Chart 1 - Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Bei 8900 Zählern hat der Index seit Ende des vergangenen Jahres bereits mehrfach wieder nach oben gedreht. Die daraus resultierende Unterstützungszone dürfte zahlreichen Anlegern als Orientierung dienen. Wer auf steigende Kurse spekuliert, wird spätestens dann nervös werden, wenn die Nachfrage an dieser bewährten Zone auf einmal ausbleibt. Erfahrungsgemäß kann dies eine Kettenreaktion auslösen, die den DAX in einen weiteren Abwärtssog reißt.
Doch selbst wenn dieser Fall eintritt, ist schon in Kürze - im Idealfall sogar noch während des Handelstages - mit einer erneuten Bodenbildung zu rechnen. Denn aus statistischer Sicht ist der Markt sehr stark überverkauft, er ist in zu kurzer Zeit zu schnell gefallen, um jetzt noch länger schwach zu bleiben. Zwar gibt es in der Vergangenheit vereinzelt auch Extremsituationen, die größere Einbrüche möglich machten. Doch diese Szenarien sind äußerst selten und damit unwahrscheinlich, dazu müssen auch die makroökonomischen und/oder politischen Rahmenbedingungen außergewöhnlich negative Züge annehmen.
Messbar ist die Überreaktion des DAX nach Süden an der prozentualen Anzahl der Aktien, die noch über ihrem durchschnittlichen Monatskurs notieren. Aktuell sind das nur noch vier Papiere. Auch der Abstand des Index zu seinem eigenen Vier-Wochen-Mittelwert ist wichtig, er beträgt derzeit mehr als fünf Prozent - ein Niveau, auf dem in der Vergangenheit keine weiteren Kursrückgänge mehr erfolgten. Eine Bodenbildung ist aus Sicht dieser zuverlässigen Signalgeber relativ wahrscheinlich, auch wenn der Trend bisher deutlich nach Süden zeigt und im Kursverlauf selbst noch keine Anzeichen auf eine Stabilisierung erkennbar werden.
Zumindest eine Erholung in Richtung der ersten Verkaufszone bei 9145 bis 9170/90 Punkten sollte machbar sein, dort wurde in den vergangenen Tagen immer verstärkter Abgabedruck erkennbar. Sogar ein Anstieg bis an die nächstfolgende Barriere um 9400 Punkte ist vorstellbar, wenn die US-Börsen mitspielen. Wenn nicht, muss immer auch mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Dann ist auf längere Sicht ein Rückgang bis mindestens an die 8500er-Marke und darunter zu befürchten - allerdings wie gesagt nicht auf die Schnelle, dafür ist der Markt bereits zu stark gefallen.
Chart 2 - DAX- Tageschart mit Anzahl Aktien über Vierwochen-Durchschnitt in %
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21- und 200-Tage-Linie in %
Im Tageschart ist das jüngste auffällige Ereignis das Abprallen der Kurse am ehemaligen Aufwärtstrend bei aktuell 9900/9950 Zählern. Aus der Position dieser Trendlinie (unterer Rand des grün markierten Korridors) lassen sich dadurch auch für die nähere Zukunft Kursziele ableiten. Negativ ist das Signal aber nicht, denn auch ein flacherer Anstieg der Kurse würde letztendlich zu Gewinnen führen, und gleichzeitig das Risiko einer schnellen Marktüberhitzung senken. Denn davor waren die Notierungen zu schnell geklettert, um nachhaltig noch weiter steigen zu können - diese Gefahr besteht nun nicht mehr, der Markt muss ein neues Aufwärtstempo erst noch finden, wenn es mittelfristig überhaupt aufwärts geht.
Pendelt der DAX sich eher in einer Seitwärtsbewegung ein, was nach dem Rückfall unter die 200-Tage-Linie die leicht wahrscheinliche Option darstellt, ist die Zone um 8900 Zähler als Unterstützung ins Auge zu fassen. Solange hier - wie schon seit Ende 2013 - weiter gekauft wird, droht kein neuer Abwärtstrend.
Chart 4 - Wochenchart
Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend gebrochen, hier ist Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Allerdings nur, wenn die 8900er-Marke nicht halten sollte. Derzeit ist dies noch offen, Anleger müssen noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen.
Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird erkennbar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung, wenn sie denn kommt, wieder fortsetzen.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
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Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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