Der Onlinehändler Zalando will im laufenden Jahr seinen Wachstumskurs fortsetzen und peilt erneut ein zweistelliges prozentuales Umsatzwachstum an. Dabei will das Unternehmen erneut viel Geld in die Weiterentwicklung des Geschäfts in die Hand nehmen. Dies hat Vorrang vor einer weiteren Steigerung der Profitabilität, bei der Zalando auch leichte Abstriche in Kauf zu nehmen bereit ist.
Im Einklang mit den mittelfristigen Wachstumszielen solle der Umsatz 2017 um 20 bis 25 Prozent steigen, teilte das Unternehmen mit. Im vergangenen Jahr stiegen die Erlöse um 23 Prozent auf rund 3,6 Milliarden Euro. Die bereinigte EBIT-Marge soll bei 5,0 bis 6,0 Prozent liegen, nach 5,9 Prozent im Vorjahr. Hier hatten Investoren offenbar auf mehr gehofft. So hatte die Bank UBS im Vorfeld eine Spanne von 5 bis 7 Prozent prognostiziert, die Konsensschätzung des Marktes lag laut UBS bei rund 6,3 Prozent. Doch in der Chefetage von Zalando herrschen andere Prioritäten. "Wir investieren, um schnell zu wachsen", sagte Zalando-Vorstand Rubin Ritter. Zalando habe in den vergangenen Jahren die Profitabilität stark verbessert, sagte Ritter in einer Telefonkonferenz. So erhöhte sich die bereinigte EBIT-Marge allein 2016 auf 5,9 von 3,6 Prozent. Damit habe Zalando eine solide Profitabilität erreicht. Die Steigerung der Marge habe daher in diesem Jahr nicht die erste Priorität, wichtiger seien Investitionen in die Weiterentwicklung des Geschäfts.
Rund 200 Millionen Euro sind dafür 2017 eingeplant und damit mehr als im Vorjahr. Der Konzern investiert stetig in IT und Logistik. Darüber hinaus sollen in diesem Jahr gut 2000 neue Stellen geschaffen werden. Auch Zukäufe stehen auf der Agenda. Anfang dieser Woche hat Zalando die Übernahme von Kickz, einem auf Basketball spezialisierten Einzelhändler mit Sitz in München vereinbart. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart.
2016 hatte Zalando von einer steigenden Kundenzahl, vergrößertem Sortiment und einer Verbesserung des Serviceangebots profitiert. Die Profitabilität entwickelte sich dank strengen Kostenmanagements und steigender Effizienzgewinne. Das bereinigte EBIT erhöhte sich auf 216,3 Millionen von 107,5 Millionen Euro. Der Nettogewinn lag mit 120,5 Millionen Euro nahezu auf dem Vorjahresniveau von 121,5 Millionen.
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Einschätzung der Redaktion
Zalando hat 2016 geliefert und seine im Jahresverlauf zwei Mal angehobenen Ziele erreicht. Das überproportional gestiegene Ebit geht dabei zum Teil auf die 181,7 Millionen Euro zurück, die der Konzern 2016 vor allem in die technologische Infrastruktur und das eigene Logistiknetz investierte.
Natürlich helfen bei den Effizienzgewinnen auch einsetzende Skaleneffekte. Immerhin hat der Modehändler die Zahl seiner aktiven Kunden im vergangenen Jahr um elf Prozent auf 20 Millionen Nutzer gesteigert.
Neben dem ohnehin weiter wachsenden Anteil von E-Commerce am Handelsvolumen, haben dazu auch die eigenen Marketingaktivitäten beigetragen. Die wachsende Kundenbasis schützt zudem vor Angreifern wie Amazon, die immer stärker in das Bekleidungsgeschäft vordringen.
Im vergangenen Jahr hat Zalando gezeigt, dass der Online-Modehandel profitabel sein kann. Mit den jetzigen Investitionen wird die eigene Marge geschützt und die Basis für eine in Zukunft weiter steigende Gewinnspanne gelegt. Auch wenn die Aktie hoch bewertet ist, der Konzern besitzt in der Branche mit die beste Aufstellung, um weiter vom Megatrend Onlinehandel zu profitieren. Der Rücksetzer bietet damit eine Einstiegschance.
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