Die Branche der Autozulieferer hat schwer zu kämpfen – mit der Konjunktur, mit niedrigen Margen und jetzt auch noch mit hohen Zöllen. Dennoch haben einige Firmen frühzeitig reagiert und sind für die Zukunft gut gerüstet.
Es gehört schon Mut dazu, jetzt in Automobilzulieferer zu investieren. Die Branche steckt noch immer in der Krise: Der Branchenriese ZF etwa meldete vor Kurzem einen Milliardenverlust wegen hoher Rückstellungen, bei Webasto sollen 650 Arbeitsplätze abgebaut werden. Einige andere Mittelständler sind bereits insolvent. Laut Studie der Prüfungs und Beratungsgesellschaft EY gingen im vergangenen Jahr nahezu 19 000 Stellen verloren. Demnach arbeiteten in Deutschland Ende 2024 noch etwas mehr als 761 000 Menschen in der Autoindustrie. Der Umsatz in der Branche schrumpfte im zurückliegen den Jahr um fünf Prozent auf 536 Milliarden Euro. Die Erlöse der deutschen Zulieferer gingen sogar um acht Prozent zurück.
Zudem sank die Zahl der Beschäftigten im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 18 Jahren. Die Abhängigkeit von Großkunden, hohe Investitionen in die Elektromobilität und weltweite Krisen brachten die Branche unter Druck. Zunächst gerieten die Teilelieferanten durch Corona ins Wanken, dann kamen Lieferkettenprobleme hinzu. Nun stehen die Kapazitäten wieder zur Verfügung, allerdings ist die Nachfrage schwach. Vor allem die im April in Kraft getretenen US-Zölle in Höhe von 25 Prozent auf im Ausland produzierte Fahrzeuge könnten nun noch mal zu großen Verwerfungen führen.
Eine Analyse von Kepler Cheuvreux ergab, dass die aktuell geltenden Zölle in Höhe von 25 Prozent den kumulierten Gewinn der europäischen Automobilhersteller um rund 15 Milliarden Euro verringern würden. Für die Zulieferer dürfte die Belastung besonders groß sein.
Abstieg auf Raten?
Es ist aber auch gut möglich, dass US-Präsident Donald Trump hier wieder zurückrudert. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management geht schon längere Zeit davon aus, dass ab dem Jahr 2030 bis zu 25 Prozent industrienahe Arbeitsplätze verloren gehen. Seiner Meinung nach komme es im Zuge der fortschreitenden Elektrifizierung zu einer Konsolidierung, weil die Wertschöpfung geringer wird und die Autos insgesamt weniger Teile brauchen.
Dazu kommt, dass die Chinesen nach Europa drängen. So baut etwa der chinesische Anbieter BYD momentan ein Werk in Ungarn. Noch in diesem Jahr sollen dort Autos vom Band rollen. „Die deutschen Hersteller und Zulieferer müssen sich darauf vorbereiten, dass der Wettbewerb noch härter wird“, sagt Bratzel. „Die Kosten müssen weiter reduziert werden, ansonsten ist es ein Absteig auf Raten", so der Autoexperte.
Das macht der Branche Hoffnung
Die Hoffnungen richten sich auf das deutsche Maßnahmenpaket, das die Autoindustrie vermutlich mit Subventionen für Elektroautos und Konsumanreizen stützen wird. 2024 war für die E-Mobilität ein verlorenes Jahr. In Deutschland erlahmte das Interesse, ebenso gingen die Verkäufe in Frankreich zurück, so gar in Skandinavien schrumpfte der Verkauf.
Im ersten Quartal 2025 zogen die Zulassungszahlen laut Kraftfahrtbundesamt aber wieder leicht an. Branchenexperten von Berryls zufolge deutet sich für das laufende Jahr eine kleine Erholung an. Dazu kommt, dass die Bewertungen einiger Firmen mittlerweile sehr tief sind, diese jedoch immer noch teils stattliche Cashflows erwirtschaften und nach wie vor hohe Renditen abwerfen.
Einige Zulieferer sind stark positioniert
Zudem haben sich einige Automobilzulieferer bereits lange auf die Transformation vorbereitet. Beispiel ElringKlinger: Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren viel in den Wandel hin zur Elektromobilität investiert. Es ist zwar immer noch Weltmarktführer für Zylinderkopfdichtungen, die in Elektroautos nicht mehr verbaut werden, allerdings nimmt der Anteil am Umsatz sukzessive ab. Dafür klettern die Erlöse mit Batteriespeichersystemen, elektrischen Antriebseinheiten und Komponenten für Brennstoffzellen über ein Joint Venture mit Ekpo Fuel Cell Technologies. Bis zum Jahr 2030 soll mehr als die Hälfte des Umsatzes aus Bereichen abseits des klassischen Verbrennermotors stammen. Die Erlöse sollen dann bei rund drei Milliarden Euro liegen.
2024 wurden rund 1,8 Milliarden erwirtschaftet — ein Minus von 2,4 Prozent im Vergleich zu 2023. Allerdings lag der Umsatz für E-Mobility mit 102,5 Millionen Euro bei mehr als dem Doppelten. Stark entwickelte sich der Free Cash Flow. Dieser kletterte von 37 auf rund 58 Millionen Euro im Jahr 2024. Auch die Schulden hat das Unternehmen im Griff. Netto lagen diese im Jahr 2018 noch bei 724 Millionen Euro, mittlerweile sind sie auf 250 Millionen Euro geschrumpft. ElringKlinger wird nach einem verlustreichen Jahr 2024 dieses Jahr wohl wieder Geld verdienen. Der Aktienkurs zog zuletzt an, hat jedoch noch immer deutliches Potenzial.
Raus aus dem Tal der Tränen für Aumann
Bereits wieder in die Spur gekommen ist der Aktienkurs von Aumann. Das Unternehmen entwickelt und produziert Maschinen für die Produktion von Komponenten für Antriebsstränge aller Art. Dazu gehören Wickelmaschinen für Elektromotoren so wie Montageanlagen für Batteriemodule. Trotz eines erwarteten Umsatzrückgangs für das laufende Geschäftsjahr soll die operative Marge (Ebitda) dieses Jahr zwischen acht und zehn Prozent liegen. Das erste Mal initiierte Aumann ein Aktienrückkaufprogramm, dessen Erwerbspreis zuletzt um gut zwei Euro erhöht wurde. Im Jahresverlauf erwartet der Konzern erste Erholungstendenzen — gut möglich, dass die Prognose im Laufe des Jahres noch mal angepasst wird.
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