Vergangene Woche zeigte BÖRSE ONLINE, wie über Bonuszertifikate mit Cap bei volatilen Basiswerten hohe Bonusrenditen bei ordentlichen Sicherheitspuffern erzielt werden können. Doch auch klassische Bonuspapiere, also ohne Kursbegrenzung, können sinnvoll als offensive Aktienstrategie eingesetzt werden. Mit ihnen werden Risiken begrenzt und Chancen optimiert.

Die Produkte funktionieren folgendermaßen: Bei der Emission des Bonuszertifikats werden neben Basiswert (etwa Aktie oder Index) und Laufzeit zwei Grenzen festgelegt: die Barriere und die Bonusschwelle. Die Regel für den Anlageerfolg: Wird während der Laufzeit die Barriere nicht berührt oder unterschritten, erhält der Anleger zum Schluss zumindest den Bonusbetrag ausgezahlt. Bei gedeckelten Bonuspapieren ist hier Schluss. Beim klassischen Bonuspapier hingegen profitieren Anleger auch von einer Wertentwicklung, die darüber hinausgeht.

Bei der Einschätzung, ob ein Bonuspapier sinnvoll ist, sollten Anleger die folgenden Fragen stellen: Wie hoch ist der Sicherheitsabschlag, den mir die niedriger liegende Barriere bietet? Wie hoch wäre der gesicherte Ertrag (Bonusrendite), wenn der Sicherheitspuffer hält? Wie hoch ist das Potenzial oberhalb der Bonusschwelle? Und wie hoch ist das Aufgeld, das man für diese Sicherheitskomponente zu zahlen bereit ist?

Aber: Die einzelnen Punkte dieser Fragen harmonieren nicht. Das bedeutet zum Beispiel: Wer hohe Bonusrenditen erreichen will, muss das entweder über einen niedrigeren Sicherheitspuffer erkaufen oder aber ein erhebliches Aufgeld gegenüber der Direktanlage zahlen. Hier entscheidet die Risikoneigung, wie Puffer und Gewinnchance gewichtet werden.

Bonusrendite vernachlässigen



Das Gros der Anleger achtet auf die Bonusrendite, also die Differenz zwischen dem Derivat und der Bonusschwelle. Wer aber bereit ist, auf eine Bonusrendite zu verzichten, hat zwei entscheidende Vorteile. Zum einen sind die Puffer bei gleichem Preis deutlich höher. Zum anderen dürfte das gegenüber dem Basiswert zu zahlende Aufgeld sehr niedrig sein, im Idealfall zahlen Anleger weniger. Natürlich eignet sich der Einsatz in diesem Bereich nur bei Basiswerten, die aus dem einen oder anderen Grund das Potenzial zu deutlich höherer Notierung haben. Dann kann mit dem Bonuszertifikat das Kurspotenzial voll ausgeschöpft werden. Ein weiterer Vorteil: Das Bonuszertifikat macht innerhalb der Laufzeit die Kursgewinne weitgehend mit - bei gedeckelten Papieren ist das nicht der Fall. Wir haben sechs interessante Basiswerte ausgewählt, die hier vorgestellt werden. Die Strategie ist eine Alternative zur Aktie. Klar ist: Die Dividende geht verloren.

Auf Seite 2: Schritte zum Bonus





Schritte zum Bonus



Anhand von Jahreshöchstkursen und Analystenschätzungen hat die Redaktion aus den großen deutschen Indizes einen Pool von Basiswerten gefiltert, die Wertsteigerungspotenzial versprechen. Gründe können eine niedrige Bewertung sein, aber auch Übernahmepotenzial. In einem nächsten Schritt wurde jeder Wert dahingehend geprüft, ob es klassische Bonuspapiere gibt, deren Barriere einen beruhigenden Puffer bietet und deren Laufzeit nicht schon in einigen Monaten endet.

Im letzten Schritt wird die Bonusschwelle so verschoben, dass der Investor für den Bonus, wenn überhaupt, nur ein geringes Aufgeld bezahlt. Am Ende werden Produkte bevorzugt, die einen hohen Puffer bieten und nur geringes oder gar kein Aufgeld gegenüber dem Basiswert aufweisen. Wenn das Produkt mit einem hohen Aufgeld verbunden ist, verzichten wir auf hohe Bonusrenditen. Werden die Bedingungen gut gewählt, haben Anleger über die Laufzeit die komplette Kurschance plus einen dicken Risikopuffer.

Auf den folgenden Seiten: Sechs interessante Basiswerte





Bayer-Aktie


Mit der Übernahme von Monsanto wurde Bayer zum größten Anbieter für Saatgut und Pflanzenschutz. Zwar belastet der milliardenschwere Kauf die Kasse, doch Bayer kann das über den Cashflow von Monsanto refinanzieren. Nicht zu kalkulieren ist dagegen das Risiko der laufenden Schadenersatzklagen wegen des Herbizids Glyphosat. Die Kosten könnten in die Milliarden gehen, befürchten Investoren. Das spiegelt sich in der Aktie wider. Der Kurs hat sich gegenüber dem Allzeithoch halbiert. Damit dürfte viel eingepreist sein.

Und sollten sich die Vorwürfe nicht erhärten, ist eine heftige Gegenreaktion bei der Aktie unumgänglich. Analysten halten dreistellige Kurse für erreichbar. Dem Weg dorthin würde das ungedeckelte Bonuspapier folgen. Es kann aber auch einiges Risiko puffern. Die Barriere liegt mit 35,70 Euro um 45 Prozent unterhalb des Basiswertkurses. Zudem gibt es eine kleine annualisierte Bonusrendite von 2,3 Prozent. Allerdings sollte sich Anlegern bei einer langen Laufzeit bis zum Jahr 2023 genug Gelegenheit bieten, zwischenzeitlich entstandene Kursgewinne mitzunehmen.



Auf Seite 4: Commerzbank





Commerzbank


Auch wenn die Entwicklung im dritten Quartal etwas hinterherhinkte, hat sich die Lage der Commerzbank laufend verbessert. Die Eigenkapitalausstattung ist ordentlich, das Institut gewinnt Marktanteile. An der Börse herrscht hingegen Vorsicht. Vor einem Jahr kostete die Aktie fast 14 Euro, heute ist sie weniger als die Hälfte wert. Für einen Euro Eigenkapital zahlen Anleger weniger als 30 Cent. Das zeigt: Hier hat sich erhebliches Aufholpotenzial aufgebaut. Ein Katalysator wäre ein Zusammenschluss mit der Deutschen Bank, wie er von der Politik präferiert wird.

Aber auch im Alleingang kann die Aktie zweistellige Kurse erreichen. Sie müsste nur die eigenen Ertragsprognosen erfüllen. Mit dem Bonuspapier geben Anleger der Bank bis Ende 2020 Zeit. Bei einem Potenzial von über 50 Prozent spielt die Bonusrendite keine Rolle. Die Bonusschwelle liegt etwas unter dem Kurs des Zertifikats. Das Derivat kostet so viel wie die Aktie, die, wenn überhaupt, nur eine kleine Dividende zahlen dürfte. Wichtig ist: Der Risikopuffer ist stattlich. Die Barriere liegt mit 4,20 Euro um 37 Prozent unter dem aktuellen Kurs.



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Daimler


Dieselskandal, Strafzölle und Gewinnwarnung - bei Investoren steht die Aktie von Daimler nicht so hoch im Kurs. Der DAX-Titel verlor 2018 rund 40 Prozent. Bei so viel Pessimismus kann es schnell zur Gegenreaktion kommen. Die halten Analysten nicht für unwahrscheinlich. Katalysatoren gibt es genug. Daimler erhält im Mai einen neuen Chef. Der könnte den Umbau forcieren. Auf der Hauptversammlung soll die neue Holdingstruktur beschlossen werden. Dann ist eine Abspaltung der Nutzfahrzeugsparte denkbar. Zudem gibt es eine Reihe neuer Modelle inklusive des ersten Elektrofahrzeugs. Gemessen am höchsten Kursziel hat die Daimler-Aktie ein Kurspotenzial von mehr als 50 Prozent.

Das Bonuszertifikat würde dem folgen. Es ist ein wenig günstiger als die Aktie. Dafür verzichtet der Anleger auf eine positive Bonusrendite. Auf der Sollseite steht zudem zumindest eine Dividende von rund drei Euro. Dafür gibt es einen dicken Sicherheitspuffer. Die Barriere liegt mit 27 Euro um 46 Prozent unterhalb des aktuellen Kurses des Basiswerts. Nur in der Finanzkrise 2009 unterschritt die Aktie dieses Niveau.



Auf Seite 6: Lufthansa





Lufthansa


Europas führende Airline war 2018 auf Sinkflug. Jetzt ist sie im Aufwind. Aufgrund gesunkener Kerosinkosten kalkuliert Lufthansa mit Einsparungen von 700 Millionen Euro, die direkt auf den Gewinn durchschlagen. Einen zweiten Ertragsschub bringen sinkende Integrationskosten für Air Berlin. Deshalb sehen die Analysten Potenzial. Die Kursziele reichen bis 28,50 Euro, immerhin 40 Prozent über dem aktuellen Kurs. Nicht unberechtigt: Vor einem Jahr kostete der Wert mit schwächeren Ertragsprognosen mehr als 30 Euro. Bei der Auswahl des passenden Bonuszertifikats muss auf die Volatilität der Aktie geachtet werden.

Deshalb hat die Redaktion ein Papier mit niedriger Barriere ausgewählt: Sie liegt mit 9,50 Euro um mehr als 50 Prozent unter dem Kurs des Basiswerts. Der Preis der Sicherheit ist die niedrige Bonusschwelle, die unterhalb des Derivatpreises liegt. Das Kalkül: Die Bonusschwelle bei 18,50 Euro ist der Rettungsanker, wenn die Aktie die Erwartungen nicht erfüllt. Wenn doch, fahren Anleger einen Gewinn von bis zu 50 Prozent ein, falls das Zertifikat der Aktie hinterherfliegt.



Auf Seite 7: Klöckner & Co.





Klöckner & Co.


Friedhelm Loh sitzt im Aufsichtsrat von Klöckner & Co. Regelmäßig nutzt der Unternehmer und Investor günstige Kurse, um seinen Anteil am Metallhändler auszubauen. Jetzt hat sich eine besonders günstige Gelegenheit ergeben. Nach einer Herabstufung der Aktie durch einen Analysten fiel der Aktienkurs auf ein Zehnjahrestief. Sollte Loh wieder zugreifen, würde er nah an die 30-Prozent-Schwelle kommen, ab der er den freien Aktionären ein Übernahmeangebot machen müsste. Und das ist nicht der einzige Katalysator für die Aktie. In den USA profitiert Klöckner von den Strafzöllen.

Das Unternehmen ist in der Branche zudem ein Vorreiter in der Digitalisierung und hat eine Online-Handelsplattform aufgebaut. Aktuell notiert der Aktienkurs bei 50 Prozent des Buchwerts. Noch im September kostete sie fast zehn Euro. Dieses Niveau könnte erreichbar sein. Wer die Wette über einen Bonus wagen will, kauft im Gegensatz zu Loh mit einem Kurspuffer von 31 Prozent. Die Notiz könnte bis auf 4,25 Euro fallen, ohne den Bonus zu gefährden, der den Geldeinsatz zurückbringen sollte.



Auf Seite 8: SMA Solar





SMA Solar


Der Kursverlauf von Wechselrichterhersteller SMA Solar zeigt eine Berg-und-Tal-Fahrt mit Spitzen bis 60 Euro. Jetzt ist die Notiz gerade wieder im Tal angekommen. SMA steuert gegen: Stellenabbau und Umstrukturierung laufen bereits. Ob die Trendwende auch in diesem Zyklus gelingen kann? Mit dem Bonuszertifikat haben Anleger die doppelte Chance. Es bietet die eher seltene Gelegenheit, mit einem ungedeckelten Papier bei dickem Puffer auch ordentliche Bonusrenditen einzufahren. Der Bonus kostet etwas mehr als die Aktie. Weil das Unternehmen wohl keine Dividende zahlen wird, ist das gerechtfertigt.

Am unteren Ende soll die Barriere bei zwölf Euro dafür sorgen, dass die Bonuschance erhalten bleibt - immerhin ein Puffer von rund 33 Prozent. Diese Marke bildete 2015 den Wendepunkt im Kursbild. Damals war die Substanz bei SMA Solar nicht so hoch wie heute. Hält die Barriere, erzielen Anleger einen annualisierten Ertrag von mehr als 16 Prozent. Und sollte die Aktie zwischenzeitlich, wie in den Zyklen zuvor, Richtung Spitzenkurse marschieren, kann sich der Kurs vervielfachen.