Von der robusten wirtschaftlichen Verfassung Deutschlands profitiert der deutsche Einzelhandel: Der Branchenverband HDE erwartet für 2015 das sechste Jahr in Folge ein leichtes Umsatzwachstum von 1,5 Prozent auf 466,2 Milliarden Euro. Wachstumsgarant bleibt der Internethandel mit einem Zuwachs um zwölf Prozent auf 43,6 Milliarden Euro. Fast jeder zehnte Euro wird also bereits online ausgegeben - Tendenz stark steigend.

Einer der Treiber ist die flächendeckende Verfügbarkeit von Breitband-Internet. Hinzu kommt der Boom bei mobilen Endgeräten: "Die große Verbreitung von Smartphones und Tablets sowie die immer bessere technische Ausstattung der Geräte machen das mobile Einkaufen zunehmend zum Erfolgsmodell", erklärt der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp. Während es in Segmenten wie Bücher und Elektronik bereits völlig normal ist, Produkte online zu kaufen und sogar bereits leichte Sättigungstendenzen erkennbar sind, verläuft die Entwicklung in anderen Bereichen wie Mode mit hoher Dynamik. Der Onlineanteil am Umsatz im sogenannten Non-Food-Bereich liegt bereits bei gut 18 Prozent. Auch bei Gütern des täglichen Bedarfs, insbesondere Lebensmitteln, geht es stürmisch nach oben.

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Wenige Onlinehändler an der Börse



Trotz des Booms müssen Anleger nach deutschen E-Commerce-Aktien mit der Lupe suchen. Insgesamt gibt es nur vier Papiere auf dem Kurszettel. Aus Anlegersicht ist das Quartett mit höchst unterschiedlichem Erfolg unterwegs. Börsensuperstar ist Zooplus. In den vergangenen fünf Jahren ist der Aktienkurs des Tierbedarfsspezialisten um mehr als 550 Prozent gestiegen. Zooplus hat sich seit der Gründung 1999 mit einem europaweiten Marktanteil von rund zwei Dritteln eine führende Position im Handel mit Hundefutter, Katzenstreu und Co erarbeitet und ist mittlerweile in 28 Ländern tätig.

Zooplus adressiert einen riesigen Markt: In jedem dritten europäischen Haushalt lebt ein Haustier, und der gesamte Markt für Futter und Zubehör ist rund 25 Milliarden Euro schwer. Nicht einmal fünf Prozent davon werden per Internet abgewickelt. Davon wiederum entfällt der Löwenanteil auf Zooplus. Das Unternehmen rechnet für 2015 mit einer Gesamtleistung von mindestens 725 Millionen Euro. Besonders gut gefällt Börsianern, dass der Konzern inzwischen profitabel ist. Nachdem der Titel unser bisheriges Kursziel erreicht hat, passen wir Stopp- und Zielkurs nach oben an.

Teure Baby-Aktie



Bei Windeln.de hingegen dürfte der Sprung in die schwarzen Zahlen noch auf sich warten lassen. Der Börsenneuling hat sich dem Thema Baby- und Kinderprodukte verschrieben. Mit einem geschätzten Umsatzplus von 70 bis 80 Prozent auf bis zu 180 Millionen Euro im laufenden Jahr ist Windeln.de jedoch noch eine kleine Nummer. Börsianer sind skeptisch: Am ersten Handelstag eröffnete die Aktie unter dem Ausgabekurs von 18,50 Euro. Anschließend schmierte der Titel sogar bis auf 10,35 Euro ab. Die Papiere sind schlichtweg zu teuer an die Börse gekommen. Daher konnten sich die Investoren bislang nicht für Windeln.de begeistern.

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Anlegerliebling



Zalando. Wer in Deutschland im Bereich Onlinehandel investieren will, kommt an Zalando nicht vorbei. Mit 16,4 Millionen Kunden und einem Umsatz von geschätzt 2,9 Milliarden Euro 2015 ist der Konzern der mit Abstand größte deutsche Onlinehändler. Das Spezialgebiet des 2008 gegründeten Unternehmens sind Bekleidung, Schuhe und Accessoires. Das Geschäft boomt: Statt um 20 bis 25 Prozent soll der Umsatz im laufenden Jahr nun um 28 bis 31 Prozent steigen. Grundlage ist ein starkes zweites Quartal, in dem die Erlöse um 34,1 Prozent auf 733 Millionen Euro gestiegen sind. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) konnte aufgrund von Zahlungsausfällen allerdings nicht Schritt halten: Mit 30,2 Millionen Euro sank es um knapp 14 Prozent.



Entsprechend verschlechterte sich die Ebit-Marge von 6,4 auf 4,1 Prozent. Dennoch reagierte die Aktie auf die Zahlen mit dem Sprung auf ein neues Allzeithoch. Hingegen ist die Delticom-Aktie von den Höchstkursen um 80 Euro aus dem Jahr 2012 weit entfernt. Das Unternehmen, das in 45 Ländern nahezu 200 Onlineshops für Autoreifen und Zubehör betreibt, litt lange unter den Nachwirkungen der völlig überteuerten Übernahme des Wettbewerbers Tirendo 2013. Mit Vorlage der jüngsten Zahlen keimte ein wenig Hoffnung auf: In den ersten sechs Monaten 2015 erzielte das Unternehmen ein Umsatzplus von 10,7 Prozent auf 250,2 Millionen Euro.

"Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung ist das Management optimistischer als noch zu Jahresbeginn, im Gesamtjahr mindestens den Umsatz des Geschäftsjahres 2014 erzielen zu können", teilte Delticom mit. Die Aussagen reichten aus, um die Aktie kräftig nach oben schießen zu lassen. Allerdings lasten in diesem Jahr Abschreibungen infolge einer Lagerschließung auf dem Ergebnis. Zudem könnten Wetterkapriolen wie schon so oft in der Vergangenheit Delticom das Winterreifengeschäft verhageln. Daher raten wir derzeit von einem Einstieg ab - zumal es mit Zalando und Zooplus bessere Alternativen gibt.



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