E in deutsches Unternehmen lässt sich bei der Namensfindung von einem einstigen Ebay-Pendant ("alando"), dem spanischen Wort für Schuh ("Zapatto") und einem amerikanischen Versandhändler ("Zappos") inspirieren. Klingt merkwürdig, doch es trifft die Grundidee des Unternehmens Zalando, Schuhe und Kleidung über das Internet zu verkaufen. Das Konzept erfreute sich schnell großer Beliebtheit, auch dank der markanten "Schrei vor Glück"-Werbekampagne.

Gründer von Zalando sind die beiden Studienfreunde Robert Gentz und David Schneider. In ihrem Bekanntenkreis herrschte für die Idee erst mal Skepsis. Trotzdem bauten sie nach dem BWL-Studium das Unternehmen in ihrer Berliner WG auf. Investoren wie die Samwer-Brüder beteiligten sich, das Timing hätte jedoch besser sein können: Zalando entstand im Herbst 2008, kurz vor Beginn der Finanzkrise. Wohnung und Keller fungierten zu Beginn als Büro und Warenlager, die privaten Handynummern der Gründer wurden zur Kundenhotline. Auch die Pakete brachten Gentz und Schneider anfangs selbst zur Post.

Beim rasanten Wachstum reichte dies schnell nicht mehr, mehrmals mussten neue Büroräume gefunden werden. Inzwischen hat sich Zalando zu einem Unternehmen mit mehr als 16.500 Mitarbeitern entwickelt, den Keller als Warenlager ersetzten zwölf Logistikzentren in ganz Europa, von Stockholm bis Madrid.

Gut angezogen

Das Angebot umfasst inzwischen mehr als 4.500 Marken für Kleidung, Schuhe und Accessoires. Die bietet Zalando seinen Kunden in 23 europäischen Märkten. Nach eigenen Angaben verfügt das Unternehmen über mehr als 45 Millionen aktive Kunden, durchschnittlich gibt jeder davon etwa fünf Bestellungen pro Jahr auf. Die Berliner verfügen über 1,2 Millionen Artikel, von Eigen- bis zu exklusiven Luxusmarken.

Das Konzept funktioniert gut, immer wieder glänzte Zalando mit fulminanten Wachstumsraten. Im dritten Quartal zog der Umsatz zum Vorjahreszeitraum um mehr als 23 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro an, dazu bestätigte das Unternehmen den angehobenen Ausblick für das Gesamtjahr. Höhere Kosten senkten das operative Ergebnis (Ebit) von 118,2 Millionen auf 9,8 Millionen Euro, die Öffnung des Einzelhandels bremste das außergewöhnliche Wachstum wieder ab. Zalando spricht hier von einer "Normalisierung".

Die Voraussetzungen für weitere starke Quartale aber stimmen: Zalando verfügt über eine starke Marktposition, zudem besteht Wachstumspotenzial, wenn mehr Menschen ihre Kleidung online kaufen: Eine Studie des Beratungsunternehmens KPMG und des EHI Retail Instituts kommt zu dem Schluss, in zehn Jahren werde der Online-Modehandel einen ebenso hohen Marktanteil erreichen wie der stationäre Handel. Im Jahr 2020 erzielte der stationäre Modehandel demnach mit 49,5 Milliarden Euro dreimal so viel Umsatz wie die Online-Modehändler (16,5 Milliarden Euro).

Nachhaltiges Wachstum

Neben dem wachsenden Zuspruch zum Onlinehandel profitiert Zalando vom gestiegenen Bewusstsein für Nachhaltigkeit. So bietet das Unternehmen seit neuestem neben Secondhand-Mode auch einen Reparaturservice, genannt "Care & Repair", an. Gemeinsam mit dem Londoner Start-up "Save Your Wardprobe" wurde in Berlin ein erster Service eingerichtet. Kunden können online regionale Reinigungs- und Reparaturservices buchen, Zalando übernimmt die Abholung und die anschließende Rücklieferung zum Kunden. So können beispielsweise Hosen gekürzt oder kaputte Absätze erneuert werden, ohne Neuanschaffungen zu tätigen.

Zalando erhebt Gebühren für den Transport, hinzu kommen Kosten für Reparaturen. Die Berliner erweitern damit ihr Angebot und konzentrieren sich auf den Ausbau von Marktanteilen. Bei allen neuen Ideen: Über eine Dividende will das Unternehmen erst nachdenken, wenn sich das Wachstum irgendwann verlangsamt.
 


INVESTOR-INFO

Zalando

Noch Potenzial

Nach starken Quartalen normalisiert sich das Wachstum auf hohem Niveau. Die gute Positionierung in Europa und ein zunehmender Markt für Online-Fashion versprechen weitere Zugewinne, wenn auch nicht auf dem Level der letzten Quartale. Schätzungen gehen für 2022 von einem Anstieg des bereinigten Gewinns um mehr als elf Prozent, für 2023 um mehr als 34 Prozent aus. Die Redaktion sieht weiter Kurspotenzial für die Zalando-Aktie.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 98,00 Euro
Stoppkurs: 62,00 Euro