Vor über einem Vierteljahrhundert
erstmals angeboten, sind klassische
Optionsscheine - außerhalb der
Terminbörsen - das mit Abstand älteste
Hebelprodukt für Privatanleger am deutschen
Markt. Ihren besonderen Reiz haben
die Calls und Puts dennoch nicht verloren.
Erklären lässt sich dies wohl insbesondere
damit, dass mangels Knock-out-Schwelle
auch bei hochspekulativen Produkten kein
zwischenzeitlicher Totalverlust droht. Mit
Optionsscheinen lassen sich deshalb auch
in aller Ruhe Szenarien spielen, die nicht
zwangsläufig zügig aufgehen müssen.
Wichtig ist letztlich nur, dass der Käufer
eine Vorstellung vom Zeitpunkt hat, bis zu
dem das Ereignis, auf das gesetzt wird, spätestens
eintreten soll. Die Laufzeit des ausgewählten
Scheins reicht dann sinnvollerweise
einen angemessenen Zeitraum über
diesen Termin hinaus - in der Regel mindestens
ein bis drei Monate. Zum einen
dauern viele Entwicklungen nämlich doch
länger als ursprünglich erwartet, und zum
anderen kann bei einem Verkauf vor Fälligkeit
der relativ hohe Zeitwertverlust vermieden
werden, dem die Produkte am
Laufzeitende häufig ausgesetzt sind.
Der abnehmende Zeitwert muss beim
Kauf von Optionsscheinen unbedingt berücksichtigt
werden. Er ergibt sich aus der
positiven Differenz zwischen dem Preis des
Optionsscheins und seinem inneren Wert
(Differenz aus Basiswertpreis und Ausübungspreis).
Bildlich gesprochen muss
der Zeitwert für die Chance gezahlt werden,
dass sich die Erwartung des Käufers
über die Entwicklung des Basiswerts während
der verbleibenden Restlaufzeit tatsächlich
erfüllt. Bei gleichbleibendem Kurs
des Basiswerts wird sich der Preis eines Optionsscheins
bei ansonsten unveränderten
Parametern kontinuierlich verringern. Die
Zeit spielt somit gegen die Besitzer.
Eine weitere Einflussgröße der Preisbildung
von Optionsscheinen ist die für die
Zukunft erwartete Schwankungsintensität
des Basiswerts. Je höher diese als "implizite
Volatilität" bezeichnete Größe ausfällt,
desto wahrscheinlicher ist es, dass sich der
Kurs des Basiswerts deutlich in die erhoffte
Richtung bewegt und der Optionsschein
damit möglichst weit "ins Geld" läuft. Ein
Anstieg der impliziten Volatilität wird ceteris
paribus deshalb steigende Optionspreise
zur Folge haben und vice versa.
Auf Seite 2: Gutes Umfeld für Optionsscheine
Gutes Umfeld für Optionsscheine
Obwohl die weltweiten Aktienmärkte
derzeit diversen geopolitischen und wirtschaftlichen
Unsicherheiten ausgesetzt
sind, hat sich die implizite Volatilität, gemessen
am Volatilitätsindex VDAX-New,
von ihrem kurzfristigen Hoch Anfang August
inzwischen wieder deutlich entfernt (Stand: Anfang Oktober).
Auch im Vergleich zu den vergangenen
drei Jahren bewegt sich der aktuelle Wert
eher im unteren Bereich der üblichen
Spanne (siehe Chart unten). Allein unter
Volatilitätsaspekten scheint der Zeitpunkt
für den Erwerb von Optionsscheinen auf
den DAX, aber auch auf die meisten Einzeltitel,
derzeit somit relativ günstig. Dies gilt
umso mehr, wenn mit Verkaufsoptionen
(Puts) auf fallende Märkte gesetzt werden
soll. Denn sinkende Aktienpreise gehen regelmäßig
mit einem Anstieg der impliziten
Volatilität einher und damit mit einem zusätzlichen
Kursschub.
Auf Seite 3: Versicherung gegen Kursverluste
Versicherung gegen Kursverluste
In einem Umfeld niedriger Volatilität eignen
sich Puts daher auch hervorragend
dazu, einzelne Wertpapiere oder ein ganzes
Depot gegen Kursverluste abzusichern.
Sinnvollerweise werden Anleger mit vielen
deutschen Bluechips und Standardwerten
im Depot auf DAX-Puts zurückgreifen. Um
die Absicherung günstig zu halten, bietet
sich ein Basispreis leicht unterhalb des
aktuellen
Indexniveaus an ("Out Of The
Money"). Die zur vollständigen Absicherung
benötigte Stückzahl lässt sich errechnen,
indem der Depotwert durch den DAX-Stand
geteilt und anschließend mit dem
Bezugsverhältnis der Scheine multipliziert
wird. Bei einem aktuellen Indexstand von
rund 9500 Punkten (Stand: Anfang Oktober) werden zur vollständigen
Absicherung eines Depots im Wert von
50 000 Euro beim üblichen Bezugsverhältnis
von 0,01 somit 526 Puts benötigt. Bei
einer Teilabsicherung von 50 Prozent sind
es demzufolge 263 Scheine.
Puts auf den DAX mit Fälligkeit Mitte
März 2015 und einem Ausübungspreis von
9400 Punkten sind aktuell für etwa 4,03
Euro zu haben. Die fast vollständige Absicherung
des Depots kostet so für die kommenden
fünfeinhalb Monate 2120 Euro.
Um diese Kosten zu kompensieren, muss
der DAX ordentlich steigen. Geht es etwa
auf 10 300 Punkte nach oben, wird sich der
Aktienwert um etwa 8,7 Prozent auf dann
gut 54 300 Euro erhöhen. Der Verlust aus
den wertlos ausgebuchten Puts wäre dann
überkompensiert.
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