von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Die Chancen für einen freundlichen Start in den Handelstag stehen gut: Der DAX wurde gestern bei 9430/9445 Punkten wiederholt gekauft und kletterte im Anschluss daran sogar bis leicht über den prognostizierten ersten charttechnischen Widerstand bei 9580 Punkten. Dabei wurde auch der Durchschnittskurs der vergangenen 200 Börsentage wieder überschritten, der auf Grund seiner Popularität unter den Marktteilnehmern oft für Wendepunkte in beide Richtungen sorgt und auch gestern im Tagesverlauf nicht auf Anhieb überwunden werden konnte.

Anleger können sich nun darauf einstellen, dass dieser Mittelkurs vorläufig an Bedeutung verliert, da er in Seitwärtstrends naturgemäß häufig von den Kursen über- oder unterschritten wird. Nur in stärkeren Trends des Marktes stoppen Gegenbewegungen häufig an der 200-Tage-Linie. Das häufige Durchbrechen dieses Schwellenwertes ist dagegen ein gutes Indiz für eine vorüber gehende Richtungslosigkeit des Marktes.

Ein neuer nachhaltiger Trend muss sich daher erst herauskristallisieren. Heute dürften erste Gewinne bereits wieder im Bereich um 9680/9695 Punkten mitgenommen werden, dort wurde zu Wochenbeginn schon einmal verstärkt verkauft. Hält die Nachfrage über dieses Niveau hinaus an, was spätestens bei freundlich tendierenden US-Börsen am Nachmittag zu erwarten ist, sind am Donnerstag aus technischer Sicht Kursgewinne bis maximal 9760/9785 Punkte möglich. Hier erreicht der DAX den Durchschnittspreis des zurückliegenden Monats (21-Tage-Linie) und zugleich einen weiteren horizontal verlaufenden Kursbereich mit mehreren Wendepunkten.

Darüber hinaus gehende Gewinne wären ein zuverlässiges Indiz für weiter steigende Kurse - wenn nicht am Freitag an den Terminbörsen Futures und Optionen auf Aktien und Indizes auslaufen würden. An diesen vierteljährlich wiederkehrenden Verfallstagen werden Trendbewegungen des DAX oft durch starke Schwankungen unterbrochen. Dabei werden nicht selten auch wichtige Kursbereiche über- oder unterschritten, ohne dass dadurch ein nachhaltiges Kauf- oder Verkaufssignal erzeugt wird. Anleger sollten während dieser Sondersituation nicht stark im Markt investiert sein, da die Vorhersagbarkeit einer Kursbewegung noch weitaus niedriger ist als ohnehin schon an der Börse.

Die vergangenen beiden Verfallstage im Juni und September läuteten zudem mit erstaunlicher Präzision eine länger anhaltende Trendwende nach unten ein (siehe Tageschart auf Seite 2). Terminkontrakte wie der DAX-Future wurden also von institutionellen Investoren, die ein großes Anlagevolumen bewegen, noch schnell zu hohen Preisen abgerechnet, bevor dann in großem Stil desinvestiert wurde. Diesmal sind viele Marktteilnehmer schon vorab aus Aktien ausgestiegen, doch könnte sich dieser Prozess noch beschleunigen. Ein klares Warnsignal ist ein Einbruch der Kurse unter 9150/9215 Punkten und damit auch unter das Wochentief. Dann drohen weitere Verluste bis zunächst an die 8900er-Marke, mittelfristig auch darunter hinaus. Doch auch dieses Signal müsste erst noch in der kommenden Woche bestätigt werden, wenn das hektische Auf und Ab des Hexensabbats wieder abgeklungen ist.

Wer heute noch schnell von der Dynamik einer kurzfristigen Erholung profitieren will, kann bis maximal 9760/85 auf der Long-Seite investiert bleiben, dann sind Gewinnmitnahmen ratsam. Zwar ist darüber hinaus in den kommenden Tagen auch Luft bis 9880/9910 Zähler, doch angesichts des Verfallstages gleicht diese Spekulation einer Lotterie - und sollte wenn überhaupt, dann nur mit Kleinstbeträgen ausgeführt werden.

Spätestens in der kommenden Wochen müssen Anleger dann wieder genau hinsehen: Schon ein Rückfall unter 9580 Punkte würde erneut eine Schwäche des Marktes ankündigen, bestätigt würde diese Theorie wenn auch noch unter der 9430er-Marke weiter verkauft wird. Das Areal um 9150/9215 stellt dann die letzte Hoffnung der Bullen dar, bevor sich die Prognose auch aus einer wohlwollenden Sichtweise deutlich eintrüben müsste. Ausgewählte Zertifikate für kurz- und mittelfristige Spekulationen auf die vorgestellten Szenarien finden Sie wie immer auf der letzten Seite dieser Analyse.

Chart 2 - DAX-Intradaychart auf Ein-Stunden-Basis



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Hält der Verkaufsdruck an, sind Verluste bis zur 8900er-Marke möglich. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch jetzt dürften Anleger sich erneut an dieser Zone orientieren. Darunter hinaus gehende Verluste sind vorläufig eher unwahrscheinlich, dazu wäre der Markt an dieser Unterstützung bereits zu überverkauft. Mittelfristig ist bei anhaltendem Verkaufsdruck dann die Zone um 8350/8550 Punkten das nächste Kursziel, erst darunter ist der übergeordnete Trend dann auch mit gutem Willen nicht mehr als "seitwärts" einzustufen, sondern müsste auf "abwärts" abgestuft werden.

Doch der Chart zeigt auch Positives: Der Weg in Richtung 11.000 Zähler ist ungeachtet der jüngsten Korrektur aus mittel- bis langfristiger Sicht nun frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien wieder anzieht. Mangels Alternativen sind es auf der Reise dahin oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Ein erster Widerstand dieser Art könnte sich an der 10.100er-Marke ausgebildet haben. Ein Ausbruch über diese Zone wäre daher auch ein Indiz für eine Fortsetzung der übergeordneten Aufwärtsbewegung, nächster Halt ist dann die 10.200.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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