Europas größter Online-Modehändler Zalando hat sich in einem für die Branche schwierigen Weihnachtsgeschäft behauptet. Die Erlöse stiegen im vierten Quartal um bis zu 31 Prozent auf maximal 872 Millionen Euro, wie das Berliner Unternehmen am Dienstag unter Berufung auf vorläufige Zahlen mitteilte. Damit lag Zalando zwar deutlich unter dem Plus von 42 Prozent aus dem Vorquartal, schnitt aber besser als Wettbewerber wie Hugo Boss ab. Nach den Verlusten der Vorwoche kletterte die seit Juni im Nebenwerteindex MDax notierte Aktie um sieben Prozent.

"Das außergewöhnlich warme Wetter im vierten Quartal hat uns Probleme bereitet", sagte Vorstandsmitglied Rubin Ritter zu Reuters. Bei höheren Temperaturen bleiben vor allem die teuren Winterjacken und Stiefel in den Lagern liegen oder können nur mit Rabatten losgeschlagen werden. Laut Ritter konnte Zalando durch flexible Bestellungen einiges ausgleichen, doch "die Modeindustrie kann sich nie komplett vom Wetter entkoppeln".

Nach Erhebungen des Marktforschungsinstituts GfK erlöste der Textilmarkt im Dezember in Deutschland zwei Prozent weniger. Experte Bernd Lochschmidt führt dies auf den "grassierenden Rabattismus" zurück, der im Handel in neun von zwölf Monaten vorherrsche. Vorteil der Online-Modehändler sei, dass sie schneller agieren und den Ausverkauf von heute auf morgen starten könnten.

INVESTITIONSTOUR ZU LASTEN DES GEWINNS



Um das Wachstum anzukurbeln und Marktanteile auszubauen, investierte die 2008 gegründete Firma auch im vierten Quartal auf breiter Front. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) werde zwischen 61 und 78 Millionen Euro liegen, kündigte Zalando an. Aus dem Vorjahreszeitraum stehen 66 Millionen Euro in der Bilanz. Analysten hatten nun 73 Millionen Euro prognostiziert. In der vergangenen Woche bescherten Spekulationen über ein schlechtes viertes Quartal dem Zalando-Papier eine Talfahrt. Es sei nicht so schlimm gekommen, wie befürchtet, urteilten die Analysten der Commerzbank. Die Bernstein-Kollegen bezeichneten die Zahlen als zufriedenstellend.

Für das laufende Jahr kündigte Ritter an, die Drei-Milliarden-Euro-Umsatzmarke zu knacken. 2015 war dies mit einem Plus von maximal 33,8 Prozent auf höchstens 2,962 Milliarden Euro nicht gelungen. "Wir wollen 2016 weiter stark wachsen, um weitere Marktanteile zu gewinnen", sagte das Vorstandsmitglied. Zudem werde die Investitionstour fortgesetzt. Am 1. März will Zalando detailliert Einblick ins vierte Quartal und Auskunft zu den Jahreszielen geben. Zuletzt steckte der Konzern viel Geld in die Verbesserung seiner Smartphone-App, den Ausbau des Modeangebots auf mehr als 1500 Marken - darunter Gap und Topshop - und neue Logistikstandorte. Außerdem stellte Zalando 2015 mehr als 2500 Menschen ein, wodurch die Belegschaft auf mehr als 10.000 stieg.

Reuters