Zum "Schrei vor Glück" dürfte Anlegern noch nicht zumute sein, aber immerhin: Die Zalando-Aktie stieg am Freitag um gut vier Prozent. Analyst Simon Irwin von der Schweizer Investmentbank Credit Suisse stufte das Papier von "Neutral" auf "Outperform" hoch. Zugleich senkte er aber sein Kursziel von 40 auf 38 Euro.
Zur Begründung für die Hochstufung verwies er auf die jüngste Kursschwäche. Die Zalando-Aktie auf dem derzeit niedrigen Niveau günstig bewertet, schrieb er. Der Kurs des MDax-Papiers ist seit dem Rekordhoch bei über 50 Euro Anfang Juli um mehr als ein Drittel eingebrochen.
Für den Kursrutsch der Zalando-Aktie hatten zwei Gewinnwarnungen gesorgt. Mittlerweile peilen die Berliner nur noch ein Umsatzplus in der unteren Hälfte der bisher erwarteten 20 bis 25 Prozent an. Das operative Ergebnis (Ebit) soll bei 150 bis 190 Millionen Euro liegen. Zuvor - nach der ersten Prognosesenkung im August - hatte Zalando noch 220 bis 270 Millionen Euro erwartet.
Als Grund für die erneute Gewinnwarnung hatte der Online-Händler das warme Wetter angegeben. Kunden hätten bei der Hitze keine Lust zum Einkaufen, so die Berliner. Ein Problem, unter dem die gesamte Modebranche derzeit ächzt, wie auch die jüngsten Prognosesenkungen von H&M, Tom Tailor und Gerry Weber gezeigt haben.
Und auch die Aussichten auf das restliche Jahr sind nicht viel besser. Denn auch der Start der Herbst-/Wintersaison verzögert sich durch die ungewöhnlich warmen Temperaturen im September und Oktober. Das ist für Mode-Händler generell ein Problem, denn die Herbst-/Wintersaison ist allgemein lukrativer als die Frühling-/Sommersaison. Wintermäntel bringen mehr ein als sommerliche T-Shirts. Zudem müssen die Händler die Preise senken, um die Nachfrage hoch zu halten - was ebenfalls auf die Margen drückt.
Die fallenden Margen im Modehandel und die steigenden Ausgaben für Investitionen seien aber im Kurs mittlerweile eingepreist, schrieb Credit Suisse-Analyse Irwin. Indes lobte er den starken freien Cashflow der Berliner und das dichte Vertriebsnetz.
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Einschätzung der Redaktion
Der positive Analystenkommentar gab der Zalando-Aktie am Freitag Aufwind. Der Kursrutsch von Mitte September ist damit aber noch lange nicht ausgebügelt.
Die Zahlen für zweite Halbjahr dürften durch die Hitzewelle im Sommer und den verzögerten Start in die wichtige Herbst-/Wintersaison nicht besonders gut ausfallen. Das könnte dem Kurs weiter nach unten drücken. Die Bilanz für das dritte Quartal werden die Berliner am 6. November vorstellen.
Charttechnisch ist das Papier angeschlagen, der Trend geht klar nach unten. Der Kurs notiert derzeit weit unter den wichtigen 50- und 200-Tage-Linien bei 40,36 und 44,57 Euro.
Langfristig hat das Geschäft von Zalando zwar viel Potential. Jetzt aber ist das Rückschlagspotenzial weiter hoch. Ein Neueinstieg drängt sich nicht auf. Anleger sollten erst einmal von der Seitenlinie aus zuschauen.
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