Viele Anleger rechnen damit, dass das Schlimmste für Aktien bald überstanden sein wird. „Dies dürfte sich jedoch als fataler Irrtum erweisen“, sagt Daniel Hartmann, Chefvolkswirt vom Fondsanbieter Bantleon. Seine Prognose für Aktien und Anleihen. Von Ralf Ferken
„Unsere Indikatoren sind steil nach unten gerichtet“
„Die Weltwirtschaft dürfte in eine Rezession schlittern – und die USA sollten sich dabei als treibende Kraft erweisen“, sagt Daniel Hartmann. „Deshalb werden die Aktienmärkte im Jahr 2023 massiv unter Druck geraten, während Top-Staatsanleihen ein Comeback feiern.“
Zum Ausdruck käme dies in den vorlaufenden Frühindikatoren, die Bantleon verwendet. „Unsere Indikatoren sind alle bis weit ins Jahr 2023 steil nach unten gerichtet“, erklärt Hartmann, so dass der konjunkturelle Tiefpunkt demnach erst im 2. Halbjahr 2023 durchschritten sein dürfte.
Daher würden die Gewinnmargen und der Konsum stark unter Druck geraten. Bantleon rechnet für 2023 zum Beispiel mit einem Rückgang der Unternehmensgewinne in den USA und Europa von 10 % bis 20 %.
DAX könnte auf 10.000 Punkte fallen
„Alles in allem besteht an den globalen Aktienmärkten – ausgehend vom aktuellen Kursniveau – ein Rückschlagpotenzial von mindestens 25 %“, sagt Hartmann. „Der DAX sollte daher bis Ende 2023 in Richtung 10.000 Punkte fallen und der S&P 500 in Richtung 3.000 Punkte“, ergänzt er.
Deutlich besser schätzt Hartmann die Aussichten für Top-Staatsanleihen ein, weil der Hochpunkt der Leizinsen in greifbare Nähe gerückt sei und die Renditen von Staatsanleihen kräftig fallen dürften.
Bei 10-jährigen Bundesanleihen winken Kursgewinne
„Die Renditen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen sehen wir entsprechend Ende 2023 bei 1,00 % und 10-jährige US-Treasuries bei 2,50 %", sagt Hartmann. Käme es so, würde die Kurse dieser Anleihen steigen. Zumindest positive Erträge könnten Euro-Unternehmensanleihen mit einem Investment-Grade-Rating bringen.
Vorsicht sei dagegen bei inflationsgeschützten Staatsanleihen (Linker), Rohstoffen und bonitätsschwachen Unternehmensanleihen (High-Yields) angebracht.
„Comeback für Top-Staatsanleihen“
Das Fazit von Daniel Hartmann: „2023 wird ein klassisches Risk-off-Jahr. Das zentrale Thema wird die weltweite Rezession sein. Darunter dürften alle Risikoassets leiden. Top-Staatsanleihen sollten dagegen ein Comeback feiern. Investoren winken in diesem Segment hohe Kursgewinne und erstmals seit langem wieder Zinserträge.“
Short-ETFs auf DAX und S&P 500
Wer die Strategie von Bantleon 1:1 umsetzen wollte, könnte auf der Aktienseite den Xtrackers ShortDAX Daily Swap ETF oder den Xtrackers S&P 500 Inverse Daily Swap ETF kaufen. Fallen der DAX und der S&P 500 an einem Börsentag um 1 %, steigen beide Short-ETFs an diesem Tag um 1 %.
Auf der Bondseite könnten Anleger auf den iShares eb.rexx Government Germany 10.5+yr ETF oder den iShares USD Treasury Bond 20+yr ETF setzen. Beide Renten-ETFs investieren in langlaufende Staatsanleihen aus Deutschland sowie den USA und offerieren hohe Kursgewinne, falls die Anleiherenditen wieder fallen sollten.