Das Parteienbündnis, das die Abwahl Rajoys unterstützte, hat allerdings kein gemeinsames politisches Konzept. "So lange die Situation unübersichtlich bleibt, dürften sich viele Anleger wohl erst einmal weiter mit Käufen zurückhalten", sagt Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung des Bankhauses Bauer. In der alten Woche rückte der Dax weiter weg von der psychologisch wichtigen Marke von 13.000 Punkten. Er verlor auf Wochensicht rund anderthalb Prozent auf rund 12.740 Zähler.

Zwar stehen in Rom nach wochenlangem Ringen die beiden Parteien 5 Sterne und Lega vor einer Koalitionsbildung. Experten warnten aber vor zu viel Optimismus. Die geplanten höheren Staatsausgaben der neuen Regierung könnten die Europäische Union weiterhin vor große Herausforderungen stellen, betonte Analyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Im Kabinett ist als Europaminister zudem der ausgewiesene Euro-Gegner Paolo Savona vertreten. Gegen dessen Nominierung für das Schlüsselressort Wirtschaft und Finanzen hatte Staatspräsident Sergio Mattarella zuvor sein Veto eingelegt. Über ein Drittel der Deutschen fürchtet einer Umfrage zufolge wegen der Entwicklung in Italien eine neue Euro-Krise, berichtete der "Focus".

Die Volkswirte der Privatbank Union Bancaire Privee sehen dagegen nicht so schwarz. Die Eurozone sei heute in einem besseren Zustand als 2007. "Eine Vertrauenskrise würde jedoch zu einer Schwächung des Euros führen." Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich in den vergangenen Wochen auf unter 1,17 Dollar. Anfang des Jahres waren es noch fast zehn US-Cent mehr. Analysten der schwedischen Bank SEB gehen davon aus, dass sich der Euro bis zum Ende des dritten Qaurtals auf 1,10 Dollar abschwächt.

Eine Belastungsprobe für den Euro und den Aktienmarkt ist nach Ansicht von Fachleuten auch der Handelsstreit mit den USA. Die EU, Kanada und Mexiko bringen sich gegen die verhängten Importzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte bereits in Stellung. Ein drohender Handelskrieg könnte nach Meinung des Marktstrategen Metzger den Dax an einer schnellen Rückkehr zur Marke von 13.000 Punkten hindern.

Auch Spanien steht im Fokus der Anleger, wo der Sozialdemokrat Pedro Sanchez neuer Ministerpräsident werden soll. Es wird erwartet, dass Sanchez sein neues Amt am Montag antreten und sein Kabinett bilden wird. Unklar war zunächst, wie lange Sanchez Partei PSOE die sich abzeichnende Minderheitsregierung führen will.

AUFTRAGSEINGÄNGE IM BLICK - KAUM FIRMENBILANZEN



Bei den Konjunkturdaten steht die neue Woche im Zeichen der Auftragseingänge. Den Anfang machen am Montag diejenigen für langlebige US-Güter. Es folgen die Bestellungen der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (Mittwoch) sowie der gesamten Industrie (Donnerstag). Am Dienstag stehen die europäischen Einzelhandelumsätze auf dem Terminplan.

Unternehmensseitig wird es mit dem Auslaufen der Bilanzsaison ruhiger. Am Mittwoch lädt die Lkw-Sparte von Daimler zum Kapitalmarkt-Tag. Hauptversammlungen stehen ebenfalls nur vereinzelt an. Im Auge behalten Anleger die Deutsche Bank, deren Aktien am Donnerstag 7,1 Prozent verloren und mit 9,16 Euro den niedrigsten Schlusstand aller Zeiten markiert hatten. Auslöser war ein Bericht des "Wall Street Journal", demzufolge die US-Notenbank (Fed) das US-Geschäft des Instituts schon vor einem Jahr als "in schwierigem Zustand" eingestuft hatte. "Die Nachrichten zeigen, dass die Deutsche Bank von den US-Behörden enorm unter Druck gesetzt wird", sagte Branchenanalyst Thomas Hallett vom Investmenthaus Keefe, Bruyette & Woods. Zudem senkte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die Bonitätsnote der Bank.