Wer an der Börse aktiv ist, hat mit Sicherheit schon mehrfach davon gehört: Die Blockchain wird unseren Alltag verändern. Geschäfts- und auch Verwaltungsprozesse können mittels dieser Technologie auf eine völlig neue Ebene gestellt und vor allem immens beschleunigt werden.

Viele Menschen verbinden den Begriff Blockchain automatisch mit Kryptowährungen wie den Bitcoin. Doch was genau ist eine Blockchain? Wie funktioniert sie? Und vor allem: Ist das Prinzip wirklich sicher genug, um große Geldbeträge in Form von Kryptowährungen zu über- tragen?

Bereits der Name verrät, dass es sich bei einer Blockchain im Wesentlichen um eine Kette (chain) beziehungsweise um eine Verkettung von Blöcken handelt. Mit Block wiederum ist in der Sprache der Computerwelt eine Information gemeint. Die eingängigste Übersetzung von Blockchain wäre also Informationskette.

Jedem Block wird zusätzlich ein spezifischer Code oder auch persönlicher Fingerabdruck zugewiesen, der ihn eindeutig identifiziert. Der Fingerabdruck eines Blocks wird in der Informationstechnologie als Hash bezeichnet. Der Hash stellt die Prüfsumme dar, die aus der im Block enthaltenen Information abgeleitet wird. Jeder Block hat demnach seinen eigenen Hash. Zugleich enthält jeder Block den Hash seines Vorgängerblocks in der Kette. Die Hashes fungieren als Bindeglieder. Sie verketten die Informationen in einer fest definierten Reihenfolge.

Das Besondere ist nun, dass Informationen in der Blockchain nicht einfach verändert werden können, da sonst auch der zugeordnete Hash, also der individuelle Prüfcode, geändert werden müsste. Das hätte zur Folge, dass die einzelnen Glieder der Kette nicht mehr stimmig zueinanderpassen. Würde man einen Block dennoch ändern, müsste auch der zugehörige Hash neu berechnet werden - und somit alle darauffolgenden Blöcke und Hashes der Kette angepasst werden. Das Prinzip der Prüfcodes macht diese Technologie besonders sicher.

Um die Architektur einer Blockchain zu verstehen, ist es sinnvoll, einen Blick auf bekannte Kommunikationsplattformen wie Facebook oder Whatsapp zu werfen: Eine Whatsapp-Nachricht gelangt im Unterschied zu einer SMS nicht auf direktem Wege an den oder die Empfänger, sondern geht zuerst auf einem zentralen Server ein, der in der Regel von einem Drittanbieter (Facebook) verwaltet und kontrolliert wird. Von diesem zentralen Server aus gelangt die Nachricht dann letztendlich an den Adressaten. Der zentrale Server, der die eingehenden Nachrichten verwaltet, stellt nur eben manchmal auch ein zentrales Angriffselement für Hacker dar. In der Blockchain gibt es daher keine zentralen Server zur Datenverarbeitung.

Die Informationskette wird über ein dezentrales Netzwerk verwaltet, das sich auf alle an der Blockchain beteiligten Nutzer und Endgeräte wie PCs oder Tablets verteilt. Wie in einer Whatsapp-Gruppe erhält jedes an der Blockchain beteiligte Endgerät und somit jeder Nutzer zeitgleich dieselben Informationen. Jedem Mitglied einer Blockchain liegt also exakt dieselbe Kopie der Informationsverkettung vor - ein weiterer Grund, weshalb die Technologie als besonders sicher gilt. Wird beispielsweise eine Information in der Kette geändert, so wird diese Änderung aufgrund der dezentralen Verwaltungsstruktur von den Rechnern aller beteiligten Mitglieder geprüft. Erst nachdem alle die Änderung verifiziert haben, erlangt sie Gültigkeit. Wegen des Prinzips "jeder kontrolliert jeden" ist auch keine zentrale Vertrauensinstanz vonnöten, da die Blockchain von den Mitgliedern selbst überwacht wird.

Das ist besonders für Geldtransfers von entscheidender Bedeutung. Bei klassischen Bezahlvorgängen per Kreditkarte oder Banküberweisung erhält der Verkäufer des Gegenstands den Betrag nicht direkt vom Käufer, sondern (wie beim zentralen Nachrichtenserver von Facebook) über einen Drittanbieter. Im Fall des Zahlungsverkehrs ist das eine Kreditkartenfirma oder eine Bank. Dieses Prinzip setzt Vertrauen in den Drittanbieter voraus, den es in der Blockchain nicht braucht. Eine Transaktion ist auch hier erst dann vollständig abgeschlossen beziehungsweise gültig, wenn sie für alle Teilnehmer der Blockchain sichtbar ist - wenn sie also als Information in einem Block der Kette abgelegt und von allen anderen Mitgliedern verifiziert wurde.

Zusammengefasst ist eine Blockchain nichts anderes als eine dezentrale Datenbank für eine bestimmte Gruppe von Teilnehmern, die alle mit denselben Informationen versorgt werden und sich gegenseitig kontrollieren. Diese Architektur eignet sich ideal für Transaktionen mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Ripple und Co - sie stellt sogar die Grundvoraussetzung für den Handel mit digitalem Geld dar. Dafür benötigt man virtuelle Geldbörsen. Zu jeder Geldbörse gehören zwei kryptografische Schlüssel. Die Schlüssel sind nichts anderes als lange Zeichenabfolgen. Dabei erhält der Nutzer einen privaten und einen öffentlichen Schlüssel. Der öffentliche Schlüssel stellt zugleich den Usernamen dar, da man in der Blockchain nicht mit echten Vor- und Nachnamen auftritt. Man führt Transaktionen sozusagen unter dem Pseudonym einer Zeichenabfolge (kryptografischer Schlüssel) durch. Der öffentliche Schlüssel ist dabei eine Art Kontonummer, mit der Beträge, Währungen oder andere Werte empfangen werden können. Für den anschließenden Zugriff auf empfangene Werte wird dann wiederum der private Schlüssel benötigt.

Der Schlüssel zum Kryptohandel

Derzeit wird die Technologie vor allem für den Handel mit Kryptowährungen genutzt, da sie gewichtige Vorzüge wie die Systemsicherheit aufweist und ihren Nutzern ein hohes Maß an Anonymität bietet. Zudem unterliegt der Handel mit Kryptowährungen bis dato nur wenigen bis keinen Regularien. Auch bekannte Unternehmen wie Paypal sind sich dieser Vorzüge bewusst und setzen auf die Bezahlmöglichkeit mit Kryptowährungen. Der kürzlich erfolgte Börsengang der Onlineplattform Coinbase, die Kauf, Verwaltung und Verkauf von Digitalwährungen ermöglicht, wurde von Anlegern fulminant gefeiert (wenn auch nur kurz, da die Euphorie inzwischen abgeebbt ist).

Auch Anleger, die noch über keine digitale Geldbörse verfügen, können am Kryptohandel teilnehmen. Eine Auswahl von ETF-ähnlichen ETCs und ETPs (Exchange Traded Cryptos oder Products) finden Sie in der Tabelle. Sie folgen dem Kursverlauf der zugrunde liegenden Digitalwährungen eins zu eins. Einsteigern ist anzuraten, nur kleine Beträge einzusetzen, denn die Kursschwankungen sind extrem, zudem befinden sich Kryptowährungen nach dem steilen Anstieg zu Jahresbeginn aktuell in einer heftigen Korrekturphase.

Das trifft sowohl auf die Klassiker Bitcoin, Ether, Binance Coin und Ripple zu als auch auf Stellar Lumens, ein Projekt, an dem der IT-Riese IBM beteiligt ist, um länderübergreifende Zahlungen in Echtzeit abzuwickeln. Die seriöse Grundlage des Vorhabens ändert nichts daran, dass sich oft alle Kryptowährungen in die gleiche Richtung bewegen, wobei diejenigen aus der zweiten und dritten Reihe naturgemäß noch stärker schwanken als die Schwergewichte.

Doch nicht nur Kryptowährungen können in der Blockchain erfasst und gehandelt werden. Sie stellen lediglich eine von vielen Anwendungsmöglichkeiten dar. Auch Daten ganzer Lieferketten von Unternehmen können in der Blockchain gespeichert werden - sämtliche Waren- und Zahlungsströme inklusive.

Die digitale und dezentrale Erfassung von Patientendaten wäre eine weitere denkbare Anwendungsform. Selbst der Immobiliensektor könnte eines Tages digitalisiert werden. Damit könnten Notartermine überflüssig werden, wenn beide Parteien den Kaufvertrag auf elektronischem Wege verifizieren. Auch Grundbücher könnten digital in einer Blockchain geführt werden, die Eigentumsumschreibung würde nicht mehr Wochen dauern, sondern könnte in Echtzeit erfolgen, sobald der Verkäufer den Geldeingang bestätigt hat. Bis zur Umstellung des Notarwesens und der Grundbuchämter wird sicher noch einige Zeit ins Land gehen.

 


Wallets

Geldbörse der Cyberwelt

Ohne Wallet geht nichts in der Welt der digitalen Coins und Token. Dabei ist schon der Begriff, zu Deutsch Geldbörse, leicht irreführend. Schlüsselbund wäre das passendere Wort. Schließlich werden in Wallets nicht wirklich Kryptowährungen aufbewahrt, sondern lediglich die Schlüssel zu den virtuellen Münzen, ohne die der Besitzer nichts mit ihnen anfangen kann. Der Begriff "Wallet" wurde wahrscheinlich wegen der Parallelen zum herkömmlichen Geld geprägt.

Anders als beim klassischen Geldbeutel, in den niemand, ohne ihn zu öffnen, hineinschauen kann, kann in der Block-chain jeder sehen, wie viel Guthaben in anderen Wallets gespeichert ist. Das geschieht mit einer Zeichenkette, dem sogenannten Public Key. Dirk Röder, Blockchainexperte der IT-Beratung MaibornWolff, vergleicht diesen Public Key deswegen auch mit der Postadresse. Dass der Public Key öffentlich ist, hat einen guten Grund, schließlich soll die Wallet auch Geld empfangen können. Geld ausgeben, sprich Coins an andere senden, kann allerdings nur, wer den Private Key kennt. Geht der Private Key verloren, ist die digitale Geldbörse praktisch nutzlos.

Es gibt zwei Arten dieser digitalen Geldbörsen: Hot Wallets und Cold Wallets. Die "heißen", also die Hot Wallets, sind ständig mit dem Internet verbunden und liegen beispielsweise bei einer Kryptobörse. Wer sie und den entsprechenden Schlüssel besitzt, kann etwa über eine App am Handy auf sie zugreifen und so mit Bitcoin oder anderen digitalen Währungen bezahlen oder Geld transferieren. Ihr Nachteil: Wird die Kryptobörse oder die Website, auf denen die Wallet liegt, gehackt, sind die Schlüssel weg und das Geld somit auch. Blockchainexperte Röder empfiehlt daher, die Hot Wallet wie einen normalen Geldbeutel zu behandeln. "Darin trägt man in der Regel auch nicht sein gesamtes Vermögen mit sich herum."

Die Schlüssel zum übrigen Coin-Vermögen sollte man, so Röder, besser in einer sogenannten Cold Wallet aufbewahren. Diese ist vergleichbar mit einem USB-Stick und muss, um damit Kryptowährungen zu transferieren, an einen internetfähigen Computer angeschlossen werden. Der Vorteil: Da die Cold Wallets nicht mit dem Internet verbunden sind, können sie auch nicht gehackt werden. Wallets wie Ledger Nano oder Trezor sind zudem noch über eine PIN geschützt, weshalb ihre Besitzer, wenn sie die Wallet mit einem ans Internet angebundenen Computer verbunden haben, noch einen Geheimcode eingeben müssen.

 


Token: Am besten einfach testen

Die Blockchaintechnologie liegt auch der sogenannten Tokenisierung zugrunde. Hier wird ein Finanzprodukt digitalisiert und in einem Kettenglied der Blockchain verankert beziehungsweise abgespeichert. Damit gilt ein Wertpapier als verbrieft - nur eben auf digitalem Weg.

Token ist der englische Begriff für Wertmarke. Ähnlich wie bei Kryptowährungen sind also virtuelle Münzen gemeint. Der Vorteil: Wertpapiere wie Anleihen können so in mehrere Teile zerlegt werden. Wird beispielsweise eine Immobilienanleihe im Wert von 1000 Euro mithilfe der Blockchain digitalisiert, kann sie in viele kleine Tranchen im Wert von einem, zehn oder 20 Euro tokenisiert werden. Jede dieser kleinen Einzelanleihen entspricht einem Token.

Durch die digitale Verbriefung werden Besitzverhältnisse (etwa die Anzahl von Aktien oder Anleihen, die einer Person zuzurechnen sind) und Rechte (zum Beispiel die festgelegte Verzinsung oder Ausschüttung) über den Token in der Blockchain nachgewiesen. 

Durch die digitale Verbriefung werden Besitzverhältnisse (etwa die Anzahl von Aktien oder Anleihen, die einer Person zuzurechnen sind) und Rechte (zum Beispiel die festgelegte Verzinsung oder Ausschüttung) über den Token in der Blockchain nachgewiesen. 

Das Prinzip ähnelt einem klassischen Wertpapierdepot, lediglich die Verbriefungsform wird über Zeichencodes und Bits realisiert. Eine Depotbank ist beim Besitz von Token nicht erforderlich, nur eine digitale Geldbörse. 

Nicht wie im Wilden Westen

Tokenbasierte Wertpapiere werden in Deutschland durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) reguliert. 

Nicht oder zumindest nicht vollständig geregelt ist hingegen die gesetzliche Absicherung im Fall von Verlust oder Betrug. Auch eine Einlagensicherung im Schadenfall, wie sie bei Bankguthaben üblich ist, existiert in der Regel nicht.

Vorteile der Token sind, dass sie durch die Zerstückelung nahezu jedem Anleger den Zugang zu einem Investment ermöglichen - auch mit kleinsten Beträgen. Außerdem gelten Token als verwaltungsarm, was bedeutet, dass nur geringe Kosten für Strukturierung und Emission anfallen. Dies wiederum kann dazu führen, dass die Emittenten, also die Herausgeber von Finanzprodukten, höhere Ausschüttungen an Anleger veranlassen als bei klassischen Wertpapieren. Die Token sind, ähnlich wie börsennotierte Papiere, jederzeit handelbar - nur eben über die Blockchain. 

Technologisch gesehen besteht ein Token aus Bits und Bytes, also aus einer Zahlenfolge von Einsen und Nullen, und berechtigt den Inhaber, auf eine bestimmte digitale Ressource in der Blockchain zuzugreifen. Dem Rechtswesen nach stellt ein Token das Eigentumsverhältnis einer Person an einer bestimmten Sache dar - zum Beispiel den Besitz einer Immobilienanleihe im Wert von 500 Euro.

Wie so oft existieren jedoch auch hier schwarze Schafe, die mit dem neuen Modethema das schnelle Geld machen wollen. Bei der Auswahl eines Anbieters von tokenisierten Investments ist für Anleger daher immer auch Vorsicht geboten, eine umfangreiche Recherche im Vorfeld sollte die Mindest-anforderung für Interessenten sein.