Die Aussichten für das nächste Jahr bleiben sehr gut. Die Hausse ist diesmal viel solider unterfüttert als Ende 2017. Immer mehr Anleger wenden sich in Anbetracht von Nullzinsen und sehr hoch bewerteten anderen Assetklassen dem Bitcoin zu. Die ausufernde Verschuldung der Staaten, die mit der Corona-Pandemie dafür jetzt ein Totschlagargument haben, kann auf längere Sicht nur über steigende Preise weginflationiert werden. Das Ausmaß ist gigantisch. So hat in den USA die Geldmenge seit März um 40 Prozent zugenommen. Für jeden damals existierenden Dollar wurden also 40 Cent neu gedruckt. Der Bitcoin sagt danke.
Die Wall Street fällt um
Der Anfang 2009 ins Leben gerufene Bitcoin ist zwar gerade mal im Teenageralter. Trotzdem wurde er im Jahr 2020 endgültig erwachsen. Lange galt er bei den Traditionalisten an den Finanzmärkten als obskure und vorübergehende Erscheinung. Etwas für Freaks und Nerds. Das ist nun vorbei, die Wall-Street-Player fallen reihenweise um. So steigt der Guggenheim Funds Trust mit insgesamt 500 Millionen Dollar in den Grayscale Bitcoin Trust und damit in Bitcoin ein. Auch von Blackrock, immerhin der größte Vermögensverwalter der Welt, kamen sehr positive Aussagen zum Bitcoin. Ein Einstieg von Blackrock würde enorme Auswirkungen haben - andere große Player dürften dann folgen. Der Einstieg großer institutioneller Investoren wird jedenfalls ein Megatrend. So empfiehlt Fidelity seinen Kunden im Portfoliomix ein Krypto-Investment von ein bis fünf Prozent des Gesamtvermögens. Würden allein die Kunden von Fidelity dem Ratschlag folgen und nur zwei Prozent in Bitcoin anlegen, entspräche das einem Viertel von dessen derzeitiger Marktkapitalisierung. Verschiedene börsennotierte Unternehmen haben bereits freie Cashreserven in Bitcoin angelegt. Den Vogel schießt hier das an der Nasdaq notierte Softwareunternehmen MicroStrategy ab, das fast 41 000 Bitcoin gekauft hat. Aktueller Wert: 750 Millionen Dollar.
Hinzu kommt der anhaltende Zustrom der Privatanleger. Der Zahlungsdienstleister Paypal hat für seine US-Kunden nach Ankündigung im Oktober den Kryptohandel bereits im November freigeschaltet. Für den Bitcoin war das der Startschuss zu einer fulminanten Hausse. Anfang 2021 wird erwartet, dass Paypal den Kryptohandel auch für seine Kunden weltweit freigibt. Das könnte erneut als Raketentreibstoff für den Kurs wirken.
Was sagen die Analysten? Ein Experte der Citigroup traut dem Bitcoin einen Anstieg auf 318 000 Dollar im nächsten Jahr zu. Dagegen ist die Prognose der Bayerischen Landesbank von 90 000 Dollar vor einem Jahr schon wie die Bank selbst - konservativ. Noch zurückhaltender ist Bloomberg. Im gerade veröffentlichten Krypto-Ausblick für 2021 wird ein Anstieg des Bitcoin-Preises auf 40 000 bis 50 000 Dollar für möglich gehalten.
Selbst diese Annahme impliziert mehr als eine Verdopplung. Bricht eine Hysterie wie 2017 aus, ist sogar noch mehr drin. Zur Einschätzung des langfristigen Trends lohnt ein Blick auf den Bitcoin-Chart und ein Vergleich der Kursverläufe vor und nach den beiden letzten Halving-Events.
Die Kursentwicklung in den zweieinhalb Jahren vor dem Halving im Mai 2020 ist der von 2016 extrem ähnlich. Auch der Verlauf nach dem Halving gleicht sich auf erstaunliche Weise. Etwa ein halbes Jahr nach dem Halving 2016 wurde der drei Jahre zurückliegende vorherige Höchstkurs geknackt. Aktuell steht der Bitcoin ein halbes Jahr nach dem Halving im Mai unmittelbar vor dem Bruch der alten drei Jahre zurückliegenden bisherigen Höchstkurse. Was nach dem Bruch im Jahr 2017 passierte, ist bekannt: Der Bitcoin-Preis hat sich innerhalb eines Jahres verzwanzigfacht. Geht diese Analogie weiter, würde der Bitcoin bis Ende 2021 auf 400 000 Dollar explodieren.
Trotz dieser Aussichten bleiben Kryptowährungen eine hochspekulative Beimischung. Nur überschaubare Beträge investieren! Wenn es läuft, erhöht sich der Depotanteil automatisch!
Defi-Token
Heiße Wette
Dabei handelt es sich um klassische Finanzdienstleistungen wie Kredite oder Einlagenverzinsung, die über dezentrale Plattformen wie eine Blockchain abgewickelt werden. Die Idee: Durch Ausschaltung von herkömmlichen Finanzvermittlern erhalten Nutzer besonders attraktive Angebote. DeFi-Token erlebten 2020 einen unglaublichen Hype. Die Kurse stiegen dramatisch, stürzten aber zur Jahresmitte ab. DeFi-Token bleiben ein hochspekulatives Trendthema. Anleger sollten sich dabei auf die größten Namen konzentrieren.
Bitcoin
Starke Nachfrage
Die neu geminten Bitcoin werden durch die Nachfrage weniger Unternehmen mehr als aufgesogen. So hat die Vermögensverwaltung Grayscale zuletzt mehr als die doppelte Menge an Bitcoin gekauft als die durch Miner neu geschaffenen. Die Zahlungsdienstleister Paypal und Square haben zusätzlich rund 110 Prozent der Menge an neuen Coins akkumuliert. Das heißt, dass große Mengen an alten Coins am Markt gekauft werden müssen. Das treibt die Preise. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Die starke Nachfrage von privaten wie institutionellen Anlegern könnte zu einer Art Liquiditätskrise beim Bitcoin führen, die nur über deutlich steigende Preise gelöst werden kann.
CBDC
Keine Konkurrenz
Alle wollen es: China, Russland und viele andere. Das digitale Zentralbankgeld (CBDC) soll Finanzintermediäre teilweise überflüssig machen und schnellere und kostengünstigere Zahlungen ermöglichen. Die EZB will bis Mitte 2021 prüfen, ob ein Projekt zur Einführung eines digitalen Euro gestartet werden soll. China ist als Vorreiter am weitesten. Das digitale Geld ist eine andere Erscheinungsform der nationalen Währungen und unterliegt ebenso der Inflationierung wie das "echte" Geld. Eine Konkurrenz für den Bitcoin ist es keinesfalls.
Tokenized Assets
Gegen Inflation
Tokenized Assets sind digitale Abbildungen von realen Gütern auf einer Blockchain wie etwa Immobilien, Diamanten oder Lizenzrechte. Dadurch können Anleger mit kleinen Bruchteilen an der Entwicklung eines Assets partizipieren. Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance sieht Tokenized Real Assets neben Kryptowährungen als Bausteine von optimierten Portfolios und Instrumente zum Schutz vor Inflation. Sie ermöglichen vielen Anlegern die Teilhabe an alternativen Investments. Auf diesen Trend setzen verstärkt auch Banken.
Non-fungible Token
Für Spiele-Fans
Non-fungible Token (NFT) sind einzigartige kryptografische Token. Sie sind im Vergleich zu fungiblen Token nicht austauschbar, sondern einmalig. NFTs werden oft in Spielen genutzt. So gibt es auch Fußball-Sammelkarten, die als NFT begeben werden. Damit wird auf der Plattform Sorare eine Kombination aus Panini-Sammelalbum und Online-Fußballmanager-Spiel erzeugt. Viele Top-Klubs, darunter nun auch Bayern München, sind inzwischen Partnerschaften mit Sorare eingegangen.
Compound: Schwerpunkt Dezentralisierung
DeFi-Token waren in diesem Jahr die spekulativsten Krypto-Token. Compound ist einer der größten Token im Bereich dieser dezentralen Finanzanwendungen. Bei Coinmarketcap wird er mit einer Kapitalisierung von über 600 Millionen Dollar auf Platz 7 der DeFi-Token geführt und ist bei führenden Kryptobörsen handelbar. Das 2018 gegründete Projekt ist Anbieter einer dezentralen Kreditplattform. Das auf der Ethereum-Blockchain basierende Geldmarktprotokoll berechnet die Zinssätze gemäß Angebot und Nachfrage. Dezentralisierung steht im Fokus. So haben die Entwickler von Compound Labs die Administratorrechte weitgehend auf die Community übertragen. Sie soll bei der Auswahl der unterstützten Coins, Risikoparameter oder Zinsprämien mitbestimmen. Jeder in der Community hat die Möglichkeit, mit guten Ideen eine Änderung des Protokolls anzustoßen. Der Total Value Locked ist in den vergangenen Monaten kontinuierlich gestiegen und beträgt 1,7 Milliarden Dollar. Nach dem Kursverfall seit September hat Compound Anfang November eine Trendwende geschafft, der Preis hat weiterhin großes Potenzial.
Ethereum: Bessere Performance
Ethereum ist die zweitgrößte Kryptowährung und wurde jüngst mit einem Industriemetall der Kryptomärkte verglichen. Denn die Ethereum-Blockchain ist Grundlage von Produkten wie den boomenden dezentralisierten Finanzanwendungen (DeFi) oder den Stable Coins. Deshalb wächst auch das Interesse institutioneller Investoren an Ethereum. Zuletzt hatte sogar die Zahl der Knotenpunkte der Ethereum-Blockchain die von Bitcoin überstiegen. Obwohl Ethereum im Sommer 2015 und damit erst sechs Jahre nach dem Bitcoin-Start an den Markt ging, ist es nun zum größten Blockchain-Netzwerk geworden. Mit dem Dezemberbeginn ging auch die erste Phase des lange erwarteten Übergangs auf Ethereum 2.0 an den Start mit der Umstellung vom Proof of Work auf den Proof of Stake. Bisher sind für die Validierung von Transaktionen im Netzwerk ausschließlich Miner verantwortlich gewesen, nun wird es auch von Validatoren unterstützt. Diese müssen dann eine bestimmte Menge an Ether längere Zeit zur Verfügung stellen und erhalten dafür ein passives Einkommen von 7,0 Prozent pro Jahr. Ethereum hat den Bitcoin mit einer Performance von über 350 Prozent seit Jahresanfang um mehr als das Doppelte outperformt. Das dürfte sich 2021 fortsetzen.
IOTA: Trendwechsel in Sicht
IOTA ist spezialisiert auf automatisierte Bezahlvorgänge zwischen Maschinen im Internet of Things (IoT). Das Projekt arbeitet daran, von internationalen Organisationen als Standard für IoT-Lösungen anerkannt zu werden. Iota basiert nicht auf einer klassischen Blockchain-Lösung, sondern auf Tangles. Das soll Skalierbarkeit, Übertragungsgeschwindigkeit und Transaktionskosten minimieren, was für die Umsetzung von Micro-Payments unabdingbar ist. Iota hat namhafte Partner wie Volkswagen, Microsoft oder Samsung. Doch es gibt ständig Querelen und Abgänge im Management. Iota hat es aber auch ins Finale eines Corona-Hackathons geschafft, wo es darum geht, dezentrale Anwendungen zur Bekämpfung des Coronavirus zu entwickeln. Außerdem wird Iota Teil eines EU-Projekts. Die Smart Citys der Zukunft könnten ein sehr breites Betätigungsfeld bieten. Zuletzt wurde ein Projekt gegen den Klimawandel zusammen mit dem Technologieunternehmen ClimateCheck bekannt. Im November hatte der Kurs gegen den Bitcoin ein Allzeittief erreicht und danach einen ersten Ausbruch nach oben unternommen. Ein nachhaltiger Trendwechsel könnte folgen.
Litecoin: Favorit zum Jahreswechsel
Wegen des Nachholbedarfs zum Bitcoin könnte Litecoin zum Jahreswechsel ein Favorit sein. Litecoin ist eine Hard Fork von Bitcoin aus dem Jahr 2011. Es hat den gleichen Verwendungszweck wie Bitcoin, aber gegenüber diesem einige Vorzüge wie eine deutlich größere Schnelligkeit bei Transaktionen. Dennoch konnte und kann es nicht ansatzweise an dessen unangefochtene Marktdominanz heranreichen. Litecoin gehört zu einem der drei Altcoins neben Bitcoin, die seit Kurzem von US-Bürgern direkt über Paypal gehandelt werden können. Bald nach Jahresbeginn soll dieser Kryptoservice allen Paypal-Nutzern weltweit zugänglich gemacht werden. Die eher unerfahrenen Nutzer des Zahlungsdienstleisters könnten Litecoin allein schon wegen des rund 230-mal geringeren Absolutpreises im Vergleich zum Bitcoin favorisieren. Im Langfristchart ist zu erkennen, dass Litecoin in den vergangenen Jahren immer zum Jahreswechsel eine fulminante Rally gegen den Bitcoin hingelegt hat, nachdem es im Jahresverlauf zu deutlichen Kursverlusten gekommen war. In diesem Jahr sieht es ähnlich aus. Litecoin ist einer der Favoriten für den Jahreswechsel.
Monero: Fokus auf Privatsphäre
Zu den Privacy Coins, die Nutzern eine erheblich größere Anonymität versprechen, gehört Monero. Während der Bitcoin auf einer transparenten Blockchain läuft, können die Transaktionen bei Monero völlig anonym erfolgen. In der Vergangenheit standen Privacy Coins deswegen immer wieder in der Kritik. Denn wegen der nicht nachvollziehbaren Transaktionen werden derartige Währungen auch gern für illegale Aktivitäten verwendet, wie Zahlungen im Darknet oder politische Spenden. Trotzdem gibt es auch legitime Gründe für deren Nutzung. Wegen der zunehmenden Transparenz im Internet suchen Nutzer verstärkt nach Möglichkeiten, die eigene Identität zu verschleiern. Insbesondere in totalitären Staaten kann dieses verdeckte Agieren sinnvoll sein. Andererseits sind diese Währungen auch im Visier der Staaten und könnten fallweise verboten werden. So soll etwa den südkoreanischen Kryptobörsen ab dem ersten Quartal verboten werden, Privacy Coins wie Monero, Zcash oder Dash anzubieten. Die Begründung: Geldwäschevorwürfe. In diesem Zusammenhang hatte sich der Monero-Kurs gegen den Bitcoin seit Mitte Oktober fast halbiert. Nachdem er am unteren Widerstand wieder gedreht hat, dürfte der Kurs kurzfristig beträchtliches Nachholpotenzial haben.
Uniswap: Erfolgreiche Kryptobörse
Uniswap, ein boomender Token im DeFi-Bereich, betreibt die größte dezentralisierte Kryptobörse (englisch "decentralized exchange", kurz DEX) auf der Ethereum-Blockchain. Mit rund 56 Prozent des Umsatzvolumens aller existierenden DEX dominiert Uniswap das Geschehen in diesem Marktsegment. Hier sind mehr Token handelbar als auf Binance, der größten zentralisierten Kryptobörse. Allerdings gibt es praktisch keine Anforderungen für das Listing eines Tokens, sodass dort sehr viele Shitcoins gehandelt werden. Die Plattform ist von einer starken Community getrieben. Keiner kann etwas zensieren oder blockieren, jeder kann ohne Angabe persönlicher Daten handeln. Nach dem Einbruch im November hat sich der Total Value Locked stabilisiert. Laut Coinmarketcap ist der Token mit einer Marktkapitalisierung von über 800 Millionen Dollar der fünft-größte im DeFi-Bereich. Nach dem Handelsstart des UNI-Tokens im September schoss dieser zunächst auf über acht Dollar, bevor er korrigierte. Seit Mitte November bewegt er sich seitwärts im Bereich drei bis vier Dollar. Von einem erneuten Boom bei den DeFi-Token dürfte Uniswap überproportional profitieren.