Verdacht nach, dass Banken am billionenschweren Devisenmarkt ebenfalls getrickst haben. Die Deutsche Bank hat Finanzkreisen zufolge mehrere Händler vom Dienst suspendiert. Sie stehen offenbar im Verdacht, an Referenzkursen gedreht zu haben. Die Deutsche Bank hat erklärt, dass sie zur Aufklärung des Skandals mit verschiedenen Aufsichtsbehörden zusammenarbeitet und zudem eine interne Untersuchung gestartet hat. Diese Untersuchung hat nach Angaben aus Finanzkreisen ergeben, dass es bislang keinerlei Hinweise auf Tricksereien bei den großen Währungen Euro, Dollar, Pfund und Yen gibt, wohl aber vereinzelt beim russischen Rubel und dem argentinischen Peso.

Amerikanische und deutsche Aufseher gehen zudem dem Verdacht nach, dass Geldhäuser den viel beachteten Marktindex für Swap-Geschäfte (Isdafix) zu ihren Gunsten beeinflusst haben. Sie haben auch dazu Informationen von der Deutschen Bank angefordert.



BILANZTRICKSEREIEN:



Bundesbank und BaFin haben im April 2013 Finanzkreisen zufolge eine Sonderprüfung bei der Deutschen Bank wegen mutmaßlicher Bilanztricksereien während der Finanzkrise gestartet. Im Raum steht der Vorwurf, das Institut habe damals ein milliardenschweres Derivate-Portfolio zu hoch bewertet. Die Bank weist die Vorwürfe zurück.



US-STEUERSTREIT:



Das US-Justizministerium ermittelt seit rund fünf Jahren gegen Finanzinstitute in der Schweiz wegen mutmaßlicher Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Am Haken haben die Behörden seit 2013 auch die Deutsche Bank. Deren Schweizer Tochter erstatte Selbstanzeige. Finanzkreisen zufolge hat sich die Deutsche Bank bei den US-Behörden gemeldet, weil sie den Verdacht hegte, einige US-Kunden könnten ihr Vermögen in der Schweiz vor dem heimischen Fiskus versteckt haben. Seither würden Daten an die USA geliefert und Anfragen beantwortet. Eine Strafzahlung könne die Bank damit aber wohl nicht abwenden, sondern nur auf einen Rabatt hoffen. Eine Entscheidung werde in den kommenden Monaten erwartet. Das Bußgeld kann sich auf bis zu 50 Prozent der versteckten Gelder belaufen.