Auch für die börsennotierten CFD-Anbieter ging es im Corona-Crash kräftig nach unten. CMC Markets, IG Group und Plus 500 mussten Kursabschläge zwischen 22,3 und 25,6 Prozent hinnehmen. Doch die Erholungsrally seither ist noch atemberaubender: In der Spitze legten die drei Titel an ihrer Heimatbörse London seither zwischen 45 und 150 Prozent zu. Alle drei notieren aktuell deutlich höher als vor dem Crash. CFD-Anbieter als Krisen-Gewinner! Und der Grund dafür? Ist eigentlich ganz einfach. Die CFD-Trader handeln in der Krise deutlich häufiger als in normalen Zeiten. Sprich: Bei den CFD-Anbietern brummt das Geschäft.

Das ist praktisch bei allen CFD-Brokern so. Zehn von zwölf Anbietern, die von €uro am Sonntag befragt wurden, gaben an, dass im Zuge der Corona-Krise sowohl die Anzahl der CFD-Trades von Privatanlegern als auch das dabei bewegte Gesamtvolumen gestiegen seien. "Die erhöhte Volatilität als Folge der Corona-Pandemie führte zu einem erheblichen Anstieg der Handelsaktivitäten unserer Kunden", heißt es etwa von IG Europe. Doch nicht nur, dass mehr gehandelt wurde, der Corona-Crash hat auch neue Trader angelockt: Ebenfalls zehn der zwölf befragten CFD-Anbieter gaben an, dass die Zahl der Privatanleger, die mit den hochriskanten Differenzkontrakten handelten, in der Krise gestiegen sei.

Ein Lichtblick für diese Branche, die in den vergangenen Jahren durch Verfügungen der deutschen und europäischen Aufsichtsbehörden in ein deutlich stärkeres regulatorisches Korsett gezwungen wurde als zuvor. Bereits 2017 hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) CFDs mit Nachschusspflicht verboten. Zum 1. August 2018 traten dann noch weitergehende Beschränkungen der Europäischen Finanzaufsichtsbehörde Esma in Kraft, um Privatanleger stärker vor den Risiken von CFDs zu schützen.

Schwere Zeiten für die Anbieter

Diese Veränderungen haben dazu geführt, dass die Geschäftsmodelle der CFD-Anbieter auf eine harte Probe gestellt wurden. Denn im Zuge der Regulierungsoffensive ging die Anzahl der Transaktionen deutlich zurück, das gehandelte Gesamtvolumen brach kräftig ein und viele Trader zogen sich aus dem CFD-Handel zurück. Die Folge: Die Nettoerlöse sanken je nach Anbieter um 30 Prozent und mehr, die Gewinne pulverisierten sich praktisch. Die Folge: Die börsennotierten CFD-Anbieter IG und Plus 500 notieren noch immer deutlich unter ihren Allzeithochs. Andere hat es noch schlimmer erwischt. So ging vergangenen Herbst der deutsche Ayondo- Ableger pleite. Und der Anbieter GKFX stellte im Sommer 2019 das CFD-Geschäft mit Privatanlegern ein.

So gesehen ist die Corona-Krise jetzt die Chance für die Branche, wieder mehr Anleger für den CFD-Handel zu interessieren. Doch was bietet welcher CFD-Broker genau? Bei wem findet man das beste Angebot?

Diese Fragen bewogen die Redaktion von €uro am Sonntag, den CFD-Broker-Test der Vorjahre auch 2020 durchzuführen. Dafür wurden insgesamt 19 in Deutschland aktive CFD-Broker angeschrieben, von denen letztlich zwölf an der Umfrage teilnahmen - exakt so viele wie im Vorjahr.

Der aktuelle CFD-Broker-Test soll es CFD-Tradern ermöglichen, mit möglichst wenig Aufwand herauszufiltern, welcher Broker ihnen das beste Angebot offeriert. Dafür mussten die zwölf Testteilnehmer in vier Oberkategorien - Handel; Kosten; Sicherheit, Reporting, Steuern & Recht sowie Schulung & Technik - Angaben zu insgesamt 714 Punkten machen (siehe unten "So wurde gewertet"). Der ausführliche Umfang des Tests ist aus Sicht der Redaktion notwendig, da der CFD-Handel äußerst komplex ist und sich nur so in der gebotenen Exaktheit die einzelnen Angebote bewerten lassen. Einen kleinen Ausschnitt der abgefragten Aspekte liefert die Übersichtstabelle.

Ähnlich wie die Aufsichtsbehörden Esma und Bafin hat auch €uro am Sonntag viel Wert auf Sicherheit gelegt: In der Kategorie Sicherheit, Reporting, Steuern & Recht waren bis zu 330 der maximal 1000 möglichen Punkte zu erzielen. Der Bereich Kosten war dagegen für maximal 200 Punkte gut. In der Kategorie Handel waren hingegen bis zu 450 Punkte drin. Die restlichen 20 Punkte waren für Angaben zu angebotenen Schulungen und zur Hard- und Software reserviert.

Das Angebot der CFD-Broker

Während die Markteingriffe von Esma und Bafin dazu führten, dass sich die CFD-Anbieter an den jeweils zulässigen Maximalhebeln orientieren, gibt es weiterhin große Unterschiede in Sachen angebotener Basiswerte: Während FXFlat gerade mal CFDs auf 227 Basiswerte anbietet, sind es bei CMC Markets Germany 9.735 Basiswerte und bei IG Europe gar 17.001 Basiswerte. Die anderen Anbieter bewegen sich zwischen 1.150 und 5.000 Basiswerten.

Jedoch ist zu berücksichtigen, dass sich der CFD-Handel deutscher Privatanleger schon seit Jahren auf ein paar Basiswerte konzentriert: DAX, Dow Jones, Nasdaq 100 und das Währungspaar Euro/Dollar. Schon mit diesem Quartett sind die meisten CFD-Trader vollauf zufrieden. Im vorliegenden Test wurde diesem Umstand dadurch Rechnung getragen, dass beliebte Basiswerte deutlich mehr Punkte brachten als andere.

Auch bei den angebotenen Ordertypen unterscheiden sich die Offerten deutlich. In der Umfrage wurden die 33 wichtigsten Ordertypen explizit abgefragt. Während eToro laut eigener Angaben gerade mal neun verschiedene Ordertypen im Angebot hat - einen davon zudem lediglich "teilweise" -, offeriert WH Selfinvest alle 33 abgefragten Ordertypen und verweist zudem darauf, "Hunderte weitere" anzubieten.

Auch die Handelsplattformen unterscheiden sich deutlich, lediglich Handeln direkt aus dem Chart, One-Click-Trading sowie die Überwachung von Margin- und Overnight-Positionen bieten alle. Aber schon beim Panic-Closing - dem gleichzeitigen Schließen aller offenen Positionen - gibt es Aussetzer, etwa bei CMC Markets Germany, Flatex und IG Europe. Und eine automatische Chartmuster-Erkennung bieten mit Admiral Markets UK, CMC Markets Germany, FXFlat, IG Europe und WH Selfinvest gerade einmal fünf Anbieter.

Zudem variiert die Zahl der verfügbaren technischen Indikatoren zwischen 33 (XTB) und 300 (WH Selfinvest). Die meisten Anbieter offerieren zwischen 36 und 51 Indikatoren. Wobei die Angaben zur Handelsplattform bei Comdirect Bank, Flatex, Onvista Bank und S-Broker identisch sind, was daran liegt, dass für dieses Quartett deutscher CFD-Broker im Hintergrund die Société Générale als Market Maker für CFD-Geschäfte fungiert. Das bedeutet nun aber nicht, dass die Angebote dieser vier komplett identisch wären.

Die Gebühren für CFD-Trades etwa unterscheiden sich je nach Anbieter teils deutlich. So verlangen etwa Comdirect und deren Tochter Onvista Bank für einen exakt vorgegebenen Beispiel-Trade auf den Euro/Dollar-Kurs 8,85 Euro je Roundturn, während bei Flatex der exakt gleiche Trade für 4,42 Euro zu haben ist. S-Broker liegt mit 6,64 Euro exakt in der Mitte.

Noch größer sind die Preisunterschiede, wenn man alle Anbieter betrachtet: Bei IG Europe gibt es denselben Trade schon für 0,60 Euro. Ähnlich die Unterschiede bei Beispiel-Trades auf den DAX: Hier werden je nach Anbieter umgerechnet zwischen 1,60 Euro je Roundturn und 4,00 Euro fällig.

Welcher CFD-Broker aber hat das beste Gesamtangebot? Auch in diesem Jahr ging der Gesamtsieg an WH Selfinvest. Das vierte Mal in Folge. Respekt! Silber erhielt FXFlat. Dieser Anbieter kam ebenfalls auf die Gesamtnote "sehr gut". Der Gewinner der Bronzemedaille, die Onvista Bank, führt das Verfolgerfeld mit insgesamt acht Anbietern an, die allesamt mit "gut" bewertet wurden. Zweimal wurde die Note "Befriedigend" vergeben.

In den Teilkategorien gab es folgende Ergebnisse: Das beste Handelsangebot offeriert WH Selfinvest, gefolgt von Admiral Markets. CFD-Trader, die auf niedrigste Kosten wert legen, sind am besten bei IG Europe aufgehoben. Im Bereich Sicherheit, Reporting, Steuern und Recht kam die Onvista Bank auf Platz 1, dahinter die hier ebenfalls "sehr gute" Consorsbank. Jedoch gibt es bei allen Anbietern noch Luft nach oben. So schaffte kein einziger in allen Teilbereichen ein "sehr gut". Was aber andererseits wiederum heißt: Den einzig wahren CFD-Broker gibt es nicht. Jeder hat andere Stärken und Schwächen.


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So wurde gewertet

Test: €uro am Sonntag hat das Angebot bundesweit aktiver CFD-Broker mittels schriftlicher Umfrage bewertet. An der Befragung nahmen zwölf der 19 angeschriebenen CFD-Anbieter teil. Deren Angaben wurden stichprobenartig mittels ihrer CFD-Preis-Leistungs-Verzeichnisse, der AGB und weiterer Dokumente zum CFD-Handel auf ihre Richtigkeit geprüft.

Wertung: Maximal gab es 1.000 Punkte. Dafür waren in vier Kategorien insgesamt 714 Angaben zu machen, die mit Punkten bewertet wurden. Bei metrischem Zahlenniveau (etwa Kosten in €, Zinssätzen in %) erfolgte die Punktevergabe relational, teils auch umgekehrt proportional.

Kategorien: Die wichtigste Kategorie war der Bereich Handel. Hier gab es bis zu 450 Punkte. Diese Kategorie war nochmals in fünf Unterkategorien unterteilt. In der Unterkategorie "Basiswerte" (maximal 75 Punkte) wurden das Angebot an Basiswerten, Handelsgarantien, die minimal/maximal mögliche Anzahl an Kontrakten je CFD-Klasse sowie Besonderheiten bei CFDs mit Laufzeitbeschränkung bewertet. Im Bereich "Kursstellung und Orderaufgabe" waren maximal 100 Punkte zu erzielen. Hier wurden Kursstellung, Spreads, Preisgarantien, Requotes, Slipage, Dealing Desk, STP und DMA-Kurse abgefragt. Bei "Order und Handelszeiten" (75 Punkte) ging es um Ordertypen, Orderwege, Ordergültigkeit, Absicherungsorder, Priorisierungen, Teilschließungen und Handelszeiten. Mit der Qualität der "Handelsplattform" waren bis zu 75 Punkte drin. Hier wurde neben den Features auch der angebotene Support sowie das News- und Research- Angebot bewertet. Beim "Handelskonto" (125 Punkte) ging es um Fragestellungen rund um Margin, Margin-Call, Hebel, Overnight-Positionen und Zwangsglattstellungen.

Im Bereich Kosten waren maximal 200 Punkte drin. Hier flossen Kosten für CFD-Handels- und Verrechnungskonto sowie Handelsplattform mit ein, aber auch Kosten, die bei Roundturns in den einzelnen CFD-Klassen entstehen. Dabei wurden auch die Spreads bewertet. Zudem flossen die Kosten von fünf Beispielorders ebenso in die Wertung mit ein wie die Kosten für Overnight-Finanzierungen und für Wertpapierleihe sowie die Kosten bei längerer Inaktivität des Kunden.

Der Bereich Sicherheit, Reporting, Steuern und Recht war für bis zu 330 Punkte gut: Bei der Unterkategorie "Sicherheit" (maximal 220 Punkte) ging es um Risikobegrenzung, Einlagensicherung, Referenzkontoprinzip, Markt- und Handelsstörungen sowie Mistrades. Bei "Reporting, Steuern & Recht" (bis zu 110 Punkte) standen Fragen zu untertägigem und Tagesend-Reporting, deutschem Steuer-Reporting, Abgeltungsteuer, Finanzaufsicht, Gültigkeit deutschen Rechts, Gerichtsstand, rechtliche Stellung und Schadenersatzansprüche an.

In der vierten und letzten Kategorie, Schulung und Technik (maximal 20 Punkte, aus Platzgründen hier nicht abgedruckt), ging es um das Schulungsangebot (Webinare, Seminare), um Informationen rund um den CFD-Handel sowie um Anforderungen an Hardware und den Einsatz spezieller Tradingsoftware.

Benotung: Der Beste der Gesamtwertung erhielt die Note "Sehr gut". Die von ihm erzielte Punktzahl war zugleich die Benchmark für die anderen Anbieter. Wer mehr als 95,00 % der Punkte des Besten erzielte, erhielt ebenfalls ein "Sehr gut". Bis zur Grenze von 80,001 % gab es ein "Gut", bis 70,001 % ein "Befriedigend", bis 50,001 % ein "Ausreichend", bis 25,001 % ein "Mangelhaft", bei weniger als 25,00 % ein "Ungenügend". Die Notenvergabe in den einzelnen Unterkategorien erfolgte entsprechend.