Seit Jahresbeginn jagt an den Börsen ein schlechter Tag den nächsten. Doch es gibt ein Segment, das sich tatsächlich besser gehalten hat als der breite Aktienmarkt - und erst recht die Wachstumsaktien hinter sich lassen konnte. Es sind die zwischenzeitlich immer wieder als langweilig gescholtenen Dividendentitel.
Das liegt natürlich auch daran, dass viele Energiekonzerne regelmäßig hohe Ausschüttungen leisten und die Aktien dieser Konzerne aktuell aufgrund des Ukraine-Kriegs zu den wenigen Gewinnern zählen. Doch es steckt noch mehr hinter der zunehmenden Attraktivität der Dividendenaktien: Sie zählen grundsätzlich zu den Anlagen, die vom aktuellen makroökomischen Umfeld profitieren können. Wenn die Inflation hoch ist, das Zinsniveau steigt und das Wirtschaftswachstum sich verlangsamt, bieten diese Titel Schutz. Denn ein Unternehmen, das jetzt genug verdient, um eine attraktive Dividende zu zahlen, erscheint sicherer als eines, das erst in einigen Jahren schwarze Zahlen schreibt. Zudem verteuert sich für Wachstumsfirmen durch höhere Zinsen die Kreditaufnahme.
Außerdem sind Firmen mit relativ resilienten Geschäftsfeldern unter den Dividenden-Champions überproportional vertreten. Daher sind Anleger in der Vergangenheit sowohl während der Finanzkrise und dem Dotcom-Crash als auch im stagflationären Umfeld der 1970er mit Dividendentiteln recht gut gefahren.
Kostenvorteile von ETFs
Obwohl diese Fakten weithin bekannt sind, werden Dividendenaktien immer noch mit einem starken Bewertungsabschlag gegenüber Growth-Titeln gehandelt. Doch der Trend zeigt nach oben: "Diese Bewertungslücke hat begonnen, sich zu schließen", sagt Jakob Tanzmeister, Multi-Asset-Experte bei JP Morgan. Und auch wenn sich die Anleiherenditen den Dividendenrenditen langsam wieder annähern, hält er die Aktien für sehr attraktiv.
Anleger können sich das Dividendenuniversum mit ETFs ins Depot holen. Von der Performance her müssen diese sich vor den aktiv gemanagten Dividendenfonds nicht verstecken, kosten aber nur einen Bruchteil der Gebühren. Generell hat es sich bewährt, nicht nur auf hohe Ausschüttungen, sondern auf Kontinuität und Wachstum der Dividendenzahlungen und solide Unternehmenskennzahlen zu achten. Die meisten ETFs tragen diesen Erkenntnissen Rechnung.
In den vergangenen drei Jahren haben sich Dividenden- ETFs, die den US-Markt abbilden, am stärksten entwickelt. Im Fidelity US Quality Income ETF (siehe Tabelle unten) sind beispielsweise 120 große und mittelgroße Unternehmen vertreten, die qualitativ hochwertige fundamentale Merkmale aufweisen. Überprüft werden dafür die Free-Cashflow-Marge, die Rendite des investierten Kapitals und die Stabilität des Free Cashflow. Neben Apple und Microsoft gehören Telekommunikationsfirmen wie Verizon und Comcast sowie die Pharmakonzerne Abbvie und Pfizer zu den größten Positionen.
Maximale Risikostreuung
Wer lieber einen Fokus auf europäische Werte legen will, kann den iShares MSCI Europe Quality Dividend kaufen. Bei dessen Zusammenstellung wird auf kontinuierlich überdurchschnittliche Dividendenzahlungen geachtet, die Einzeltitel dürfen einen Portfolioanteil von vier Prozent nicht überschreiten. Der ETF hält 57 Titel und streut die Investments relativ gleichmäßig über die Sektoren. 38 Prozent stammen aus Großbritannien, etwa die Rohstoffriesen Rio Tinto und Anglo American.
Die ganze Welt bildet der Vanguard FTSE All World High Dividend Yield ab. Mit über 1.100 Titeln bietet er maximale Risikostreuung. Er eignet sich auch gut als Sparplan.