Die Konzentration auf heimische Werte gilt in der Portfoliotheorie als riskant. Zuletzt jedoch hat der "home bias" Anlegern keineswegs geschadet: Deutsche Aktienfonds fuhren ordentliche Renditen ein.
Die Spitze ist hart umkämpft, die Performance-Unterschiede fallen in der Anlagekategorie "Aktienfonds Deutschland" nur gering aus - obwohl die Portfolios mitunter deutlich voneinander abweichen.
Mit einem Jahresplus von 32,9 Prozent rangiert der MEAG ProInvest auf Platz 1. Fondsmanager Jörg Hoppe hat Pharma- und Chemiewerte wie Morphosys, Compugroup Medical oder Bayer mit 30 Prozent gewichtet, während auf Finanzwerte nur rund neun Prozent entfallen. "Das aktuelle Konjunktur- und Zinsumfeld spricht momentan nicht für Banken. Trotz Kostensenkungsprogrammen bei den beiden deutschen Großbanken sehen wir derzeit wenig Chancen, die Gewinne deutlich zu steigern", sagt Hoppe.
Zu den Renditetreibern des 250 Millionen Euro schweren Fonds zählte 2019 unter anderem der Berliner Kochboxenversender Hellofresh. Trotz des starken Kursanstiegs im Lauf des Jahres hält Hoppe die Bewertungen deutscher Aktien noch nicht für zu hoch.
Gefahr steigender Ölpreise
Allerdings warnt der Manager vor einem steigenden Ölpreis. Höhere Energiepreise könnten seiner Meinung nach die Weltkonjunktur bremsen und die Kurse insbesondere deutscher Aktien drücken.
Der DWS Aktienstrategie Deutschland mit Fondsmanager Hansjörg Pack weist gegenüber dem Erstplatzierten zum Stichtag einen Rückstand von einem Prozentpunkt auf, hat aber über fünf Jahre die Nase vorn.
Pack legt die ihm anvertrauten Mittel in Höhe von gut vier Milliarden Euro in Standardwerte, wachstumsstarke Mid Caps und in Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung an. Infolge zusätzlicher Future-Long-Positionen liegt der Investitionsgrad derzeit bei 117 Prozent.
Pack hat IT-Werte wie SAP mit 25 Prozent gewichtet, auf Finanzwerte entfallen 17 Prozent. 49 Prozent der Mittel stecken in Nebenwerten. Auf Einzeltitelebene habe sich im Dezember unter anderem das Übergewicht in Bechtle und Infineon positiv auf die Wertentwicklung des Fonds ausgewirkt, schreibt Pack in seinem jüngsten Kommentar.
In puncto Anlagestil setzt der Manager weiterhin auf Growth, also Aktien mit hoher Bewertung, aber auch hohem Wachstum. Für dieses Jahr schließt er einen geringeren Appetit der Anleger auf Safe-Haven-Anlagen und eine Rotation in riskantere Sektoren nicht aus. Den DAX sieht Pack Ende Dezember bei 14.000 Punkten.
Auf Platz 3 findet sich der mit rund 40 Millionen Euro ausgestattete Berenberg Aktien Strategie Deutschland. Der nach dem Weggang von Henning Gebhardt verantwortliche Fondsmanager Andreas Strobl favorisiert Quality-Growth-Werte, also Marktführer, die auch in konjunkturell schwachen Phasen wachsen können. Zu den Top-Ten-Positionen des 50 bis 70 Aktien umfassenden Portfolios zählen Airbus, Linde und SAP. 60 Prozent der Mittel hat Strobl in DAX-Werte angelegt, 40 Prozent in Nebenwerte.
Hoher Frauenanteil
Mit 31,1 Prozent landet Christian von Engelbrechten mit seinem Fidelity Germany auf Platz 4. Um in das derzeit aus knapp 50 Aktien bestehende Portfolio aufgenommen zu werden, müssen die Unternehmen in der Regel eine Kapitalrendite von über zehn Prozent erzielen. Der seit neun Jahren für den Fonds verantwortliche Manager sucht immer wieder den direkten Kontakt mit den Unternehmenschefs.
"Ich möchte wissen, wie sie ein über den allgemeinen Markterwartungen liegendes Gewinnwachstum erreichen wollen", sagt von Engelbrechten. Bei der Titelauswahl wird der Manager von einem starken Team unterstützt. Auch die Finanzkraft von Fidelity hilft, Anlageentscheidungen zu untermauern. So führt die Gesellschaft immer wieder Umfragen bei Kunden durch, wie zufrieden sie mit den Produkten der für ein Investment infrage kommenden Unternehmen sind.
Im Verfolgerfeld findet sich der Ampega Gender Plus Aktienfonds. Manager Sebastian Riefe hat einen besonderen Ansatz - er bevorzugt Unternehmen mit einem hohen Anteil von Frauen in Führungsetagen. Seiner Meinung nach wirkt sich dies positiv auf Gewinn- und Kursentwicklung aus. Dieses Investmentkriterium sieht er unter anderem bei SAP, Allianz und Henkel erfüllt.