Die Übernahme von Lotto24 durch Zeal Network war organisatorisch ein Erfolg. Schon im Vorfeld hatten die Großaktionäre dem Deal zugestimmt. Aber auch bei freien Aktionären überwog die Zustimmung. Letztlich betrug die Wandelquote mehr als 90 Prozent. Nun könnte der operative Neustart zu einer Neubewertung führen.
Zeal und Lotto24 waren beide unter dem Dach von Tipp24. Nachdem der Lotto-Onlinevertrieb in Deutschland vorübergehend nicht erlaubt war, baute Zeal eine Alternative mit Sitz in Großbritannien auf. Basis für das Geschäft waren die Kunden von Tipp24. Als das Tippen hierzulande wieder möglich war, wurde Lotto24 abgespalten. Das Unternehmen musste nahe null mit der Akquise von Kunden beginnen.
Mit einem Marktanteil von 34 Prozent ist Lotto24 heute wieder mit Abstand Marktführer in Deutschland. Die Idee hinter dem Deal ist, dass Zeal das Alternativlotto aufgibt und die Kunden über die Plattform von Lotto24 schleust. Das ist auf den ersten Blick weniger profitabel als der Betrieb einer eigenen Lotterie. Dafür ist das Geschäft stabiler und hat dennoch sehr gute Wachstumschancen.
Viel Luft nach oben
Der deutsche Lottomarkt hat ein Volumen von 8,3 Milliarden Euro. Der Online-Anteil beträgt nur 13 Prozent. In Großbritannien etwa spielt jeder Vierte online. Der Vertrieb erhält rund zehn Prozent der Erlöse. Mit den Kunden von Zeal dürfte Lotto24 seinen Marktanteil ausbauen.
Gesetzt den Fall, dass sich der Online-Anteil im Lotto britischen Verhältnissen anpasst, würde der adressierbare Markt von 900 Millionen auf weit über zwei Milliarden Euro anwachsen. Behielte Lotto24 nur seinen Marktanteil, würden die Erlöse rund 75 Millionen Euro betragen. Aktuell macht Lotto24 rund 38 Millionen Euro Umsatz. Zusammen mit den Zeal-Kunden könnte der Marktanteil aber schnell Richtung 50 Prozent ansteigen. Dann würde das Unternehmen mehr als 100 Millionen an Gebühren verdienen. Weil die Kosten skalierbar sind, würde sich der Gewinn vervielfachen.
Im Kurs ist das nicht abgebildet. Die neue Gesellschaft wird rund 23,1 Millionen Aktien haben. Gemessen am Kurs von Zeal entspräche dies einem Börsenwert von rund 466 Millionen Euro. Davon müsste man rund 130 Millionen Euro abziehen, die Zeal auf der Bank hat. Damit wäre der reine Unternehmenswert geringer als der von Lotto24, die Ertragsaussichten allerdings um ein Vielfaches höher.
Allerdings gibt es Risiken. Eingriffe der Behörden in das Geschäft sind nicht ausgeschlossen. Zudem ist die Steuersituation von Zeal nicht geklärt. Hier könnte es zu Nachzahlungen in deutlich zweistelliger Millionenhöhe kommen.