Bei allen Anlagealternativen stellt sich die Frage nach dem richtigen Einstiegszeitpunkt. Idealerweise wären das die Tiefstkurse. Der Bitcoin macht hier keine Ausnahme. Doch angesichts einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung wie bei dieser Kryptowährung nützt es nichts, den viel niedrigeren Kursen der Vergangenheit hinterherzutrauern. Es gibt bisher nur sehr wenige Zeiträume, während der man bei einem Bitcoin-Einstieg bis heute eine schlechtere Performance als mit dem DAX oder mit Gold gemacht hätte. Einer wäre zum Allzeithöchststand des Bitcoin bei knapp 20 000 Dollar gewesen, ein weiterer der Höchststand von Ende Juni 2019, als der Wert bei mehr als 13 000 Dollar lag.
Besser als Gold
Abgesehen von diesen kurzen Zeiträumen hätte ein Investment in Bitcoin meist erheblich bessere Renditen erbracht als eines in den DAX oder in Gold. So erzielte der deutsche Leitindex seit Anfang 2019 ein Plus von drei Prozent, Gold 32 Prozent und der Bitcoin 141 Prozent. Seit Jahresanfang 2020 ergibt sich beim DAX ein Minus von 18 Prozent, bei Gold ein Plus von elf Prozent und beim Bitcoin ein Plus von 40 Prozent. Betrachtet man Zeitpunkte vor 2018, dann nimmt die Outperformance des Bitcoin sogar surreale Züge an.
Diese Vergleiche zeigen den eindeutigen langfristigen Trend nach oben. Und sie führen zu der Erkenntnis: Es war (fast) nie falsch, den Bitcoin unter langfristigen Aspekten zu kaufen. Davon Abstand nehmen sollte man allerdings, wenn der Kurs in den Wochen und Monaten zuvor einen parabolischen Verlauf hingelegt hat. Die zwei prägnantesten Beispiele dafür sind der Lauf von September bis Dezember 2017, als der Bitcoin von 4000 Dollar auf fast 20 000 Dollar explodierte, sowie der Anstieg von April bis Juni 2019, der von 4000 Dollar auf über 13 000 Dollar führte.
Diese Aussage scheint im Widerspruch zu den kurzfristigen Kurskapriolen zu stehen. So sorgte am Sonntagmorgen im asiatischen Handel wieder einer der berüchtigten Flash Crashes für Unruhe, bei dem der Bitcoin-Preis innerhalb weniger Minuten um 15 Prozent abstürzte, um sich dann sofort wieder um sieben Prozent zu erholen. Im Tief kam der Preis dann nahe an die 200-Tage-Linie, die aktuell etwas über 8000 Dollar verläuft. Zuvor hatte der Bitcoin kurz die magische Schwelle von 10 000 Dollar überschritten.
Hohe Hebel sorgen für Schwankungen
Zur Vehemenz des Kursrückgangs dürften hier einmal mehr die hoch gehebelten Handelsmöglichkeiten auf den Derivate- Kryptobörsen wie BitMEX beigetragen haben. Diese sind alles andere als ein Segen für den Gesamtmarkt, denn sie können die Kursschwankungen enorm verstärken.
So wurde das Sentiment mit der Annäherung an die 10 000er-Marke zuletzt immer bullisher. Die Trader wurden mit ihren Long-Positionen dann kalt erwischt und die Liquidierungen beschleunigten den Flash Crash.
Allein auf BitMEX sollen Bitcoin-Longpositionen im Wert von 230 Millionen Dollar liquidiert worden sein. Derartige Effekte wurden in der Vergangenheit schon mehrfach beobachtet. Der drastische Kurssturz hatte auch den zeitweisen Ausfall des Handels auf der wichtigen amerikanischen Kryptobörse Coinbase zur Folge. Da der Kurssturz am Wochenende stattfand, hat sich außerdem um die 10 000 Dollar eine Lücke bei den an der CME gehandelten Bitcoin-Futures gebildet. Denn dort findet - im Gegensatz zu den Kryptobörsen - am Wochenende kein Handel statt. In der Vergangenheit war dabei oft zu beobachten, dass sich nach einer solchen Lücke diese meist kurzfristig wieder schließt.
Die Bitcoin-Volatilität nahm wie erwartet vor dem Halving am 12. Mai deutlich zu, dies wird wahrscheinlich noch eine Weile so bleiben. Wie bei den vergangenen beiden Halvings 2012 und 2016 könnten die Kurse kurzfristig deshalb noch anfällig bleiben. Danach stehen die Chancen aber weiterhin gut, dass der Bitcoin-Preis im zweiten Halbjahr und 2021 in einen parabolischen Verlauf nach oben schwenkt. Deswegen sollte man der langfristig ausgerichteten Anlagestrategie treu bleiben und sich nicht durch kurzfristige Kursschwankungen davon abbringen lassen.
Natürlich wäre beim Corona-Crash ein optimaler Moment für den Bitcoin-Kauf gewesen. Aber auch jetzt ist noch ein guter Einstiegszeitpunkt.