Japans Finanzminister Shunichi Suzuki blickt aktuell mit Argusaugen auf die Entwicklung der heimischen Währung. "Wir schauen uns die Bewegungen an den Devisenmärkten und ihre Auswirkung auf die japanische Wirtschaft derzeit sehr genau an", sagte er kürzlich in Tokio. Nicht ohne Grund sind derzeit viele Blicke auf den Yen gerichtet. Denn das neue Jahr war erst wenige Tage alt, als Nippons Währung gegenüber dem US-Dollar auf ein Fünf-Jahres-Tief bei 116,35 Yen rutscht.
Schwache Erholungsphase
Die Voraussetzungen für den Greenback und den Yen könnten derzeit kaum unterschiedlicher sein: Während die US-Notenbank immer deutlicher auf einen Kurs künftiger Zinserhöhungen einschwenkt, bleibt die Bank of Japan (BOJ) eisern bei ihrer ultralockeren Geldpolitik. Von den großen Industrienationen hat sich Japan bisher am wenigsten von der Coronakrise erholt. Der Aktienmarkt verzeichnete 2021 gemessen am Topix-Index ein Plus von nur zehn Prozent und blieb damit hinter dem Dow Jones und auch dem DAX zurück.
Verständlich, dass die BOJ ihren Fuß noch nicht vom Gas nehmen will. Zumal auch die Inflationsrate deutlich unter dem angestrebten Ziel von zwei Prozent verharrt. Und traditionell bevorzugt die japanische Politik einen schwachen Yen, da er dem Exportsektor des Landes einen Wettbewerbsvorteil liefert.
Doch diese Einstellung scheint sich allmählich zu ändern. Erst unlängst verwies BOJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda auf die Tatsache, dass viele japanische Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagert haben. Deshalb würde ein schwacher Yen das Exportvolumen nicht mehr in dem Umfang steigern, wie das früher der Fall gewesen sei. Zugleich sei die schwache Landeswährung eine zunehmende Belastung für die Haushalte, da Japan mehr und mehr auf Rohstoffimporte angewiesen sei. Die Ausgabenlust der Verbraucher ist aktuell sehr gedämpft, die Konsumausgaben sind den vierten Monat in Folge gesunken.
Wird die BOJ etwas gegen die weitere Abschwächung des Yen unternehmen? Beobachter halten das für eher unwahrscheinlich. Seit 2011, als das Reaktorunglück von Fukushima das Land erschütterte, hat Japan nicht mehr auf dem Devisenmarkt interveniert. Und die gegenwärtige Yen-Entwicklung, so sehen es viele Analysten, spiegle lediglich die schwache Wirtschaft, die nachlassende Wettbewerbsfähigkeit und die zunehmende Verschuldung des Landes wider.
Der Status des Yen als Krisenwährung hat jedenfalls deutliche Risse bekommen. Spekulative Anleger, die eine weitere Abschwächung gegenüber dem Dollar erwarten, können mit dem dreifach gehebelten ETN WisdomTree Short JPY Long USD 3x Daily (ISIN: JE 00B 3WF MB8 4) partizipieren.