Zalando ist bisher der größte Börsengang in Deutschland in diesem Jahr. Dieser Rekord dürfte aber nur eine Woche halten. Die Internet-Holding der Zalando-Gründungsfinanzierer Oliver, Marc und Alexander Samwer, Rocket Internet, peilt Finanzkreisen zufolge einen Erlös von rund 750 Millionen Euro an. Der Global Founders Fund der Samwer-Brüder ist mit 16,7 Prozent auch zweitgrößter Aktionär von Zalando, die Beteiligung ist nach dem Börsengang 800 Millionen Euro wert. Die Samwers haben sich mit dem schwedischen Investor Kinnevik verbündet. Die ehemalige Industrie-Holding setzt seit einigen Jahren ganz auf das Internet und hält 35,6 Prozent an Zalando. Die Kinnevik-Aktie ist in diesem Jahr allerdings um 14 Prozent gefallen.
Keiner der Altgesellschafter will sich im Zuge des Zalando-IPOs von Aktien trennen. Und daran werde sich auch so schnell nichts ändern, sagte Christoph Stanger, der die Emission für Goldman Sachs mitorganisiert hat. "Es sieht so aus, als würden sie die Reise noch lange mitgehen wollen." Der Erlös aus der Aktienplatzierung kommt damit vollständig Zalando zugute. Die bis zu 28,1 Millionen neuen Aktien, die bis 29. September zu zeichnen sind, sollen je 18 bis 22,50 Euro kosten. Spekulanten glauben an einen Preis am oberen Ende dieser Spanne. Im Graumarkt wurden Zalando zwischen 21 und 22,50 Euro gehandelt.
Auf Seite 2: Gut ein Fünftel der Aktien ist schon reserviert
GUT EIN FÜNFTEL DER AKTIEN IST SCHON RESERVIERT
Damit wird Zalando deutlich höher bewertet als der britische Rivale Asos, der in Europa aber nur auf ein Drittel des Umsatzes von Zalando kommt und dessen Aktie seit dem Börsengang in London drastisch auf Talfahrt ist. Der Manager eines großen deutschen Investmentfonds sagte, der Preis sei am unteren Ende der Spanne vertretbar, am oberen Ende sei die Aktie "schon relativ teuer". Dabei brauche Zalando eigentlich kein Geld. Die Banken trieben aber mit dem relativ kleinen Volumen den Preis nach oben. Aktien für knapp 127 Millionen Euro sind bereits für Ankerinvestoren reserviert. Dazu gehört ein Investment-Fonds der schottischen Baillie Gifford, das britische Schuh- und Modehaus Pentland und Investoren aus dem arabischen Raum.
Nach dem Gang an die Börse hat Zalando mehr als eine Milliarde Euro auf der hohen Kante. "Wir werden das Geld dazu nutzen, unser langfristiges Wachstum zu finanzieren", sagte Ritter. Dabei habe Zalando nicht Konkurrenten im Auge, sondern Technologien, etwa zur Auswahl der Bekleidungsstücke im Internet und für das Bezahlen im Internet. "Da sehen wir unsere große Chance." Zum Online-Kaufhaus wolle Zalando nicht werden. "Wir werden immer im Mode- und Lifestyle-Bereich bleiben", sagte der Finanzvorstand. Lücken gebe es noch bei Damen-Sportmode, Bade- und Umstandsmode.
Bisher hat Zalando 1500 Modemarken im Sortiment und verkauft in 15 europäischen Ländern. Finanzdirektor Jan Kemper sagte vor Kinnevik-Investoren in Stockholm, die nächsten Schritte werde Zalando wohl nach Osteuropa machen. Entscheidungen gebe es jedoch nicht. Das Unternehmen könne Zuwachsraten von 25 Prozent wie im zweiten Quartal auch auf Dauer erreichen. Zwar hat Zalando in den zwölf Monaten bis Juni zwei Milliarden Euro umgesetzt. Der europäische Modemarkt sei aber 420 Milliarden Euro groß, 38 Milliarden würden allein im Internet mit Mode umgesetzt.
Dabei hat Zalando nach sechs Jahren erstmals schwarze Zahlen geschrieben: 200.000 Euro standen in den ersten sechs Monaten zu Buche, ein Jahr zuvor lief noch ein Verlust von 77 Millionen Euro auf. Von diesem Kurs will Ritter nicht mehr abweichen: "Wir denken, dass wir uns in Zukunft mit profitablem Wachstum beschäftigen werden. Das ist kein Widerspruch."
Reuters