Der am Freitagabend veröffentlichte Commitments of Traders-Report der US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission wies allerdings keine einheitliche Tendenz aus. Während Großspekulanten (Non-Commercials) auf Wochensicht erheblich skeptischer wurden, hat der Pessimismus der Kleinspekulanten (Non-Reportables) deutlich nachgelassen. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Terminspekulanten machte sich dies in einem markanten Rückgang von 315.207 auf 291.621 Futures (-7,5 Prozent) bemerkbar. Damit hat der Optimismus der spekulativen Marktakteure zum dritten Mal in Folge nachgelassen.
Dies war vor allem auf die Transaktionen der Großspekulanten zurückzuführen, die ihr Long-Exposure nach unten und zugleich die Short-Seite nach oben gefahren haben. Summa summarum führte dies bei deren Netto-Long-Position zu einem Minus von 318.544 auf 291.960 Kontrakte (-8,3 Prozent). Völlig gegensätzlich hat sich die Stimmung unter den Kleinspekulanten (Non-Reportables) entwickelt. Nur zur Erinnerung: Seit zwei Monaten ist diese Gruppe von Marktakteuren netto short, also mehrheitlich pessimistisch gestimmt. In der Woche zum 10. Mai hat sich ihre Netto-Short-Position (pessimistische Markterwartung) jedoch von minus 3.337 auf minus 339 Kontrakte aufgehellt. Alles in allem kann man die Stimmung kleiner Spekulanten als nahezu neutral bezeichnen.
Auf Seite 2: Achterbahnfahrt sorgt für hohe Volatilität
Angesichts der innerhalb von weniger als zwei Jahren zu beobachtenden Halbierung des Ölpreises klingt es schon ein bisschen gewagt, von relativer Stärke zu sprechen. Doch 2016 rutschte der fossile Energieträger nicht nur auf den tiefsten Stand seit über einem Jahrzehnt ab, in den vergangenen drei Monaten legte der weltweit mit großem Abstand wichtigste Rohstoff in der Spitze um mehr als 75 Prozent zu. Für die Volatilität - mit dem vereinfacht ausgedrückt das Risiko eines Investments gemessen wird - blieb diese Achterbahnfahrt natürlich nicht folgenlos.
So bewegt sich zum Beispiel die historische 250-Tage-Volatilität der US-Sorte WTI aktuell mit 49 Prozent deutlich über den Pendants von Dow-Jones (16,0 Prozent) oder Gold (15,7Prozent). Der Terminbörsenbetreiber Chicago Board Options Exchange (CBOE) hat diverse Volatilitätsindizes entwickelt, mit deren Hilfe die vom Markt erwartete Volatilität angezeigt wird. Ihr wird allgemein eine höhere Aussagekraft zugestanden, weil sie nicht auf alten Vergangenheitsdaten basiert, sondern auf aktuellen Optionspreisen. Diese beziehen sich auf diverse ETFs, die nahezu den kompletten Finanzsektor abdecken.
Aber auch hier wird offensichtlich, dass Rohölinvestments mit einem überdurchschnittlich hohen Risiko behaftet sind. Derzeit weist nämlich der CBOE-Volatilitätsindex auf Rohöl-ETFs einen Wert von 41,6 Prozent auf, während die vergleichbaren Risikobarometer auf Gold- oder Dow-Jones-ETFs mit 18,3 bzw. 15,2 Prozent erheblich niedriger ausfallen. Aber nicht nur der volatile Ölpreis sollte Privatanleger vorsichtig werden lassen. Verlustpotenzial droht auch von anderer Seite - den Terminkurven.
Diese sind bei Öl-Futures häufig besonders stark ausgeprägt. Meist liegt eine Contangophase vor. Das heißt: Futures mit längerer Laufzeit sind teurer als der nächstfällige Kontrakt. Aktuell kosten zum Beispiel WTI-Futures mit einer 12 bzw. 24 Monaten längerer Laufzeit sieben bzw. acht Prozent mehr als der nächstfällige Kontrakt. Um bei einem Anlagehorizont von einem bzw. zwei Jahren via Future in die Gewinnzone zu gelangen, müsste der Ölpreis innerhalb der Laufzeit mehr als sieben bzw. acht Prozent zulegen. Auch bei ETFs oder Zertifikaten ohne Fälligkeit, wirkt sich Backwardation stets negativ auf die Performance aus, da sie regelmäßig in Kontrakte mit längerer Laufzeit reinvestiert werden. In Contangophasen sind bei diesem Anpassungsprozess aber Verluste stets vorprogrammiert.
Zum Commitments of Traders-Report:
Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.