Die Zukunft des Internet-Pioniers Yahoo wird immer ungewisser. Nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang im ersten Quartal sucht der US-Konzern sein Heil nun wohl erneut im Verkauf von Kronjuwelen. Yahoo-Chefin Marissa Mayer kündigte an, Berater würden alle Optionen für die Beteiligung an dem Suchmaschinen-Betreiber Yahoo Japan prüfen. Dieser Anteil könnte vor Steuern fast neun Milliarden Dollar wert sein. Erst zu Jahresbeginn hatte der seit langem schwächelnde Internet-Konzern mitgeteilt, sein milliardenschweres Paket am chinesischen Online-Händler Alibaba auszugliedern.

Trotz vieler Zukäufe sowie neuer Produkte und Partnerschaften gelingt es Yahoo bisher nicht, das Ruder herumzureißen. Deswegen wird das Unternehmen schon als Übernahmekandidat gehandelt. Analysten sehen teilweise bereits schwarz: "Es wird keine Kehrtwende geben, außer sie kaufen etwas ein", sagte Brian Wieser vom Analysehaus Pivotal.

Mit positiven Nachrichten aus dem eigenen Geschäft kann Yahoo seit mehreren Quartalen nicht mehr dienen. Viele Investoren vermissen eine nachhaltige Strategie. Um trotzdem attraktiv für Anleger zu bleiben, versilbert Yahoo nun Beteiligungen. So soll das 15-prozentige Alibaba-Paket, das einen Wert von 40 Milliarden Dollar hat, separat an die Börse gebracht werden. Das ist für Aktionäre interessant, weil der Deal für sie steuerfrei ist. Was genau mit der rund 35-prozentigen Beteiligung an Yahoo Japan geschehen soll, ließ Mayer zunächst offen. Yahoo werde darüber zu einem späteren Zeitpunkt Auskunft erteilen, sagte sie.

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WANN ZAHLEN SICH DIE ZUKÄUFE AUS?

Der Internet-Pionier, dessen Suchmaschine in den USA lange die Nummer eins auf den meisten Computern war, leidet unter der Dominanz von Google und Facebook. Mayer, die vor fast drei Jahren von Google zu Yahoo kam, verpasste dem Konzern einen neuen Kurs und erwarb beispielsweise für 1,1 Milliarden Dollar die Blogger-Plattform Tumblr. Operativ zahlte sich das bisher aber nicht aus. Gleiches gilt für Mayers jüngsten Deal mit Firefox, durch den Yahoo in den USA Google als bevorzugte Suchmaschine in Firefox-Browsern ersetzt.

Der Umsatz fiel zu Jahresbeginn um gut vier Prozent auf 1,04 Milliarden Dollar. Der Gewinn lag nur noch bei etwa 21 Millionen Dollar nach fast 312 Millionen im Vorjahreszeitraum. Google und Facebook werden noch in dieser Woche Einblick ins abgelaufene Quartal geben.

Gleichwohl legte die Yahoo-Aktie am Dienstag nachbörslich 1,4 Prozent zu. Bei Anlegern kam gut an, dass Mayer nun offenbar bereit ist, auch Yahoo Japan zu Geld zu machen. Entsprechende Forderungen hatte zuletzt unter anderem der Investor Starboard Value gestellt.

Reuters