Wie Dampfloks heizen etliche deutsche Mid Caps derzeit durch die Börsenlandschaft. Mit einem Plus von insgesamt rund drei Prozent führt der MDAX 2016 das inländische Performance-Ranking an. Vor allem gegenüber den Bluechips setzt die zweite Reihe damit ihre jahrelange Outperformance-Phase fort.
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr: Mittelständische Firmen spüren Trends früh auf, forcieren die Entwicklung von innovativen Produkten und sind stets bemüht, neue Märkte zu erschließen. "Im deutschen Mittelstand finden sich zahlreiche weltweit operierende Unternehmen mit einem ausgezeichneten Management", weiß Vermögensverwalter Andreas Humpe von der Schleber Finanz-Consult. Und weiter: "Zudem sind einige Firmen noch in Familienhand und werden nicht auf jede Quartalssaison hin optimiert, sondern langfristig orientiert geführt." Positive Beispiele sind Fielmann, Krones oder auch Hella.
Im Ausland beliebt
Deutschland ist eine Exportnation - und 45 Prozent der Ausfuhren entfallen auf den gerne als "Rückgrat der deutschen Wirtschaft" bezeichneten Mittelstand. Dass die Marke "Made in Germany" im Ausland weiterhin beliebt ist, zeigen die Ausfuhrstatistiken. Im vergangenen Jahr nahmen die Exporte um 6,4 Prozent auf knapp 1,2 Billionen Euro zu. Auch 2016 geht es trotz der Wachstumsabschwächung in China weiter nach oben. In den ersten acht Monaten des Jahres zog der Außenhandel, angeführt von den EU-Ländern, um knapp ein Prozent an.
Aber nicht nur die Volumen nehmen zu, die mittelständischen Unternehmen gewinnen gleichzeitig an Substanz. Die Eigenkapitalquote ist dabei eine wichtige Kennzahl, denn sie gibt Auskunft über die Kreditwürdigkeit. "Eine gute Eigenkapitalausstattung ist von entscheidender Bedeutung, denn dadurch verbessern sich die Finanzierungsmöglichkeiten, und der Grundstein für mehr Investitionen und Innovationen wird gelegt", erklärt Portfoliomanager Humpe.
Nach Berechnungen der Bankengruppe Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW haben die Mittelstandsunternehmen das Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme in den vergangenen Jahren durch alle Boom- und Krisenphasen hindurch steigern können. Zwischen 2002 und 2014 legte die durchschnittliche Eigenkapitalquote um mehr als elf Prozentpunkte auf 29,7 Prozent zu. Im MDAX beträgt das Mittel sogar 38,2 Prozent. Die drei Spitzenreiter, Fielmann, Rational und Fuchs Petrolub, bringen es sogar auf Werte jenseits der 70 Prozent.
Volle Kraft voraus
Derartige Leistungen schlagen sich auch an der Börse nieder. Gegenüber dem DAX zeigt sich bereits seit geraumer Zeit eine Outperformance. In den vergangenen zehn Jahren zogen die Mid Caps den 30 deutschen Elitekonzernen um mehr als 70 Prozentpunkte davon. Das höhere Tempo könnte sich in Zukunft fortsetzen. "Die Mittelständler treffen in der Regel Entscheidungen für einen nachhaltigen Erfolg, damit auch die nächste Generation noch davon profitiert", erklärt Vermögensverwalter Humpe.
Dass die fundamentale Basis stimmt, zeigen etwa altbewährte Unternehmen wie Großküchenprofi Rational, Gabelstaplerproduzent Jungheinrich oder auch Arzneimittelhersteller Stada. Diese Unternehmen blicken nicht nur auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurück, auch die Zukunftsaussichten fallen vielversprechend aus. So gehen die Schätzungen davon aus, dass das Trio in den kommenden zwei Jahren im Ergebnis schneller als der MDAX zulegen wird. Im Gesamtmarkt errechnet sich aktuell ein durchschnittliches Gewinnwachstum der insgesamt 50 Indexunternehmen von 7,5 Prozent. Rational soll es dagegen auf neun Prozent bringen, Jungheinrich und Stada wird sogar ein Plus im prozentual zweistelligen Bereich zugetraut.
Apropos Gewinnschätzungen: Bei den Analysten nahm der Optimismus zuletzt zu. Nach Angaben des Datensammlers Factset kam es in den vergangenen vier Wochen zu überwiegend positiven Gewinnrevisionen. Für 2016 zogen die Schätzungen um 0,9 Prozent an, für 2017 sogar um 1,3 Prozent. Zum Vergleich: Beim DAX wurden die Ergebnisprognosen für dieses Jahr leicht zurückgenommen und für kommendes Jahr lediglich um 0,7 Prozent nach oben revidiert.
Was dem MDAX zusätzliche Attraktivität verleiht, ist der hohe Grad an Akquisitionstätigkeit. So wurden im laufenden Jahr bereits mehrere aufsehenerregende Deals eingefädelt wie beispielsweise die Übernahmen von Celesio, Kuka oder auch von Wincor Nixdorf. Ebenso bahnt sich gerade beim Leuchtenhersteller Osram ein weiterer Zukauf seitens der Chinesen an.
Doch es geht auch anders herum. So hat der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess auf dem amerikanischen Markt zugegriffen und damit ein Kursfeuerwerk bei der eigenen Aktie ausgelöst. Der für 2,4 Milliarden Euro übernommene US-Konkurrent Chemtura ist zwar gemessen am Umsatz kleiner, dafür aber deutlich profitabler als das deutsche Unternehmen. Die Lanxess-Aktie hat mittlerweile sogar unser Kursziel von 58 Euro überschritten. Engagierte Anleger können jedoch getrost dabei bleiben, sollten den Stoppkurs allerdings auf 47 Euro nachziehen.
Direkt oder mit Rabatt investieren
Auch wenn es nach der jahrelangen Kursrally schwieriger wird, die wahren Perlen aus dem schwer überschaubaren Finanzmarkt herauszufischen, gibt es immer noch genug Titel, die sich lohnen dürften. Wir haben neun Favoriten herausgepickt, mit denen Anleger künftig eine klare Überrendite erzielen können (siehe Folgeseiten). Wer sich lieber den ganzen Markt ins Depot holen möchte, kann dies mit einem ETF effektiv und kostengünstig umsetzen. Das passive Produkt aus dem Hause Deka (WKN: ETF L44) spiegelt den Kursverlauf des Index eins zu eins wider - und das bei einer niedrigen Gesamtkostenquote von 0,3 Prozent pro Jahr. Die Dividenden werden sogar in die Performance miteingerechnet. Ein wichtiger Punkt, beläuft sich die Rendite doch aktuell auf 2,6 Prozent.
Vorsichtige Anlegernaturen können mit einem Discountzertifikat auf Renditejagd im Mid-Cap-Bereich gehen. Das Rabattpapier der Deutschen Bank (WKN: DL2 6XW) stellt aktuell eine maximale Ertragschance von 6,4 Prozent pro Jahr in Aussicht. Um diese einzufahren, muss der MDAX keinerlei Avancen aufweisen; es reicht, wenn der Index am Laufzeitende in rund elf Monaten mindestens auf dem Cap bei 21 250 Punkten notiert. Folglich darf der Index sogar leicht verlieren, ohne dass der Höchstbetrag geschmälert wird.
Auf Seite 4 bis 12: Die besten MDax-Aktien
CTS Eventim-Aktie: Atemlos in die nächste Wachstumsphase
Viele Schlagermusikfans dürften euphorisch feiern, dass Schlagersängerin Helene Fischer im kommenden Jahr auf die Bühne zurückkehrt. Auch die Aktionäre von CTS Eventim werden sich freuen: über das Ende ihrer Auszeit. Das MDAX-Mitglied übernimmt den Ticketverkauf für die Shows, die 2017 und 2018 in Deutschland, Österreich und der Schweiz anstehen. Neben dem heimischen Schlagerstar sorgen weitere Top Acts wie Depeche Mode dafür, dass die Systeme der Münchner pünktlich zum Weihnachtsgeschäft prall gefüllt sind.
Der CTS-Wachstumsmotor Onlineticketing wird also weiterhin eine sehr hohe Drehzahl halten. Insgesamt drosselt das Unternehmen sein Tempo gerade etwas: Wegen der Fußball-EM und den Olympischen Sommerspielen schrumpfte 2016 die Unterhaltungssparte. Doch nicht zuletzt Helene Fischer, deren Tour eine CTS-Tochter organisiert, sollte das Veranstaltungsgeschäft 2017 wieder anschieben.
Für zusätzliche Fantasie sorgt die internationale Expansion. Zumal das Unternehmen über die finanzielle Power verfügt, weitere Übernahmen anzugehen. Auch die Aktionäre kommen nicht zu kurz: CTS Eventim hat sich längst einen Ruf als zuverlässiger Dividendenzahler erworben. Seit zehn Jahren kehrt das Unternehmen stets eine Gewinnbeteiligung aus. Wir heben das Kursziel an und ziehen den Stopp nach.
Hella-Aktie: Immer den Durchblick behalten
Auf den ersten Blick machte Hella im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015/16 (31. Mai) nicht unbedingt die beste Figur. Wegen eines Lieferantenausfalls in China kam es zu hohen Sonderaufwendungen, die letztlich kein Gewinnwachstum im Gesamtjahr mehr zuließen.
Beeindruckend ist allerdings, wie schnell der Autozulieferer die Probleme beheben kann. Vorstandschef Rolf Breidenbach versicherte auf der Hauptversammlung, dass im Geschäftsjahr 2016/17 mit keinen weiteren Belastungen aus dem genannten Fall zu rechnen sei.
Im laufenden Geschäftsjahr stehen die Zeichen also wieder auf Wachstum. Das erste Quartal zeigte bereits die Richtung: Von Juni bis August legte der Umsatz um 3,8 Prozent zu, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich überproportional um knapp 17 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet Oberhaupt Breidenbach bei Umsatz und bereinigtem Ebit einen Zuwachs im mittleren einstelligen Prozentbereich.
Die meisten Analysten sind aber noch deutlich zuversichtlicher. Sie gehen davon aus, dass das Ergebnis je Aktie von 2015 bis zum Jahr 2017 im Schnitt um ein Fünftel zulegt. Dem gegenüber steht ein fast lächerlich anmutendes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,8. Damit zählt die Hella-Aktie derzeit zu den günstigsten Titeln im MDAX.
Jungheinrich-Aktie: Höheres Tempo als der Markt
Der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich bewegt sich derzeit in einem äußerst attraktiven Umfeld. Um satte 13 Prozent legte der europäische Staplermarkt im ersten Halbjahr zu. Auch im Juli und August soll das hohe Tempo angehalten haben. Gute Aussichten für Jungheinrich, auch das MDAX-Unternehmen glänzte schon in den ersten sechs Monaten mit überproportionalen Steigerungsraten, sodass die Jahresprognose angehoben wurde.
Auf einer Roadshow ließ das Management kürzlich bereits durchblicken, dass die Wachstumskurve weiterhin steil nach oben zeigt. So legte beispielsweise die Nachfrage nach Lagertechnik bis Ende August um 16 Prozent zu. Außerdem soll Jungheinrich seine Orderbuchreichweite auf rund fünf Monate ausgebaut haben. Der historische Durchschnitt liegt lediglich bei etwa drei Monaten.
Auch wenn es künftig durch neue Konkurrenz aus China zu einem härteren Preiswettbewerb kommen könnte, sollte Jungheinrich sich diesem weitestgehend entziehen können - als Allroundunter-nehmen, das von der Logistikplanung bis hin zur Warenbeförderung alles aus einer Hand anbietet. Neben der derzeit boomenden Branchenkonjunktur spricht auch die nachhaltig aufgesetzte Unternehmensstrategie für den Titel. Diese ist durch die Eigentümerfamilien Wolf und Lange gesichert.
MTU Aero Engines-Aktie: Triebwerksbauer mit Rückenwind
Nach einem Seitwärtskurs in den ersten sechs Monaten setzte die Aktie von MTU Aero Engines im Juli zum Steigflug an. Im Oktober gelang dem Titel nun der Ausbruch auf eine neue Bestmarke. Die Initialzündung für das Comeback gab der Halbjahresbericht.
Wegen des boomenden Wartungsgeschäfts stockte der Triebwerksbauer seine Jahresprognose auf. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) soll nun im Gesamtjahr 480 Millionen Euro statt wie bisher geplant 470 Millionen erreichen. Am Markt herrscht überwiegend die Meinung, dass MTU auch im dritten Quartal positiv überraschen kann - eine weitere Zielanpassung nach oben inklusive. Der Konzern legte seinen Zwischenbericht nach Redaktionsschluss vor, am 25. Oktober.
Auch über 2016 hinaus, dürfte MTU auf der Wachstumsspur bleiben. Allein auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough im Juli sammelten die Münchner Aufträge im Wert von einer Milliarde Euro ein. Den Konsensschätzungen der Analysten zufolge wird das Unternehmen seinen Gewinn je Aktie zwischen 2015 und 2017 im Schnitt um 24 Prozent pro Jahr steigern, die Dividende immerhin noch um ein Zehntel.
Bewertet wird die Aktie aber aktuell nur mit dem rund 14-Fachen der erwarteten Gewinne für 2017. Folglich sollte der Steigflug noch eine Weile anhalten. Wir heben Ziel- und Stoppkurs an.
Rational-Aktie: Weltmarktführer vor Rekordhoch
Ein Musterbeispiel von einem Mittelständler ist Rational. Der Profiküchenausstatter, der bereits seit Jahrzehnten mit seiner Gartechnologie das moderne Kochen revolutioniert, sucht in Sachen Globalität, Wachstum und Bilanzqualität seinesgleichen. Ganze 87 Prozent der Erlöse erwirtschaftet das Unternehmen im Ausland - Tendenz steigend.
Ebenfalls auf einem kontinuierlichen Weg nach oben sind Umsatz und Gewinn. Seit 2009 legten diese beiden Größen ohne einen Rücksetzer um 80 Prozent zu. Zudem verfügt Rational über eine starke Kapitalausstattung, - die Eigenkapitalquote beträgt stolze 73,8 Prozent. Auch wenn die Schwäche des britischen Pfunds und vieler Währungen von Schwellenländern im ersten Halbjahr auf die Marge drückten, geht der Vorstand weiterhin davon aus, dass Umsatz und Ergebnis im laufenden Jahr weiter zulegen.
Um auf der Erfolgsspur zu bleiben, bringt Rational regelmäßig Innovationen auf den Markt. Erst Ende August kam es zu einer Weltpremiere: Gefeiert wurde das erste Profikompaktgerät mit Frischdampfgenerator, das beispielsweise im À-la-carte-Bereich eingesetzt werden kann. Das Gros der Analysten glaubt an den weiteren Erfolg des Unternehmens, das in Landsberg am Lech beheimatet ist. So stufte erst vergangene Woche die Deutsche Bank die Aktien von "Halten" auf "Kaufen" hoch.
RTL-Aktie: TV-Konzern mit digitalem Zusatzjoker
Europäische Medienaktien haben derzeit einen schweren Stand. Diesem Umfeld kann sich die RTL Group nicht entziehen. Noch im August sah es so aus, als würde das Papier des TV-Unternehmens aus einer zähen Seitwärtsbewegung nach oben ausbrechen. Doch dann drehte der Mid Cap gen Süden. An den positiven fundamentalen Perspektiven hat sich dadurch nichts geändert.
RTL profitiert zum einen vom positiven Werbemarkt. Kürzlich publizierte der Marktforscher Nielsen dazu frische Zahlen. Demnach sind die Bruttoaufwendungen für TV-Werbung in den ersten drei Quartalen in Deutschland um 7,45 Prozent gestiegen. Allein diese Statistik spricht dafür, dass der Konzern am 10. November starke Quartalszahlen vorlegt.
Als eine Art Zusatzjoker könnte sich in der Zwischenbilanz und darüber hinaus das Digitalgeschäft entpuppen. Im ersten Halbjahr verbuchte das Segment, zu dem unter anderem mehrere Videoplattformen zählen, ein Umsatzwachstum von 20,5 Prozent. Für weiteren Schwung sollte hier die im März getätigte Übernahme des Vermarkters Smartclip sorgen. Bis zum Zahlentermin gilt es für die RTL-Aktie jedoch, die Unterstützung im Bereich von 70 Euro zu verteidigen. Kann der Konzern dann überzeugen, womit wir fest rechnen, sollte der dividendenstarke Mid Cap einen neuen Anlauf nach oben starten.
Symrise-Aktie: Es duftet nach hohen Gewinnen
Gleich mehrere Gründe sprechen dafür, dass sich Symrise derzeit eines florierenden Geschäfts erfreuen darf. Zum einen hat Konkurrent Givaudan aus der Schweiz soeben gute Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt, zum anderen baute Symrise die Vorstandsebene wegen einer "dynamischen Geschäftsentwicklung" aus.
Seit dem 1. Oktober verantworten Heinrich Schaper den Bereich Flavor & Nutrition und Jean-Yves Parisot das Segment Diana neu. Damit sind die positiven Argumente, die derzeit für die Aktie des Duft- und Aromenherstellers sprechen, aber längst nicht ausgeschöpft. Für Vertrauen sorgt zudem ein jüngst erfolgter Aktienkauf durch den Vorstandsvorsitzenden Heinz-Jürgen Bertram, der Ende September für rund 130 000 Euro eigene Anteile erwarb. Zu guter Letzt meldete sich noch die Schweizer Großbank UBS kurz vor der anstehenden Berichtsvorlage am 2. November positiv zu Wort.
Die Analysten stuften die Papiere von "Neutral" auf "Buy" hoch und fixierten das Kursziel bei 74 Euro. Bereits zum Halbjahr revidierte das Symrise-Management seine Prognose für die operative Marge von 20 Prozent auf "mehr als 20 Prozent" nach oben. Schwache Ergebnisse sind damit nicht zu befürchten. Die Symrise-Aktie ist zuletzt wieder etwas zurückgekommen und bietet derzeit einen günstigen Einstiegszeitpunkt.
Wacker Chemie-Aktie: Großes Herz für Aktionäre
Zugegeben, die Aktie von Wacker Chemie ist nichts für schwache Nerven. Der Titel des auf Solar- und Halbleiterunternehmen spezialisierten Chemieherstellers weist im laufenden Jahr eine Volatilität von 33 Prozent auf. Damit schwankte er um mehr als die Hälfte stärker als der Gesamtmarkt.
Die jüngste V-Formation im Chartbild gründet auf einem schnellen Wechsel von Sorgen und Hoffnung. Zunächst beunruhigte Marktteilnehmer, dass die Spottpreise für Polysilicium von ihrem Höchststand im Juni bei rund 17,60 Dollar pro Kilogramm auf nunmehr 12,60 Dollar rutschten. Es keimten gar Gerüchte auf, Wacker könne gezwungen sein, die Prognose zu senken.
Dann aber malte das Management Anfang Oktober auf dem Capital Markets Day ein überaus positives Zukunftsbild. Besonderen Beifall erntete die Änderung der Dividendenpolitik. Ab der Zahlung fürs laufende Geschäftsjahr soll die Ausschüttungsquote von derzeit mindestens 25 Prozent auf 50 Prozent des Nettogewinns steigen. Dies dürfte zu einer deutlichen Zunahme künftiger Dividenden führen.
Nach Einschätzung der MM-Warburg-Experten werden die Abschreibungen in den nächsten Jahren von etwa 725 Millionen Euro auf rund 600 Millionen Euro im Jahr 2019 sinken. Zudem sollten sich die Investitionen in die Kapazitätsausweitungen auszahlen.
Zalando-Aktie: Profitabilität nimmt zu
Eine nervenaufreibende Berg- und Talfahrt liegt dieses Jahr hinter der Zalando-Aktie. Um rund 40 Prozent sauste der Titel bis zur Jahresmitte in die Tiefe, ehe der Kurs zu einem beeindruckenden Comeback ansetzte. Mittlerweile notiert die Aktie sogar auf einem Rekordhoch.
Das hat einen Grund: Europas größter Onlinemodehändler drückt operativ mächtig auf die Tube. Im dritten Quartal lief es so gut, dass Zalando seine Ziele nach oben schrauben konnte. Die Guidance für die operative Marge wurde auf fünf bis sechs Prozent von zuvor vier bis 5,5 Prozent angehoben. Der Grundstein für die deutlich positiveren Aussichten wurde in der Berichtsperiode von Juli bis September gelegt, die in der Regel die schwierigste für die Branche ist.
Musste das Unternehmen im Vorjahr noch einen hohen operativen Verlust von 24 Millionen Euro verbuchen, wird dieses Jahr ein Gewinn von acht bis 25 Millionen Euro erwartet. Auf der Erlösseite nahm die Wachstumsdynamik im dritten Quartal zwar etwas ab, doch kann sich der Zuwachs von 16 bis 18 Prozent sehen lassen.
Im Weihnachtsgeschäft möchte Zalando erneut ordentlich auftrumpfen. "Ich bin mir sicher, dass wir da noch mal einen Turbo zünden können", so Vorstand Rubin Ritter. Mit einem wachsenden Angebot an Mode und Accessoires habe Zalando viele Artikel, die sich als Geschenk eignen.