Eine Staatspleite ist nämlich so schnell nicht zu erwarten. Auch ein "Grexit", ein Ausscheiden aus der Eurozone scheint immer noch sehr unwahrscheinlich. Mag zwar sein, dass ein solcher Schritt langfristig die beste aller Lösungen ist, aber wer will den Märkten die dann mit Sicherheit folgenden Turbulenzen zumuten? Nach ¬angeblichen Aussagen von IWF-Chefin Christine Lagarde, dass der Austritt Griechenlands "eine Möglichkeit" sei, rudert der IWF jedenfalls ordentlich zurück und behauptet nun das Gegenteil. Lagarde sei da falsch wiedergegeben worden. Nur nicht zu viel Wind machen.
Weiterhin also eine Pattsituation an der Börse - wie schon in der vergangenen Woche beschrieben. Denn nicht nur das Hin und Her in der Griechenland-Krise belastet die Börse. Die Aktienmärkte sind schlicht in den ersten fünf Monaten des Jahres "zu gut" gelaufen. Zu schnell, zu weit. Mag sein, dass sich die Überhitzung in den vergangenen Wochen zwar deutlich abgebaut hat; weil aber die Bewertungen am Markt immer noch recht hoch sind, ist auch die Korrekturanfälligkeit weiterhin hoch - sei es nun beim DAX oder bei Dow Jones und Nasdaq Composite.
An den US-Börsen kommt noch ein technischer Faktor erschwerend hinzu. Zwar hat der Dow-Jones-Industrials-Index in ... den vergangenen Wochen neue Höchststände erreicht, aber einem wichtigen Teilindex, dem Dow-Jones-Transportation-Index, gelang dies nicht. Besagter Index bildet die Wertentwicklung amerikanischer Transport- und Logistikunternehmen ab. Und nach einer altehrwürdigen Dow-Theorie ist es immer ein Warnsignal, wenn der Transportation-Index die Rekordjagd des Industrials nicht mitmacht. Die Idee dahinter: Wenn die Aktien der Unternehmen, welche die produzierten Waren im Land verteilen, nicht mehr richtig laufen, dann scheint es auch in der produzierenden Wirtschaft ein Problem zu geben.
Die Gemengelage am Aktienmarkt ist also schwierig. Es fehlt an Stimuli. Denn auch vonseiten der Unternehmen wird es in den kommenden Tagen kaum Impulse geben. Nachdem sämtliche DAX-Unternehmen ihre Quartalsberichte schon vorgelegt haben und auch die Hauptversammlungssaison so gut wie vorüber ist, stehen nun ruhigere Wochen an. Sommerflaute.
Und vermutlich schafft es nicht einmal die Europäische Zentralbank (EZB) die Pattsituation an den Märkten zu lösen. Nach Redaktionsschluss gab es im Rahmen der allmonatlichen Ratssitzung einen Einblick in das künftige Tun und Lassen. Allerdings ist dies alles ja nun auch schon hinlänglich bekannt. Das milliardenschwere Kaufprogramm von Euro-¬Anleihen läuft gut, betont die EZB seit Wochen. Und dabei wird es bleiben. Um die Wirtschaft anzukurbeln, pumpt man bis mindestens September 2016 monatlich ¬60 Milliarden Euro in die Finanzmärkte. Nichts Neues also. Es bleibt ein Geduldsspiel für Anleger.
Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com
Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com