Dem US-Geschäftsmann Bradley Jacobs gelang es, einen kleinen Logistiker mit lediglich 175 Millionen Dollar Umsatz in einen Riesen mit 16,2 Milliarden Dollar Einnahmen zu verwandeln. XPO Logistics aus Greenwich, Connecticut, stieg zum drittgrößten Player nach Fedex und United Parcel Service auf. Der Aktienkurs kletterte seit März 2012 um 700 Prozent nach oben. Der Zuwachs wäre sogar noch größer ausgefallen, hätte XPO nicht im August sein Lagergeschäft "GXO Logistics" ausgegliedert, das für Einzelhändler Lagerbestände und Bestellungen steuert. XPO ist außerdem die siebtbeste Aktie der vergangenen Dekade auf der "Fortune 500"-Liste laut Bloomberg.

Analysten führen den Titel mit einem durchschnittlichen Kursziel von 102,48 Dollar. Sechs Banken beurteilen die Aktie mit "Stark Kaufen", zwölf Institute raten zum "Kaufen" und lediglich bei zweien lautet das Votum nur "Halten".

Der 65-jährige Unternehmenschef Jacobs brachte seit 2011 reihenweise Akquisitionen in trockene Tücher, überwiegend Lkw-Flotten, Lagerhallen oder Transportfirmen. XPO spezialisierte sich auf die sogenannte "letzte Meile", wo man nun auch führend ist. Das Unternehmen liefert schwere Güter wie Möbel oder Küchengeräte aus, die bei den Kunden auch angeschlossen werden. Das ist eine lukrative Nische, vor der sich viele Logistiker drücken, weil es zeitaufwendig ist. Hier hat sich XPO einen Namen gemacht.

Seine Einkaufstour setzt der Vordenker fort. Er hat zudem schon mehrere Megakonzerne gegründet - wie beispielsweise den Baumaschinenvermieter United Rentals. Er baute die Müllfirma United Waste auf, um sie dann 1997 für 1,9 Milliarden Dollar an Waste Management zu verkaufen. Nun möchte er mit XPO hoch hinaus. Angesichts des boomenden Onlinehandels sind die Voraussetzungen gut.

"Forbes" schätzt das Privatvermögen des Seriengründers auf 3,8 Milliarden Dollar. Er fädelte mehr als 500 Übernahmen ein und zog 250 Start-ups hoch. Er nimmt permanent Produkte, Prozesse und Kosten unter die Lupe. XPO hat mittlerweile 50 000 Kunden in 32 Ländern, darunter etliche Großkonzerne. Führend sind die Amerikaner in Frankreich, Großbritannien, Spanien und Portugal.

Für die "Tour de France" ist XPO seit 41 Jahren in Folge für die Logistik zuständig. 420 Tonnen Equipment transportieren Fahrer in 54 Lkw während des Radrennens. Gemanagt werden auch das Triathlon-Event "Ironman" oder bekannte Yacht-Rennen. Die Boston Consulting Group ehrte XPO als einen der zukunftsfähigsten Großkonzerne weltweit. Ford würdigte das Unternehmen zum dritten Mal in Folge als Topzulieferer in der Kategorie "Behandle deine Kunden wie deine Familie". Das "Fortune"-Magazin adelte es mit dem vierten Platz "als begehrtestes Unternehmen 2018" in der Kategorie "Transport". Die IT-Beratung Gartner lobte XPO als einen visionären globalen Logistiker.

Probleme trüben die Stimmung

Im dritten Quartal zeigten sich indes einige Schwächen. Kleintransporter, die Fracht von mehreren Kunden in einer einzigen Ladung haben, leiden unter steigenden Kosten. Die Betriebsquote beträgt 84 Prozent. Die Quote ist ein Maß für die Betriebskosten im Verhältnis zum Umsatz, sie stieg im Jahresvergleich um 190 Basispunkte, was auf Ausrüstungs- und Arbeitskräftemängel hindeutet. XPO hat ein nationales Netzwerk von Berufskraftfahrern sowie eine eigene Lkw-Flotte. Alle US-Bundesstaaten werden abgedeckt, einschließlich Alaska und Hawaii. 99 Prozent aller Postleitzahlen werden angesteuert.

Ausgewählte Spediteure mit über einer Million Lkw sind integriert. Mit XPO Connect schuf Jacobs einen automatisierten Frachtmarkt, die Cloud-basierte Broker-Plattform ist eine der am schnellsten wachsenden. Sie nutzt maschinelles Lernen, um bei der Beschaffung von Kapazitäten stetig effizienter zu werden.

Der Unternehmenslenker gab daher kürzlich in einer Telefonkonferenz gegenüber Investoren zu, dass "es offensichtlich nicht unser bestes Resultat" war. "Wir kümmern uns darum und behandeln es mit großer Dringlichkeit." Er erhöht die Raten, um die höheren Kosten abzufedern. Neue Terminals sollen ebenso eröffnet wie Lagerkapazitäten erweitert werden. Auch die Anzahl der Fahrer soll aufgestockt werden. Das dürfte allerdings dauern, Fahrer sind rar.

Beim Umsatz und Ergebnis je Aktie übertraf das Unternehmen die Prognosen der Wall Street, vor allem auch, weil die anderen Unternehmensbereiche überzeugten. Der Branche kommt zugute, dass landauf, landab Logistikdienste eher Mangelware sind. Somit können Anbieter ihre Preise diktieren. XPO erhöht die Preise und tilgt seine Schulden. Jacobs fasste das Quartal wie folgt zusammen: "Selbst großartige Unternehmen stolpern hin und wieder. Wir sind sicherlich nicht unternehmensweit gestolpert." Die Aktie ist aussichtsreich und mit einem KGV von 17,5 nicht zu teuer.

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