Auch der Dollar verlor an Attraktivität, was den Euro um fast einen US-Cent auf 1,0890 Dollar und damit so hoch wie seit dem 11. November nicht mehr hievte. An der Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung Kursverluste von etwa 0,7 Prozent.
"Trumps Image als Wachstumsguru bröckelt", erklärte LBBW-Analyst Clemens Bundschuh. Für die Kapitalmärkte sei der Misserfolg in der Gesundheitspolitik mal abgesehen von der Pharmabranche zwar von untergeordneter Bedeutung. Doch habe das Vorhaben als Test für die politische Durchschlagskraft Trumps gegolten, die für konjunkturbeeinflussende Vorhaben wie die geplante Steuerreform nun einmal entscheidend sei.
Auslöser der Verkäufe war die Niederlage Trumps im Repräsentantenhaus bei der Abschaffung der unter seinem Vorgänger verabschiedeten Gesundheitsreform "Obamacare". Seit Trumps Wahl haben die internationalen Aktienbörsen in der Hoffnung auf "phänomenale" Steuersenkungen und billionenschwere Infrastruktur-Investitionen mehr als zehn Prozent zugelegt.
Kasse machten Investoren vor allem bei Finanzwerten, die wegen der Spekulationen auf eine Deregulierung der US-Banken und steigende Zinsen in den vergangenen Monaten überdurchschnittlich zugelegt hatten. Im Schnitt verloren sie ein Prozent. Commerzbank und Deutsche Bank büßten jeweils 1,5 Prozent ein.
INDUSTRIEMETALLE UNTER DRUCK - GOLD GEFRAGT
Gleichzeitig ließen die Spekulationen auf eine höhere Nachfrage bei Rohstoffen nach. Das wichtige Industriemetall Kupfer verbilligte sich um zwei Prozent auf 5691 Dollar je Tonne. Dies setzte die Bergbaukonzerne unter Verkaufsdruck. In London büßten Anglo American, Antofagasta, BHP Billiton, Glencore und BHP Billiton je mehr als drei Prozent ein. Stahlkocher mussten ebenfalls Federn lassen: ArcelorMittal, Salzgitter, Thyssenkrupp und Voestalpine fielen um zwei bis vier Prozent.
Vor diesem Hintergrund flüchteten einige Investoren in "sichere Häfen". Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, gewann 40 Ticks auf 160,62 Punkte. Die "Antikrisen-Währung" Gold stieg um bis zu 1,2 Prozent auf ein Vier-Wochen-Hoch von 1259,14 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).
ANALYSTENKOMMENTARE BELASTEN VERSORGER UND FLUGLINIEN
Unter Druck gerieten nach negativen Analystenkommentaren die Aktien von Fluggesellschaften: Lufthansa verloren 2,6 Prozent. Die Titel der British-Airways-Mutter International Consolidated Airlines (IAG) sackten um 3,2 Prozent, die von Air France KLM um 5,5 Prozent ab.
Auf Talfahrt gingen zudem RWE. JP Morgan hatte seine Kaufempfehlung kassiert und die Aktien auf "neutral" heruntergestuft.