Ein Portfolio, das seit 1997 nur in einem einzigen Jahr negativ abschnitt? BÖRSE ONLINE zeigt, wie das funktioniert:

Die Historie dieses Portfolios liest sich fast schon zu gut, um wahr zu sein. Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende? Kein Thema. Der Super-Crash in der Finanzkrise? Über sechs Prozent zugelegt. Lediglich 2022 schnitt das besagte Portfolio mit einem Verlust von 15,6 Prozent negativ ab. Der Haken? Den gibt es nicht. Denn das Portfolio ist nicht nur superkonstant, sondern schlägt langfristig auch den Aktienmarkt.

Beeindruckende Performance mit dem Super-Sicher-Depot

Richtig, bei einer durchschnittlichen Jahresrendite von 13,03 Prozent kann der US-Leitindex S & P 500 im selben Zeitraum mit 8,64 Prozent nicht mithalten. Anleger, die 1997 in das Super-Sicher-Depot 10 000 Euro investierten, hätten somit nicht nur deutlich ruhiger schlafen können, sondern wären heute auch um 234 000 Euro reicher. Zum Vergleich: Der breite amerikanische Aktienmarkt brachte in der Zeit einen Gewinn von lediglich 76 850 Euro ein. 

Und die Marktkorrelation des Super-Sicher-Depots lag nur bei 0,45. Statt auf Diversifikation setzt das Depot auf Fokussierung. Genauer gesagt auf die robustesten Aktien seit 1997. Hierzu hat BÖRSE ONLINE den Aktienmarkt nach jenen Dauerläufern abgesucht, die bereits seit über 20 Jahren mit einer hohen jährlichen Erfolgsrate glänzen. Konkret: nach Aktien, die in den meisten Jahren seit 1997 eine positive Rendite aufweisen können. Der Zeitraum wurde bewusst gewählt, schließlich sollten alle großen Krisen der vergangenen Jahrzehnte berücksichtigt werden, um insbesondere die Standfestigkeit in Krisenzeiten festzustellen. 

In die finale Auswahl haben es dabei fünf Aktien geschafft, die die Basis des Portfolios bilden und mit jeweils 14 Prozent gewichtet sind. Ein Überblick:

Nestlé – das Schweizer Imperium

Das einzige nichtamerikanische Unternehmen ist der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé. Lediglich fünf Verlustjahre seit 1997 weist dieser Dauerbrenner auf, der noch dazu seit 37 Jahren die Dividende nicht mehr gesenkt hat und seit 26 Jahren in Folge sogar steigert. Prädikat: Dividendenaristokrat. Wie groß die Marktdominanz der Schweizer ist, zeigte sich auch 2022. Dank der enormen Preissetzungsmacht konnte der Konzern den Umsatz um 8,4 Prozent auf 94,4 Milliarden Schweizer Franken steigern und so die operative Marge relativ stabil halten. Für 2023 erwartet das Unternehmen ein organisches Umsatzwachstum zwischen sechs und acht Prozent. Zumindest die nächste Dividendenerhöhung scheint so gut wie in trockenen Tüchern zu sein.

Nestlé (WKN: A0Q4DC)

Walmart – der Klassiker

26 Jahre steigende Dividenden bei Nestlé? Das toppt der amerikanische Einzelhandelsgigant Walmart mit Leichtigkeit. Seit nunmehr 50 Jahren steigert der Konzern aus Arkansas die Ausschüttung. Die über 10 500 Filialen des Megakonzerns generierten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 573 Milliarden US-Dollar. Der Aktienkurs verlor 2022 lediglich 0,47 Prozent an Wert. Von allen fünf Aktien steuert Walmart das geringste Risiko zum Gesamtportfolio bei.

Walmart (WKN: 860853)

Church & Dwight – der Dauerbrenner

Wenn eine Aktie das Prädikat „Besonders zuverlässig“ verdient hat, dann ist es Church & Dwight. Das amerikanische Konsumgüterunternehmen mit Fokus auf Körperpflege- und Haushaltsprodukte hat seit 1997 lediglich drei Jahre im Minus abgeschlossen. Außerdem auffällig: Mit einem Wert von 0,29 ist Church & Dwight die Aktie im Portfolio mit der niedrigsten Korrelation zum Markt. Ein immenser Pluspunkt. Gemessen an der Sharpe-Ratio, die die Gesamtvolatilität ins Verhältnis zur Rendite setzt, bietet die Aktie seit 1997 ebenfalls das beste Rendite-Risiko-Verhältnis. 2022 stieg der Umsatz um 3,6 Prozent und übertraf die eigene Zielsetzung von drei Prozent. 2023 soll das Wachstum ungefähr in dem Tempo weitergehen, der operative Gewinn gar noch deutlich schneller steigen. Und beim Thema Dividende gibt es wohl kein Unternehmen, nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auf der ganzen Welt, bei dem sich Anleger derart sicher sein können, dass auch nächstes Quartal eine Zahlung folgt: Seit 122 Jahren zahlt Church & Dwight eine Quartalsdividende — ohne Unterbrechung! Selbst im Ersten und Zweiten Weltkrieg durften sich Anleger über Ausschüttungen freuen.

Church & Dwight (WKN: 864371)

McCormick – gewürzte Gewinne

Ein Steak ohne Pfeffer? Ein Chili con Carne ohne Chili? Ein Bratapfel ohne Zimt? Undenkbar, oder? Gut, dass es den amerikanischen Gewürz- und Kräuter-Giganten McCormick gibt. Ein Geschäftsmodell, das wohl kaum krisenresistenter sein könnte. Schließlich sind Grundgewürze für zu Hause wohl so ziemlich das Letzte, worauf Menschen bei ihrer täglichen Nahrung verzichten wollen. Dementsprechend sieht auch der Kurschart aus: Keine andere Aktie in der Auswahl glänzt mit einer derart niedrigen Durchschnittsvolatilität von 18,61. Der maximale Drawdown — also der größte Rückschlag seit 1997 — von minus 28,81 ist ebenfalls beeindruckend. Die unter Druck geratene Marge sorgte zwar zuletzt für Ernüchterung bei den Aktionären, doch sieht sich die Chefetage gut gewappnet: Der operative Gewinn soll 2023 um zehn bis zwölf Prozent steigen. Es wäre nicht die erste kritische Situation, aus der sich der Gewürzspezialist befreit. Seit nunmehr 37 Jahren steigt im Übrigen die jährliche Dividende.

McCormick & Company, Incorporated (WKN: 858250)

Public Storage – pure Konstanz

1972 eröffneten Wayne Hughes und Ken Volk ihren ersten öffentlichen Lagerraum in El Cajon, Kalifornien. Der erste Kunde war ein Vertriebshändler für STP Motor Oil. Er brauchte einen Ort, an dem er die Kanister lagern konnte, die auf Drängen seiner Frau aus seiner Einfahrt verschwinden mussten. Heute, knapp über 50 Jahre später, ist Public Storage der größte amerikanische Immobilienkonzern für Selbsteinlagerung. Das Unternehmen hält Anteile an über 2800 Lagerräumen in 40 US-Bundesstaaten und ist weiterhin auf Expansionskurs: Erst kürzlich veröffentlichte Public Storage ein Übernahmeangebot für den kleineren Wettbewerber Life Storage im Volumen von elf Milliarden US-Dollar, welches allerdings abgelehnt wurde. Die Verhandlungen gehen damit jetzt in die nächste Runde. Public Storage agiert in einem Wachstumssegment: Bis 2027 soll der globale Markt für Self Storage jährlich im Schnitt um 5,65 Prozent auf insgesamt 71,37 Milliarden US-Dollar anwachsen. Der REIT ist vor allem deshalb spannend, weil er ein Nischenprofiteur der Mietexplosionen in den Metropolen dieser Welt ist. Denn durch den knappen und vor allem teuren Wohnraum für immer mehr Menschen, die es in die Großstädte zieht, steigt ebenso der Bedarf für Einlagerungsflächen. Damit ein Depot wirklich supersicher wird, sollte es jedoch nicht nur aus Aktien bestehen. Die fünf bislang vorgestellten Papiere machen insgesamt 70 Prozent aus. Um die Nerven zu schonen, sollten jedoch Anleihen und Gold nicht fehlen.

Public Storage (WKN: 867609)

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Ergänzung 1 – US-Staatsanleihen

Mit einem Anteil von 20 Prozent setzt das Portfolio auf lang laufende US-Staatsanleihen, sogenannte US-Treasuries. Bunt und schmackhaft: Gewürze aus dem Sortiment von McCormick Bild: TONO BALAGUER/iStock Diese können sich Anleger einfach und kostengünstig via ETF ins Depot holen, beispielsweise mit dem iShares USD Treasury Bond 20+yr ETF. Mit einer Marktkorrelation von minus 0,17 seit 1997 sind die US-Staatsanleihen ein wichtiges Gegengewicht zum hohen Aktienanteil im Depot.

Ergänzung 2 – Gold

Ebenfalls nicht fehlen darf Gold (abbildbar zum Beispiel über das ETF-ähnliche Xetra-Gold). Mit einem Anteil von zehn Prozent komplettiert es das Super-SicherDepot. Und gerade in diesem Jahr könnte sich das auszahlen. Denn nach der großen Enttäuschung 2022 für Goldanleger scheint nun vieles für das Edelmetall zu sprechen: Die Vergangenheit zeigt, dass es mit Gold typischerweise aufwärtsgeht, wenn ein Zinserhöhungszyklus ausläuft. Sollte der Zenit der Inflation tatsächlich schon überschritten sein, dürfte dies unterstützend für den Goldpreis wirken. Da Gold eine Art Antidollar darstellt, ist es in Euro gerechnet der am wenigsten volatile Rohstoff überhaupt.

Fazit: Eine starke Rendite

Eine jährliche durchschnittliche Rendite von über 13 Prozent bei halbem Risiko macht in knapp zehn Jahren aus 30 000 Euro 100 000 Euro — mit einer Basis aus hochwertigen Stabilitätsaktien und einer Beimischung von Anleihen und Gold. Mit nur sieben Depotpositionen. Ohne viel Aufwand. Mit Qualität statt Quantität.

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