In schwierigen Märkten können aktive Fonds passive Portfolios leichter schlagen. Heißt es häufig, stimmt 2022 aber leider nicht. Von Andreas Hohenadl
Aktive Fondsmanager können Anleger nicht beeindrucken.“ Zu diesem Fazit kommt eine aktuelle Untersuchung des Analysehauses Morningstar. Die Experten haben überprüft, wie gut aktive Fonds im Einjahreszeitraum bis Ende Juni 2022 gegenüber passiven Konkurrenten wie ETFs abgeschnitten haben.
Die Erwartung war eigentlich, dass aktive Manager in einem volatilen Marktumfeld, das geprägt ist von Inflation, Lieferkettenproblemen und Russlands Invasion in der Ukraine, durchschnittlich besser abschneiden würden als passive Anlagevehikel.
35 Prozent waren erfolgreich
Doch das war nicht der Fall. Das Research-Team von Morningstar stellte fest, dass in den 43 analysierten Aktienkategorien im Durchschnitt nur 35 Prozent der aktiven Fonds ihre passiven Vergleichsportfolios im Einjahreszeitraum übertrafen. Das heißt im Umkehrschluss, dass fast zwei Drittel der passiven Fonds in den betreffenden zwölf Monaten bessere Erträge brachten. Morningstar betrachtete für die Untersuchung fast 30 000 aktive und passive Fonds mit Sitz in Europa. Sie repräsentieren fast drei Viertel des gesamten europäischen Fondsmarkts.
Ihre Flexibilität im Vergleich zu den passiven Rivalen hat die aktiven Fondsmanager nicht wirklich weitergebracht. Normalerweise sollte sie dafür sorgen, in einem Abschwung die schlimmsten Verluste zu vermeiden. „Doch das hat über den betrachteten Zeitraum nicht geklappt“, sagt Dimitar Boyadzhiev, Senior Analyst im Morningstar-Research-Team für passive Strategien.
Aktiv investieren oder passiv investieren?
Langfristig sei der wichtigste Grund für das schlechte Abschneiden von aktiven Fonds, dass die Portfolios aufgrund mangelnden Erfolgs wieder aufgelöst werden. Dazu führe zum einen, dass die Fondsmanager die falsche Aktienauswahl treffen. Zusätzlich belasten die höheren Verwaltungsgebühren im Vergleich zu den passiven Portfolios. So haben in den vergangenen zehn Jahren weniger als ein Drittel der aktiven Fondsmanager ihre passiven Vergleichsportfolios geschlagen.
Wer zu dieser Minderheit gehörte, hatte sich meist in bestimmten Segmenten positioniert. „Ein wichtiger Treiber waren erfolgreiche Wetten auf den Gesundheits- und Technologiesektor, die in den zurückliegen- den zehn Jahren beeindruckende Leistungen erbracht haben“, stellt Boyadzhiev fest.
Löbliche Ausnahmen
Auch im Einjahresvergleich gibt es löbliche Ausnahmen: In immerhin sieben Aktienkategorien gelang es aktiven Fondsmanagern, eine Erfolgsquote von mehr als 50 Prozent zu erzielen. Dazu zählt auch die Kategorie USA Large Cap Value, also unterbewerte US-Standardaktien. Anleger sind dieses Jahr zum Beispiel mit den Aktienfonds Robeco BP US Premium Equities (ISIN: LU0226953718) oder dem JP Morgen US Value (LU0119066131) gut gefahren.
Dieser Artikel erschien zuerst in Euro am Sonntag 46/2022. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.