"Die Märkte haben gründlich missverstanden, was in China passiert ist", sagte Anlagestratege Sean Darby von der Investmentbank Jefferies. Die People's Bank of China (PBoC) ebne den Weg für eine völlige Freigabe des Wechselkurses. "Es gab zu viel Rummel um das Wort 'Abwertung' und die Märkte realisieren dies nach 48 Stunden."
Die chinesische Währung ist nicht frei handelbar. Ihr Kurs darf einen von der PBoC täglich festgesetzten Wert um maximal zwei Prozent über- oder unterschreiten. Am Dienstag hatte die Notenbank angekündigt, bei der Berechnung des Referenzkurses künftig auch die Entwicklung innerhalb des Schwankungsbandes zu berücksichtigen. Bislang hatte sie ihn nach nicht veröffentlichten Kriterien festgelegt. Der Dollar schloss im chinesischen Handel am Donnerstag mit 6,399 Yuan sogar leicht unter dem Referenzkurs von 6,401 Yuan. Die Börse in Shanghai gewann 1,8 Prozent.
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ÖL UND KUPFER TEURER - GOLD UND BUNDESANLEIHEN BILLIGER
Auch die Rohstoffpreise zogen mehrheitlich wieder an. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,4 Prozent auf 49,88 Dollar je Barrel (159 Liter) und das wichtige Industriemetall Kupfer kostete mit 5253 Dollar je Tonne zeitweise 1,2 Prozent mehr. Die Yuan-Abwertung hatte in den vergangenen Tagen Furcht vor einer geringeren Nachfrage des weltweit wichtigsten Abnehmers geschürt.
Vor diesem Hintergrund verließen am Donnerstag einige Anleger "sichere Häfen" wie Bundesanleihen oder Gold. Das Edelmetall verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 1117,30 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, büßte 50 Ticks auf 154,79 Punkte ein. Beim Euro machten Anleger Kasse. Er fiel auf 1,1115 Dollar, nachdem ihn Spekulationen auf eine Verschiebung der US-Zinswende als Folge der Yuan-Turbulenzen am Vortag auf bis zu 1,1212 Dollar getrieben hatten.
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LICHT UND SCHATTEN IM BILANZREIGEN
Bei den Unternehmen sorgte der Kursrutsch von RWE für Aufsehen. Die Aktien des Versorgers fielen um bis zu 6,2 Prozent auf ein 24-Jahres-Tief von 17,15 Euro. Neben dem anhaltenden Gewinnschwund herrsche bei den Anlegern Verdruss, dass der Weg der Restrukturierung so lang sei, sagte ein Händler.
Bei Zalando griffen Investoren dagegen dank angehobener Ergebnisziele beherzt zu. Die im deutschen Nebenwerte-Index MDax notierten Papiere des Online-Händlers verbuchten mit einem Plus von bis zu 10,3 Prozent einen der größten Kurssprünge der Firmengeschichte.
Auch Aurubis äußerte sich nach einem Gewinnanstieg optimistisch. Europas größte Kupferhütte peilt für das Gesamtjahr ein Rekordergebnis an. Ihre Titel legten bis zu 8,7 Prozent auf 57,97 Euro zu. Das ist der größte Kurssprung seit fünfeinhalb Jahren.
In London verbuchte Coca-Cola HBC sogar ein Rekord-Kursplus von 11,3 Prozent. Der Getränke-Abfüller steigerte seinen Halbjahresgewinn überraschend stark um 31 Prozent auf 219 Millionen Euro.
Reuters