Mit einem Plus von acht Prozent hinkt Indiens Börse anderen Schwellenländermärkten hinterher. Deutlich besser haben sich chinesische, russische und brasilianische Aktien entwickelt. Verantwortlich für das vergleichsweise moderate Plus in Mumbai ist die nachlassende konjunkturelle Dynamik. Die Konsumenten halten sich zurück, das bekommen vor allem die Automobilhersteller zu spüren. Im Juli wurden im Schnitt 35 Prozent ­weniger Fahrzeuge verkauft als im Vorjahresmonat. Die Absatzflaute gewinnt Momentum. Tata Motors, Indiens größter Automobilproduzent, meldete im September einen Einbruch im Vergleich zum Vorjahresmonat um 35 Prozent. Und es gehen Arbeitsplätze verloren. Auf 6,1 Prozent ist die Arbeitslosenrate gestiegen. Das ist der höchste Stand seit 45 Jahren.

Ende des Jahres wird Indiens Wirtschaft einer Prognose von S & P zufolge daher "nur" um rund sechs Prozent zugelegt haben. Zwar hat der Subkontinent damit gute Chancen, nach China im Jahr 2019 weltweit die zweitgrößte Zuwachsrate einer Volkswirtschaft zu erzielen. Die voraussichtliche Steigerung liegt nach Einschätzung der Ratingagentur jedoch deutlich unter dem Potenzial.

Geldregen für das Finanzministerium


Ministerpräsident Narendra Modi hat inzwischen auf die Wachstumsschwäche reagiert. Die Regierung senkte überraschenderweise Ende September die Körperschaftssteuer von 30 Prozent auf rund 25 Prozent. Die neuen Sätze gelten ab April kommenden Jahres. Dem Staat entgehen so zwar umgerechnet rund 25 Milliarden Euro an Einnahmen. Mittel für Infrastrukturinvestitionen beziehungsweise zur Stabilisierung des an faulen Krediten leidenden Bankensektors sind dennoch vorhanden. Das Finanzministerium erhält von der Reserve Bank of India die Rekordsumme von 31 Milliarden Euro überwiesen. Indiens Notenbank wirkt auch an der Konjunkturbelebung mit. Im laufenden Jahr senkte sie bereits fünfmal - zuletzt vergangenen Freitag - die Zinsen auf aktuell 5,15 Prozent.

Das gemeinsame Handeln von Notenbank und Regierung reichte bislang jedoch nicht aus, die Anleger in nachhaltige Kauflaune zu versetzen. Mutige Investoren mit langfristigem Anlagehorizont nutzen dennoch die konjunkturellen Belebungsversuche zum Einstieg.

Gut möglich, dass die Notenbank bis Ende des Jahres noch einmal die Zinsschraube lockert. Außerdem dauert es, bis Steuersenkungen die Investitionsneigung fördern. Möglicherweise reduziert Indiens Regierung auch noch die Einkommensteuer. Die Forderungen seitens der Geschäftswelt werden jedenfalls lauter. Shaktikanta Das, Indiens Notenbankchef, hält spätestens 2021 Wachstumsraten von über sieben Prozent für möglich.

Mit dem Xtrackers Nifty 50 ETF positionieren sich Investoren für einen Kurs­anstieg. Der Exchange Traded Fund bildet die Wertentwicklung des Nifty 50 ab. Der Aktienindex umfasst die 50 größten börsennotierten indischen Unternehmen. Finanzwerte wie die ICICI Bank sind mit rund 40 Prozent gewichtet. Auf IT-Titel wie ­Infosys entfallen etwa 14 Prozent. Analysten der Bank UBS wollen einen Kursanstieg des Nifty 50 bis Juni kommenden Jahres von bis zu zehn Prozent nicht ausschließen.