Mit einem Tagesumsatz von zum Teil
über fünf Billionen US-Dollar ist der
Devisenmarkt der mit Abstand
größte Finanzmarkt der Welt. Trotzdem
spielt der Währungshandel bei Privatanlegern
nur eine untergeordnete Rolle. Das ist
insofern schade, als sich das Wertpapierdepot
mit dem sogenannten Foreign Exchange
Trading (FX-Trading oder Forex)
um eine weitere Anlageklasse erweitern
lässt. Durch die niedrige Korrelation zu anderen
Anlageformen kann dies die Diversifikation
deutlich verbessern.
Davon abgesehen bietet Forex-Handel
gute Analysemöglichkeiten. So haben Währungsveränderungen
viel mit Zinsdifferenzen
und makroökonomischen Daten wie
etwa dem Wirtschaftswachstum, der Inflationsrate
oder dem Außenhandelsüberschuss
eines Währungsraums zu tun. All
diese Entwicklungen sind in der Regel sehr
viel beständiger als betriebswirtschaftliche
Kennziffern einzelner Aktiengesellschaften.
Devisen-Trades erfolgen in der
Regel spekulativ. Sieht man vom Spothandel
über einen Forex-Broker einmal ab,
setzen risikobewusste Privatanleger hierfür
meist dieselben Instrumente ein wie
bei der gehebelten Spekulation auf Aktien
oder Aktienindizes. Trotz analoger Funktionsweise
sind allerdings einige Tücken
und Besonderheiten zu beachten.
Auf Seite 2: Stets im Doppelpack
Stets im Doppelpack
So ist der Wechselkurs grundsätzlich der
Preis einer Währung in einer anderen. Der
Anleger setzt somit immer auf die Entwicklung
von zwei Währungen. Über die vergangenen
zwölf Monate hat der Euro gegenüber
dem japanischen Yen beispielsweise
an Wert gewonnen, gegenüber dem
US-Dollar aber abgewertet.
Entsprechend sind auch zwei Betrachtungsweisen
möglich, wobei sowohl in Europa
als auch in den USA mehrheitlich die
Mengennotierung verwendet wird. Sie gibt
den Preis einer Einheit der inländischen
Währung in Einheiten der ausländischen
Währung an. Ein EUR/USD-Kurs von 1,25
bedeutet somit, dass ein Euro 1,25 US-Dollar
kostet. Ist nun von einer vierprozentigen
Abwertung des Greenback gegenüber
der europäischen Währung die Rede, ist
damit ein Anstieg des EUR/USD-Kurses auf
1,30 gemeint. Es müssen somit fünf USCent
mehr für einen Euro bezahlt werden.
Der Kehrwert der Mengennotierung ist die
Preisnotierung. Sie gibt an, wie viele Einheiten
Euro für einen US-Dollar zu zahlen
sind - in diesem Beispiel wären das 0,8
Euro je US-Dollar.
Zur Spekulation auf Wertverschiebungen
zwischen zwei Währungen bieten sich
insbesondere Optionsscheine und Turbozertifikate
auf das jeweilige Währungspaar
an. Bezüglich des gehandelten Volumens
machen klassische Calls und Puts knapp
zwei Fünftel, Knock-out-Produkte rund drei
Fünftel des Gesamtbetrags aus. Der Anteil
der Optionsscheine liegt beim FX-Handel
damit deutlich höher als bei der indirekten
Spekulation mit Aktien und Aktienindizes,
bei der Hebelzertifikate stark dominieren.
Ein Grund hierfür ist möglicherweise die
geringere Volatilität von Devisenkursen im
Vergleich zu Aktienkursen, woraus sich ein
niedrigerer Zeitwertverlust bei den Optionsscheinen
ergibt. Während Turbos auf
den DAX je nach exakter Ausgestaltung
zudem nur während des Xetra-Handels
(9 Uhr bis 17.30 Uhr) beziehungsweise in
der Mehrzahl der Fälle von 8 bis 22 Uhr ausgeknockt
werden können, ist dies bei Währungsprodukten
rund um die Uhr möglich.
Aufgrund der verschiedenen Zeitzonen in
Europa, Amerika und Asien sind die Basiswerte
24 Stunden am Tag handelbar.
Auf Seite 3: Rechenkünste sind gefragt
Rechenkünste sind gefragt
Für beide Produkttypen gilt, dass sie
selbst zwar in Euro notieren, sich ihr innerer
Wert aber in ausländischer Währung
ermittelt. So weist ein EUR/USD-Call mit
einem Bezugsverhältnis von 0,01 und
einem Basispreis von 1,20 Dollar bei einem
aktuellen Kurs von 1,25 Dollar je Euro
einen inneren Wert von fünf US-Dollar auf.
Der Rückzahlungsbetrag bei Fälligkeit beträgt
in diesem Fall exakt vier Euro (5 USD
geteilt durch 1,25 EUR/USD). Steigt der
Euro nun auf 1,30 US-Dollar an, erhöht sich
der Rückzahlungsbetrag allerdings nicht
auf acht Euro, sondern nur auf 7,69 Euro,
da die Umrechnung nun zum Spotkurs von
1,30 Dollar je Euro erfolgt. Auch bei der Ermittlung
des Hebels sind entsprechende
Umrechnungen vorzunehmen.
Natürlich können Anleger mit Hebelprodukten
nicht nur auf steigende oder fallende,
sondern auch auf gleichbleibende
Wechselkurse setzen. Hierzu eignen sich
etwa Discount-Optionsscheine. Sehr gut
funktioniert hat in den vergangenen Jahren
beispielsweise die Spekulation mit Discount-
Calls auf den Schweizer Franken. So
hat die Marke von 1,20 CHF je Euro seit
Festlegung eines entsprechenden Mindestkurses
durch die Schweizer Nationalbank
im September 2011 bis heute praktisch
durchgängig gehalten.