Abgesehen von den Turbulenzen am Terminmarkt hat sich die Gesamtlage aber kaum verändert. Weiterhin dominiert ein Überangebot an den Weltmärkten. Eine nachhaltige Preiserhöhung ist somit erst zu erwarten, wenn entweder das Angebot sinkt oder die Nachfrage anzieht. Gerade im Hinblick auf die unsichere Wirtschaftsentwicklung im wichtigen Abnehmerland China bleibt die Prognose der Nachfrageentwicklung mit großer Unsicherheit behaftet. Auch auf der Angebotsseite ist derzeit noch keine Trendwende zu sehen. Zwar führte der Ölpreisverfall zu einer deutlich geringeren Anzahl aktiver US-Ölbohrungen. Nach wie vor fallen die Fördermengen in den USA aber hoch aus. Sollte der Preis wieder anziehen, dürfte zunehmend mehr Bohrquellen wieder Öl pumpen, was einer nachhaltigen Erholung entgegensteht. Auch von der OPEC kommen keine Signale, die eine nennenswerte Produktionskürzung erwarten lassen. Gleiches gilt für Mexiko und Russland, die beiden Nicht-OPEC-Länder haben ebenfalls geringere Fördermengen ausgeschlossen. Die OPEC selbst rechnet sogar mit einer Produktionsausweitung außerhalb des Kartells im nächsten Jahr. Ganz anders sind die Erwartungen der IEA. Hier sehen die Experten eine ausgeglichene Angebots-Nachfrage-Situation am globalen Ölmarkt in 2016.
Goldman's Ölprognosen im Check
Unter dem Strich führen die Einschätzungen nicht weiter. Hingegen könnte sich ein Kontra-Indikator erneut als zuverlässig erweisen. Vor wenigen Tagen meldete sich Jeffrey Currie, Rohstoff-Experte bei Goldman Sachs zu Wort. Demnach könne der Ölpreis aufgrund des hohen Angebots bis auf 20 Dollar fallen. Blickt man in die Vergangenheit, war Goldman meist schlecht darin, Trendwenden vorherzusagen. Im Juli 2014 bei einem Preis von 115 Dollar sollte der Kurs nach Meinung von Goldman Sachs langfristig bei 100 Dollar bleiben, wenige Monate später kostete das Barrel nur noch 40 Dollar. Anfang 2013 wurden für den Sommer 150 Dollar ausgegeben, damals war bei rund 108 Dollar Schluss. Im Mai 2008 lag die Schätzung bei 150 bis 200 Dollar, Ende des Jahres verlangten Händler weniger als 40 Dollar.
Ein weiteres Argument spricht gegen deutlich fallende Preise: In den vergangenen 115 Jahren hat der Ölpreis eine einmal verlassene Handelsspanne nicht wieder in Anspruch genommen. Ab ungefähr 1975 scheiterte der Kurs rund 25 Jahre lang an der nächsten Schwelle von 40 Dollar je Barrel. Erst vor rund zehn Jahren gelang der Ausbruch, seitdem wurde die runde Marke weder beim Crash in 2009 / 2010 noch vor wenigen Wochen per Monatsschluss unterboten.
Das passende Produkt Sollte die Regel auch weiterhin gültig bleiben, erscheint das Risiko auf der Unterseite stark begrenzt. Kurzzeitig ist zwar durchaus mit Kursen von unter 40 Dollar zu rechnen, anschließend sollte der Preis aber vor allem zum Monatsschluss klar höher notieren. Auf der Oberseite bleibt das Potenzial ebenfalls begrenzt, hier belastet besonders die US-Schieferölproduktion. Damit ist die Ausgangslage perfekt geeignet für Inline-Optionsscheine, bei denen Anleger zudem von der nach wie vor hohen Volatilität profitieren. Die WKN SE0EVZ https://zertifikate.boerse-online.de/optionsscheine/Auf-NYMEX-WTI-Rohoel-Light-Sweet-Crude-Oil-Rolling-Future/SE0EVZ steigt bis März 2016 auf bis zu zehn Euro, wenn der WTI-Future nicht die Grenzen von 30 oder 65 Dollar erreicht. Ausgehend vom aktuellen Kurs bietet der Schein somit eine Rendite von 24 Prozent oder 54 Prozent p.a. Wird hingegen eine Knock out-Schwelle berührt, verfällt das Papier wertlos. Je nach Kursentwicklung ist daher auch ein frühzeitiger Verkauf ratsam.
Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de