Der Notenbankchef Jerome Powell bekräftigt seine Anti-Inflationspolitik, bis das Zwei-Prozent-Ziel erreicht ist – das müssen Anleger jetzt wissen


Die US-Notenbank Fed hält an ihrer im Sommer 2022 eingeschlagenen Anti-Inflationspolitik fest. Das hat Fed-Chef Jerome Powell auf dem Notenbanktreffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming am Freitag bekräftigt. Dabei hat er auch eine weitere Leitzinserhöhung nicht ausgeschlossen. Konkrete Aussagen über weitere Zinsschritte machte er jedoch nicht.

In seiner mit Spannung erwarteten Rede sagte Powell, die Inflation habe zwar ihren Gipfel überschritten, die Rate sei inzwischen deutlich gesunken. Sie sei aber immer noch zu hoch, insbesondere die sogenannte Kerninflationsrate, also ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel. Powell bekräftigte, die Notenbank werde an ihrer restriktiven Politik festhalten, bis das Inflationsziel von zwei Prozent erreicht sei. Für den nächsten Zinsentscheid der Fed Mitte September werde man die weitere Datenlage beobachten und die ökonomischen Risiken für Konjunktur und Arbeitsmarkt abwägen. 

Die Fed hat die Leitzinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent erhöht. Die US-Konjunktur hat die Zinsanhebungen bislang gut verkraftet, auch der Arbeitsmarkt erweist sich nach wie vor als robust. An den Finanzmärkten wurde zuletzt damit gerechnet, dass die Fed auf ihrer nächsten Sitzung im September eine Zinspause macht, und dass sie im November nochmal die Zinsen anheben könnte. Die heutige Rede Powells bewegte sich im Rahmen dieser Erwartungen.

Das Fedwatch-Tool der US-Terminbörse CME zeigte am Freitag Nachmittag einen leichten Anstieg der Wahrscheinlichkeit für eine Zinspause im September. Allerdings ist auch die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung im November leicht gestiegen.

Spekulation auf EZB-Zinspause nach miesen Konjunkturdaten

Im Vorfeld der Reden von Powell und EZB-Chefin Christine Lagarde (Freitag gegen 21 Uhr MESZ) tendierten Wall Street und europäische Börsen am Freitag fester. Der S&P500-Index lag 0,5 Prozent im Plus, der DAX kletterte bis zum Nachmittag um 0,6 Prozent auf 15718 Punkte. Nach der Rede schmolz das Plus auf 0,1 Prozent ab. 

Ein erneuter Rückgang des Ifo-Geschäftsklimaindex auf 85,7 (Vormonat: 87,4) Punkte und damit weiter eingetrübte Konjunkturperspektiven für Deutschland und den Euroraum schürten unterdessen Spekulationen auf eine Zinspause der europäischen Währungshüter. Innerhalb des Gremiums habe sich die Diskussion in diese Richtung entwickelt, wenngleich es noch keine abschließende Meinung dazu gebe, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters aus EZB-Kreisen.

Auch die US-Großbank J.P. Morgan erwartet bei der EZB auf der September-Sitzung eine Zinspause, bevor es im Oktober zu einer finalen Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte komme. EZB hat die Zinsen im Kampf gegen die Inflation seit Sommer 2022 bereits neun Mal in Folge angehoben - zuletzt im Juli um einen viertel Prozentpunkt. Der Einlagensatz liegt damit aktuell bei 3,75 Prozent - das ist das höchste Niveau seit Oktober 2000. Die nächste Zinssitzung ist am 14. September.