Die Verleihung der ZertifikateAwards in Berlin war in den vergangenen Jahren ein Stelldichein des Who’s who der Branche. Hier wurden die Sieger gefeiert, schmerzhafte Niederlagen verdaut, neue Trends diskutiert sowie alte Verbindungen bis in die Nacht hinein vertieft. Doch in diesem Jahr war wegen der Corona-Pandemie fast alles anders.
Denn nicht in einem Saal vor einem ausgewählten Publikum in feinster Garderobe, sondern vor einer Kamera in einer digitalen Live-Konferenz wurden die wichtigsten Preise der Zertifikatebranche vergeben. Immerhin: So konnten erstmals auch die vielen Tausend Anleger bei der Verleihung dabei sein, die bei der Online-Abstimmung über die Publikumspreise entschieden hatten.
Dass es kein müder Online-Abklatsch der lebendigen Vorjahresveranstaltungen wurde, lag an dem trotz aller Online-Widrigkeiten bestens gelaunten Moderatorenduo Ralf Andreß, Chefredakteur vom "Zertifikateberater", und Tobias Kramer, Geschäftsführender Gesellschafter DZB Media GmbH, die souverän durch die an sich einstündige Verleihung führten - die dann aber letztlich doch zu Recht 90 Minuten dauerte.
Es war schließlich auch einiges abzuarbeiten: Insgesamt wurden in 14 Kategorien Awards virtuell überreicht, wobei die tatsächlichen Preise erst auf die Reise zu den Gewinnern gingen. Vier Sieger wurden dabei vom Publikum und zehn Gewinner von einer Jury aus 30 Finanzexperten ausgewählt.
Was die Online-Zuschauer an diesem Abend in der ganzen Republik an den Monitoren fesselte, waren, wie vom Veranstalter angekündigt, "die spannendsten Awards aller Zeiten". So bot sich bis zum Schluss ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Gesamtsieg "Bester Emittent in der Jury-Gesamtwertung", der auf den Ergebnissen der zehn Einzelentscheidungen beruht. Denn zum ersten Mal in der nun 19-jährigen Geschichte der ZertifikateAwards lagen bei der Auswertung mit der Hypovereinsbank (HVB) und Vontobel zwei Anbieter punktgleich an der Spitze.
Die beiden Sieger konnten damit ihre Aufwärtstrends der vergangenen Jahre bestätigen. Vontobel hatte 2018 den dritten und 2019 den zweiten Platz der Gesamtwertung erreicht. Die HVB startete nach Platz 5 im Jahr 2018 und Platz 3 im Jahr 2019 ganz nach oben durch. Der dritte Rang ging an die BNP Paribas.
Auch wenn die beiden Gesamtsieger die gleiche Punktzahl eroberten, konnte Vontobel einen Einzelsieg mehr bei den Juroren verbuchen. Die Schweizer gewannen nicht nur den ersten Platz bei den Partizipationspapieren, sondern auch in der Kategorie Aktienanleihen. Damit konnten sie diesen Titel zum "siebten Mal in den vergangenen acht Jahren erobern", wie Kramer betonte. Die HVB dagegen holte neben der Gesamtwertung auch in der Kategorie Primärmarkt den ersten Platz. Moderator Andreß hob "das sehr fantasievolle Angebot" der Münchner hervor.
Bei der erst vor drei Jahren neu eingeführten Kategorie Sekundärmarkt kommt es letztlich auf Kontinuität an. Dies zeigte sich etwa beim Börsenabsturz im Frühjahr. Gerade in solchen turbulenten Marktphasen müssen sich Anleger auf die Stärke des Emittenten im laufenden Handel ihrer Produkte verlassen können. Und die zeigt HSBC nach Auffassung der Jury in beeindruckender Weise. Denn die Gewinnerin dieses Jahres gehörte auch schon in den vergangenen Jahren immer zu den drei Top-Emittenten. Kontinuität zeigt HSBC zudem in anderer Hinsicht: Wie in jedem Jahr seit 2010 konnte der Emittent auch 2020 den ersten Platz beim Anlegerservice feiern.
DekaBank gewinnt Publikumspreis
Expresszertifikate sind seit Jahren die unangefochtenen Anlegerlieblinge. Das in diesen Papieren investierte Volumen erreicht immer neue Rekorde und der Express ist längst zur wichtigsten Produktgruppe im Zertifikatemarkt aufgestiegen. Der Spitzenplatz der Jurywertung ging dabei zum ersten Mal an die DekaBank. Von Spezialitäten mit optimiertem Einstieg bis zu den gängigen Modellen mit sicherem Kupon sei alles dabei, sodass kein Anlegerwunsch offen bleibe, erklärt die Jury zur Begründung. Auch beim Thema Kapitalschutzzertifikate lag die DekaBank nach einem Jahr Pause vorn. Beinahe die Hälfte der bei ihr investierten 14 Milliarden Euro steckt in strukturierten Anleihen.
Für risikobereitere Anleger sind dagegen eher die Hebelprodukte interessant. Gelang Morgan Stanley in den vergangenen beiden Jahren noch jeweils der zweite Platz, schaffte das US-Haus nun den Sprung an die Spitze. Beeindruckend ist dieser Erfolg deshalb, weil Morgan Stanley erst vor rund fünf Jahren in den stark umkämpften Markt eingestiegen ist und in Rekordgeschwindigkeit vom Newcomer zur Top-Adresse wurde, so die Jury. Tobias Kramer brachte es knapper auf den Punkt: "Die machen einfach einen tollen Job."
Die ZertifikateAwards gelten seit vielen Jahren auch wegen des Publikumsvotings als Ritterschlag. Und hier entschied die DekaBank als Nummer 1 unter den Zertifikatehäusern gemessen am Umsatz die Abstimmung zum "Zertifikatehaus des Jahres" mit klarem Vorsprung für sich. Mehr als 34 Prozent der Teilnehmer haben eine ihrer Stimmen für sie abgegeben.
Stark im Fokus der Anleger steht auch die Qualität der Zertifikateportale: Mit einem Stimmenanteil von beinahe 45 Prozent entscheidet Onvista.de diese Publikumswahl zum dritten Mal in Folge für sich. Auf Platz 2 und 3 folgen finanzen.net und boerse-stuttgart.de. Die Abstimmung zu den besten Internetportalen für Zertifikateanleger wird seit Jahren von diesen drei Top-Adressen dominiert. Doch inzwischen hat sich mit boerse-online.de aus dem Finanzen Verlag, in dem auch €uro am Sonntag erscheint, ein neuer Top-Anbieter auf Platz 4 herangearbeitet. Allein deshalb dürfte auch im kommenden Jahr bei der 20. Verleihung der ZertifikateAwards eines auf keinen Fall fehlen: Spannung.